"Königreich Deutschland": Wie sich ein gelernter Koch ein Fantasie-Reich aufbaute

Leipzig/Lutherstadt Wittenberg/Halsbrücke - Im Mai verbietet das Bundesinnenministerium das "Königreich Deutschland" (KRD) und nimmt dessen Gründer Peter Fitzek (59) und drei weitere Personen fest. MDR "exactly" geht nun der Frage nach, wie der "König" sein Reich aufbaute und wie es zerschlagen wurde.

Der Rechtsanwalt Stefan Oppermann wickelt Fitzeks unerlaubte Finanzgeschäfte im Auftrag der BaFin ab.  © MDR

Im September 2012 rief Peter Fitzek in Lutherstadt Wittenberg in Sachsen-Anhalt sein "Königreich Deutschland" aus und ließ sich als "Oberster Souverän" einsetzen. Bereits davor hatte er eine eigene Krankenversicherung und eine eigene Bank gegründet.

Es ist der Beginn eines bizarren Konstruktes, das die deutschen Behörden mehr als 13 Jahre beschäftigen sollte. Trotz mehrerer Verbote schaffte Fitzek es, sein "Königreich" zu erweitern und neue "Untertanen" anzuwerben.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) setzte mit Stefan Oppermann einen zusätzlichen Rechtsanwalt ein, der sich um die Abwicklung der unerlaubten Finanzgeschäfte von Fitzek kümmert. Er schätzt, dass der Fantasiestaat heute über sieben bis zwölf Millionen Euro an Werten verfügt - zumindest von denen man weiß.

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Die Journalisten Nadja Malak, Katharina Gebauer und Lars Frohmüller gehen in ihrer Recherche auch der Frage nach, wie das überhaupt erreicht werden konnte und sie verfolgen den Weg von Peter Fitzek bis in seine Jugend zurück.

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Fitzek (59) musste sich schon mehrfach vor Gericht verantworten. Laut Rechtsextremismus-Forscher David Begrich setzt er dabei auf die Kommunikationsumkehr, um sich nicht vor den Gerichten zu rechtfertigen.  © Hendrik Schmidt/dpa

Den Behörden liegen Namen von 4500 Anhängern aus ganz Deutschland vor

"exactly"-Reporter Thomas Datt (r.) trifft René Sternberg, einen alten Schulfreund von Fitzek, und spricht mit ihm über die gemeinsame Jugend.  © MDR

René Sternberg aus Lutherstadt Wittenberg ist mit "Peter dem Ersten", wie Fitzek sich nennt, zur Schule gegangen und machte mit ihm gemeinsam Kraftsport. Er sagt, dass der gelernte Koch schon damals Willensstärke gezeigt hat und oft auch ohne seine Freunde seinen Hobbys nachgegangen ist.

Nach der Wende versuchte er sich mit der Leitung einer Videothek und einer Karate-Schule, bevor er einen Esoterik-Laden eröffnete und immer wieder mit indirekt antisemitischen Broschüren auftrat. So auch im Jahr 2000 bei einem Vortrag von David Begrich, der für den Miteinander e.V. Magdeburg zu Rechtsextremismus forscht.

Begrich ist sich sicher, dass vor allem die Kommunikation und das Auftreten von Fitzek zu seinem Erfolg beigetragen haben. "Es gibt Menschen, die kommen zur Tür rein und es gibt Menschen, die treten auf", sagt er. Im Frühjahr 2022 hatte der Fantasiestaat 4500 Anhänger aus allen gesellschaftlichen Schichten und allen Teilen Deutschlands.

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Seine Anhänger halfen dem Sachsen-Anhalter auch selbst nach Beschlagnahmungen, wie zum Beispiel in Wittenberg in 2017 und 2023, neue Grundstücke und Immobilien zu erwerben. Der letzte Hauptsitz des "Königs" und seiner "Untertanen" war das Kanzleilehngut im sächsische Halsbrücke. Dort wurde er im Mai festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.

Rechtsanwalt Stefan Oppermann ist sich sicher: "Die Behörden werden jetzt auch nicht mehr lockerlassen."

Die ganze Reportage mit dem Titel "Das Ende vom 'Königreich Deutschland'" gibt es in der ARD Mediathek und auf dem YouTube-Kanal "MDR Investigativ" sowie am 2. Juli um 20.45 Uhr im MDR-Fernsehen zu sehen.

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