Taxi-Fahrer (†59) auf offener Straße erschossen: Späte Rache der Stasi?
Hünfeld/Leipzig - Seit nunmehr fast 30 Jahren beschäftigt der ungeklärte Mord an Hans Plüschke (†59) Behörden, Historiker und Wegbegleiter gleichermaßen. Die MDR-Sendung "Kripo live - Tätern auf der Spur" hat den Fall in ihrer neuesten Folge erneut aufgerollt.
                                                                                                            
    
            Am frühen Morgen des 15. März 1998 war Hans Plüschke in seinem Taxi entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze nahe Hünfeld (Hessen) unterwegs.
Kurz nach 4 Uhr hatte er noch telefonischen Kontakt zu einer Disco-Besitzerin, die eine weitere Fuhre Passagiere bei ihm ankündigte. Seine letzten Worte an sie: "Ich fahr den nur noch nach Hause, dann komme ich." Wen er mit "den" meinte, ist bis heute unklar. Etwa seinen eigenen Mörder?
Denn nur wenige Minuten später war Plüschke tot, aus nächster Nähe von draußen durch das offene Fahrerfenster in den Kopf geschossen. Vom Täter fehlte jede Spur.
Schnell wurde die zehnköpfige Sonderkommission auf eine interessante Parallele aus dem Jahr 1962 aufmerksam: Damals war der junge Plüschke als Soldat beim Bundesgrenzschutz (BGS) bei Hünfeld stationiert gewesen, als es zu einer Auseinandersetzung mit Rudi Arnstadt, einem Hauptmann der DDR-Grenztruppen, gekommen war. Ein Schuss soll von Arnstadt über die Grenze in den Westen gefallen sein, woraufhin Plüschke zurückgeschossen und den DDR-Offizier tödlich am Kopf verwundet hatte.
Da Plüschke in seiner westdeutschen Heimat wegen Notwehr nicht strafrechtlich verfolgt worden war, hatte die DDR Rache geschworen. Das Motto: "Deine Mörder, lieber Genosse Arnstadt, werden nicht vergessen."
Mord an Hans Plüschke: Auch nach fast 30 Jahren noch unzählige ungeklärte Fragen
                                                                                                            
    
            War der Mord an Plüschke also ein später Racheakt ehemaliger Stasi-Mitarbeiter? Ehemalige Wegbegleiter des Verstorbenen tendieren zu dieser Version, so hatte dieser in den Jahren nach Arnstadts Tod immer wieder anonyme Drohanrufe erhalten und sich auch nach der Öffnung der Grenze 1989 um seine Sicherheit gesorgt.
Für ein Interview im Jahr 1997 - also nur Monate vor seinem Tod - hatte er sich erstmals für ein Interview mit dem HR zu dem Arnstadt-Vorfall geäußert, zuvor war sein Name nie öffentlich bekannt geworden. Wurde ihm das zum Verhängnis?
Es gibt aber auch zahlreiche Gegenstimmen, die diese Version der Geschehnisse für recht unwahrscheinlich hält.
Stattdessen wird auch die Möglichkeit eines Raubmordes ins Spiel gebracht.
War es ein nicht vollendeter Raubmord?
Zeugen hatten in der Nacht des 15. März 1998 nahe dem späteren Tatort einen Tramper mit einem Feuerzeug am Straßenrand beobachtet. Die Beschreibung könnte auf einen Mann passen, der zu der Zeit dafür bekannt war, nachts in der Gegend herumzustreifen und auch durchaus nicht vor illegalen Aktivitäten zurückzuschrecken.
Genau dieser Mann nahm sich nur Monate nach Plüschkes Tod in einem benachbarten Steinbruch das Leben - mit einer Waffe des gleichen Kalibers wie bei Plüschkes Ermordung. Womöglich hatte er es auf die Geldbörse des Taxifahrers abgesehen gehabt, ihn getötet und anschließend mit seiner Pistole geflohen.
Die komplette Doku "Stasi-Rache oder Raubmord - Wer erschoss Hans Plüschke?" seht Ihr in der ARD-Mediathek.
Titelfoto: Hessischer Rundfunk

