Leipziger Tatortreiniger berichtet von erstem Fall: "Hab erstmal Mutti angerufen!"

Leipzig - Tatortreiniger Thomas Kundt (44) aus Leipzig war vor knapp zehn Jahren mehr oder weniger zufällig in sein neues Berufsfeld gerutscht - von seinem ersten Fall und wer dabei eine ganz wichtige Rolle gespielt hat, berichtet er im "Tabubruch-Podcast" des MDR.

Vom Vertriebsmitarbeiter zum Tatortreiniger: Thomas Kundt (44) legte einen ordentlichen Karriere-Wandel hin.
Vom Vertriebsmitarbeiter zum Tatortreiniger: Thomas Kundt (44) legte einen ordentlichen Karriere-Wandel hin.  © Alexander Bischoff

Im Gespräch mit Reporterin Susann Böttcher gestand der Familienvater, das er eigentlich aus der Vertriebsbranche stammt und über Umwege dann zu seinem ersten Auftrag als Tatortreiniger kam.

"Ich habe früher sehr häufig Haushaltsauflösungen mitgemacht, habe ein Faible für alte Sachen und Antiquitäten. Dann gab es einen legendären Grillabend, an dem mich ein Kripo-Beamter gefragt hat, ob ich das nicht auch machen möchte. Und mein erster Gedanke war: Toll, dann bin ich der Erste, der in den Wohnungen ist und die alten Möbel sieht", schmunzelte der 44-Jährige.

Eines Abends erreichte Kundt dann ein Anruf von der Mordkommission, die nach einem "Vorfall mit Schusswaffengebrauch" seine Expertise benötigte.

Leipziger träumen von Haus auf dem Land, doch es gibt Probleme: "Dann hab ich morgen 'ne fette Depression"
TV & Shows Leipziger träumen von Haus auf dem Land, doch es gibt Probleme: "Dann hab ich morgen 'ne fette Depression"

"Sie sagten, da wäre Blut, Gehirn, alles, was ich mir vorstellen kann. Ich wurde kreidebleich und meine Füße haben gezittert. Ich bin ins Auto gestiegen, hab mir eine Liste gemacht und dann erstmal Mutti angerufen", erzählte der Tatortreiniger.

Thomas Kundt brachte sich Fachwissen als Tatortreiniger selber bei

Messie-Wohnungen, Tatorte und schlimme Gerüche gehören zum täglich Brot des Leipzigers. (Symbolbild)
Messie-Wohnungen, Tatorte und schlimme Gerüche gehören zum täglich Brot des Leipzigers. (Symbolbild)  © Jörg D./dpa

Die fackelte nicht lange und stieg zu ihrem Sohn ins Auto. Zusammen besorgte das Mutter-Sohn-Gespann Schutzanzüge bei OBI, auch Reinigungsmittel, Wischlappen und Eimer landeten im Kofferraum.

Vor Ort gaben die beiden vor, ein eingespieltes, professionelles Team zu sein - auch wenn keiner von beiden sich jemals in einer solchen Situation befunden hatte!

"Eigentlich hat meine Mutter den Tatort gereinigt und ich habe assistiert. Wir haben es tatsächlich super gemacht, aber mein erster Gedanke war: 'Das machst du nie wieder'", so Thomas Kundt rückblickend.

Jahrzehnte nach "Friends": Plötzlich kann man die Fortsetzung kostenlos streamen
TV & Shows Jahrzehnte nach "Friends": Plötzlich kann man die Fortsetzung kostenlos streamen

Doch seine neue Tätigkeit ließ den Leipziger nicht ganz los, er begann zu recherchieren und zu lernen, wie man gewisse Flüssigkeiten oder Rückstände beseitigt - damals wie heute gibt es nämlich keine offiziell anerkannte Berufsausbildung für den Job.

Heute ist die ungewöhnliche Dienstleistung kein Beruf mehr für Thomas, sondern vielmehr eine Berufung. Über seine Fälle berichtet er in Vorträgen und Live-Shows und auch auf Instagram klärt der 44-Jährige immer wieder über die Themen Tod, psychische Erkrankungen und Einsamkeit auf.

Die ganze Podcast-Folge findet Ihr auf der Website des MDR.

Titelfoto: Alexander Bischoff

Mehr zum Thema TV & Shows: