Arbeitskampf seit fast fünf Monaten! Wann findet der Espenhainer Streik ein Ende?

Espenhain - Am 8. November legte die Hälfte der Belegschaft des Schrottrecyclers SRW metalfloat in Espenhain (Landkreis Leipzig) ihre Arbeit nieder. Und nun, vier Monate später? Dauert der Ausstand weiterhin an. "MDR Exakt" besuchte die Streikenden.

Seit dem 8. November 2023 befinden sich die Mitarbeiter von SRW metalfloat im unbefristeten Streik.
Seit dem 8. November 2023 befinden sich die Mitarbeiter von SRW metalfloat im unbefristeten Streik.  © Jan Woitas/dpa

metalfloats Muttergesellschaft Scholz Recycling GmbH mit ihrem CEO Yongming Qinseit lehnt seit Monaten die Tarifgespräche ab. Mit dem Streik will die Gewerkschaft IG Metall Druck aufbauen.

Den Mitarbeitenden geht es vor allem um Nachtzuschläge, acht Prozent höhere Entgelte, höheres Urlaubsgeld, eine 38-Stunden-Woche - all das geregelt in Tarifverträgen.

Wie TAG24 von einem Scholz-Unternehmenssprecher erfuhr, sei man bei vorherigen Verhandlungen mit der Gewerkschaft in vielen Punkten durchaus auf einen Nenner gekommen, so auch bei der Erhöhung der Entgelte. Da die IG Metall aber auf die damit verbundene Durchsetzung eines Tarifvertrags bestand, sei es in Espenhain zu keiner Einigung gekommen.

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"Das zeigt, es geht nicht um die Bezahlbarkeit der Forderung oder dass sie zu hoch ist", so die Einschätzung von Gewerkschaftssekretär Michael Heckert. "Es geht um die prinzipielle Ablehnung von Tarifverträgen!"

Die Scholz Recycling GmbH begründet diese Ablehnung mit branchenüblichen "Rahmenvereinbarungen", die aufgrund der sich schnell verändernden Rohstoffmärkte flexibel bleiben müssten.

Darüber können die Streikenden nur den Kopf schütteln: "Keiner von uns hier draußen will den Betrieb kaputt machen. Wir wollen ihn erhalten, Fachkräfte und junge Leute anlocken. Das alles ist nicht nachvollziehbar." Das Gespräch mit dem chinesischen Botschafter in Berlin stimmt die Belegschaft momentan aber optimistisch - ihnen ist Unterstützung bei ihren Forderungen zugesprochen worden.

Immer mehr Streiks aufgrund fehlender Tarifverträge

Nicht alle Mitarbeitenden beteiligen sich am Streik. Das führt zu Spannungen.
Nicht alle Mitarbeitenden beteiligen sich am Streik. Das führt zu Spannungen.  © Jan Woitas/dpa

"Das ist dieser neoliberale Zeitgeist", beschreibt Markus Schlimbach vom Deutschen Gewerkschaftsbund die ablehnende Haltung gegenüber Tarifverträgen, die seit den 2000ern immer verbreiteter ist. "Das hat zu einer Zersplitterung geführt, wo in jedem Betrieb gekämpft werden muss." Ein aktuelles Beispiel dafür seien die Flughäfen, an denen immer wieder gestreikt wird, weil eine zersplitterte Tariflandschaft vorliegt.

Besonders der Osten Deutschlands befindet sich vermehrt im Arbeitskampf: Mehr als ein Viertel aller Streiks passieren dort. Rechnet man die aktuellen Ausstände aller Bundesländer zusammen, ist seit 2019 eine Streikstunden-Steigerung von drei Millionen zu verzeichnen. Wie viele Stunden allein in Espenhain noch dazukommen werden, ist derzeit unklar.

Den kompletten "MDR Exakt"-Beitrag seht Ihr im Stream.

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Erstmeldung von 6.32 Uhr ; aktualisiert um 14.21 Uhr

Titelfoto: Jan Woitas/dpa

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