Ehemalige Landesbischöfin über Trennung von Kirche und Politik: "Wäre weltfremd"
Hamburg - Mit 66 Jahren denkt Margot Käßmann noch lange nicht ans Aufhören. Die ehemalige Landesbischöfin war am Freitagabend zu Gast in der "NDR Talk Show" und sprach mit den Moderatoren Bettina Tietjen (65) und Hubertus Meyer-Burckhardt (68) über Glaube, Haltung - und sogar ihren eigenen Tod.

Trotz Ruhestand sei Käßmann "umtriebiger denn je", wie es Moderator Meyer-Burckhardt ausdrückte. Erst im April erschien ihr neues Buch "Seid mutig und stark. Es ist an der Zeit, Haltung zu zeigen" - und genau das tat die Autorin auch im Talk.
Denn laut der Theologin gehören Kirche und Politik unweigerlich zusammen. "Wenn ich predige, hat das ja was mit der Welt zu tun. Ich kann das nicht trennen. Kirchenarbeit ist immer auch politisch, weil sie mit Menschen zu tun hat", betonte die 66-Jährige.
"Ich war auch lange Herausgeberin der Straßenzeitung in Niedersachsen. Wenn du mit Menschen zu tun hast, die wohnungs- oder gar obdachlos sind, und du fühlst dich verantwortlich in deiner Position, für die einzutreten, dann ist das auch politisch."
Und weiter: "Ich meine jetzt nicht parteipolitisch, ich würde mir nicht Parteiprogramme im Detail angucken, aber eine Predigt, die nichts mit den Menschen der Welt zu tun hat, die wäre weltfremd."
Margot Käßmann hat ihre eigene Beerdigung schon geplant

Käßmann äußerte sich auch zur Rolle von Frauen in der Katholischen Kirche - und zeigte sich betroffen: "Es tut mir leid für viele wackere, tapfere Frauen, die ich in der Katholischen Kirche kenne. Dass es so schwer ist, diesen Weg zu gehen."
Auch in ihrer eigenen Kirche sei der Weg nicht leicht gewesen: "In der Evangelischen Kirche haben wir so lange darum gerungen: Was heißt Frauenordination, können Frauen das? Ich denke, wenn nicht alle Menschen alle Ämter einnehmen dürfen, was bedeutet dann die Taufe?"
Die evangelisch-lutherische Pfarrerin berief sich dabei auf Reformator Martin Luther (†62): "Er hat gesagt, jeder, der aus der Taufe gekrochen ist, ist Priester, Bischof, Papst."
Trotz ihres aktiven Ruhestands hat die gebürtige Marburgerin auch das Ende ihres Lebens bereits bedacht - und alles genau geplant. "Ich habe alles vorbereitet: Wo der Gottesdienst stattfindet, wo ich beerdigt werde, die Lage - das habe ich meinen Kindern alles aufgeschrieben", so die vierfache Mutter.
Und weiter: "Wenn ich jetzt gehen muss, dann möchte ich sagen, ich habe so gelebt, wie ich diesen Abschnitt, der mir geschenkt wurde, leben wollte."
Titelfoto: NDR/Uwe Ernst