Neue Studie deckt auf: Wie sexistisch ist deutsches Fernsehen?

Rostock - Wo ist denn hier die Vielfalt? Eine neue Studie zeigt, wie die Medienlandschaft in Deutschland wirklich aussieht: Überwiegend männlich, heterosexuell und weiß.

Wie divers ist deutsches Fernsehen? Genau dieser Frage ist eine neue Studie nachgegangen. (Symbolbild)
Wie divers ist deutsches Fernsehen? Genau dieser Frage ist eine neue Studie nachgegangen. (Symbolbild)  © Arne Dedert/dpa

Eine neue Studie von der MaLisa Stiftung hat analysiert, wie es um Geschlechterverhältnisse, sexuelle Orientierung, Migrationshintergründe und ähnliche Themen im deutschen Fernsehen steht.

Die Ergebnisse sind ernüchternd, aber immerhin eine Verbesserung im Vergleich zu den Vorjahren.

2016 führte die MaLisa Stiftung ihre erste Studie zur Geschlechterverteilung im deutschen Fernsehen durch, mit klaren Ergebnissen: Der Anteil von Frauen im Fernsehen lag bei nur 33 Prozent.

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Diverse Medienanbieter, wie die ARD und das ZDF bis hin zu Privatsendern wie RTL und ProSiebenSat.1 wollten mit Selbstverpflichtungen und eigenen Zielsetzungen an dem Problem arbeiten.

Ob das ihnen auch tatsächlich gelungen ist, hat jetzt die neue Studie geprüft.

Wie divers ist deutsches Fernsehen?

Manche Menschen finden ihre eigenen Geschichten im deutschen Fernsehen nicht wieder. (Symbolbild)
Manche Menschen finden ihre eigenen Geschichten im deutschen Fernsehen nicht wieder. (Symbolbild)  © Daniel Reinhardt/dpa

Die Geschlechterverteilung im deutschen Fernsehen ist immer noch unausgewogen. Auf eine Frau kommen im deutschen Fernsehen rund zwei Männer: Die Verteilung liegt bei 66 zu 34 Prozent über alle TV-Formate und Genres hinweg.

Vor allem als Expertinnen sind Frauen wenig vertreten, mit schlappen 24 Prozent. Diese Ungleichheit ist bei der Studie besonders schwer ins Gewicht gefallen. Auch bei der Moderation von (Quiz-)Shows und in den Genres Comedy/Late Night/Satire, einschließlich Tiersendungen überwiegt der Männeranteil, mit jeweils 87 und 77 Prozent.

In der neuen Studie der MaLisa Stiftung wurde außerdem noch die Repräsentation von unterschiedlichen sexuellen Orientierungen, ethnischen Zugehörigkeiten und Menschen mit Behinderungen untersucht.

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Bei der sexuellen Orientierung sieht es nicht sonderlich gut aus: Nur zwei Prozent aller Protagonisten und Protagonistinnen sind als homosexuell oder bisexuell dargestellt. Auch Menschen mit Migrationshintergrund werden wenig gezeigt: Sie machen elf Prozent aller Protagonisten und Protagonistinnen in fiktiven TV-Programmen aus.

Vor allem Schwarze Menschen und People of Color sind mit nur fünf Prozent weit unterrepräsentiert. Menschen mit Behinderungen gibt es auf dem Bildschirm auch kaum: Sie machten in den untersuchten Programmen lediglich 0,4 Prozent aller Hauptakteure und Hauptakteurinnen aus.

Obwohl die Verteilungen immer noch ungleich sind, hat sich etwas getan: Im Vergleich zur Studie aus dem Jahr 2016 hat die aktuelle Untersuchung auch positive Veränderungen vermerken können.

Noch nicht gleich, aber immerhin besser

Vor allem die Anzahl an Reporterinnen ist seit 2016 angestiegen. (Symbolbild)
Vor allem die Anzahl an Reporterinnen ist seit 2016 angestiegen. (Symbolbild)  © Michael Kappeler/dpa

Ein gutes Beispiel dafür ist die Geschlechterverteilung bei fiktionalen TV-Produktionen. 2020 waren die Verhältnisse der Protagonistinnen und Protagonisten in diesem Gebiet fast ausgeglichen: 47 Prozent waren Frauen, 53 Prozent waren Männer.

Auch in Nachrichtensendungen moderieren Frauen und Männer recht ausgewogen: 51 männlich zu 49 Prozent weiblich. Bei Reporterinnen schoss der Frauenanteil sogar um ganze zehn Prozentpunkte auf insgesamt 45 Prozent nach oben!

Das Kinderfernsehen hat auch eine positive Veränderung durchgemacht: Der Anteil weiblicher Protagonistinnen ist seit 2016 ebenfalls um zehn Punkte auf insgesamt 44 Prozent gestiegen.

Zu den Veränderungen in der Repräsentation von unterschiedlichen sexuellen Orientierungen, Migrationshintergründen, ethnischen Zugehörigkeiten und Menschen mit Behinderungen konnte die Studie allerdings nichts sagen - diese Statistiken wurden in dieser Studie zum erste Mal erhoben.

Titelfoto: Michael Kappeler/dpa und Daniel Reinhardt/dpa

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