"Notruf Hafenkante"-Star polarisiert: So geht es Raul Richter, wenn Zuschauer auf ihn reagieren

Hamburg - Er hat mit seinem Erscheinen ordentlich für Wirbel bei "Notruf Hafenkante" gesorgt: Raúl Richter (35, "Gute Zeiten, schlechte Zeiten") spielt seit vorigem Jahr als Polizeiobermeister Nick Brandt in der beliebten ZDF-Serie mit. Doch anfangs kam seine Figur bei den Fans nicht so gut an. Einige betrachteten ihn als "Störenfried". Mittlerweile ist er aus der Serie nicht mehr wegzudenken. Im TAG24-Interview verrät der Schauspieler einige Details über die neue Staffel, die am morgigen Donnerstag startet, und wie aus ihm der Fernseh-Polizist wird.

Raúl Richter (35) ist der Star bei "Notruf Hafenkante". Ab dem morgigen Donnerstag gibt's endlich neue Folgen.
Raúl Richter (35) ist der Star bei "Notruf Hafenkante". Ab dem morgigen Donnerstag gibt's endlich neue Folgen.  © ZDF/Thorsten Jander

TAG24: Sind Sie eigentlich vor dem Staffelstart aufgeregt?

Raúl Richter: Nein, nicht wirklich. Als die erste Staffel mit meiner Rolle im vorigen Jahr ausgestrahlt wurde, war ich natürlich gespannt, wie es bei den Zuschauern ankommt. Ehrlicherweise sehen wir die Folgen in ihrer ersten Fassung schon ein paar Monate nach dem Dreh. Von daher weiß ich, was auf mich zukommt.

TAG24: Worauf dürfen sich die Zuschauer bei der neuen Staffel freuen?

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Richter: Was ich besonders schön an dieser Staffel finde, ist, dass die Vorgeschichte von Nick Brandt beleuchtet wird. Er macht auch ein paar Sachen, die nicht korrekt sind, wofür er auch noch bestraft wird. Und er versucht, in einem alten Fall zu ermitteln, in den er verwickelt war.

Er wurde ja von Flensburg nach Hamburg strafversetzt, weil er eine Beziehung mit einer Kollegin hatte, die im Einsatz gestorben ist. Diesen Mörder will Nick fassen. Das Schöne ist, diese Geschichte wird über mehrere Folgen erzählt. Dass auch die private Seite der Polizisten gezeigt wird, mag ich sehr.

TAG24: Haben Sie auch Einfluss auf die Geschichten?

Richter: Nein, eigentlich nicht. Aber an den Autorentagen, wo wir uns mit den Drehbuch-Autoren treffen, können wir Vorschläge machen. Zum Beispiel haben wir Schauspieler die Idee gehabt, dass es ganz lustig wäre, wenn Nick und seine Kollegin Franzi Jung auf Fahrrad-Streife müssen. Achtung, Spoiler! Das haben wir wirklich umgesetzt.

Darum hat sich der "Notruf Hafenkante"-Star keine anderen Polizei-Serien angesehen

Die Ermittlungsmethoden von Nick (Raúl Richter, 35) gefallen Franzi (Rhea Harder-Vennewald, 46) ganz und gar nicht.
Die Ermittlungsmethoden von Nick (Raúl Richter, 35) gefallen Franzi (Rhea Harder-Vennewald, 46) ganz und gar nicht.  © ZDF/Boris Laewen

TAG24: Als Sie 2020 die Zusage für die Rolle bekommen haben: Wie haben Sie sich damals darauf vorbereitet? Gab es ein Praktikum bei der Polizei oder ein Schießtraining?

Richter: Es gibt normalerweise Tage, an denen wir mit Polizisten auf Streife dürfen. Das hätte ich so gerne gemacht, aber Corona hat da leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich hoffe, dass ich das noch nachholen kann.

Aber ich hatte ein Einzeltraining, wo ich gelernt habe, wie man die Waffe hält, wie man mit der Waffe in der Hand geht, wann man die Waffe überhaupt zieht oder wie man eine Person verhaftet - damit es echt aussieht (lacht).

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TAG24: Haben Sie sich vorab auch andere Polizei-Serien angeschaut?

Richter: Nein, weil ehrlicherweise hat auch nicht jede Serie den Anspruch, alles relativ realitätsgetreu darzustellen. Unsere Serie hat in dieser Hinsicht einen sehr hohen Anspruch. Wir sind auch in engem Austausch mit der Hamburger Polizei, haben dort einen direkten Kontaktmann.

Während des Drehs kann ich ihm schnell eine Frage per WhatsApp schicken und dann antwortet er auch sofort. Alle Drehbücher gehen zudem durch Polizei-Hände und werden geprüft. Dort wird auch gesagt, wenn etwas unrealistisch ist.

TAG24: Auf Instagram sieht man Sie immer mal wieder beim Training. Wie körperlich herausfordernd ist der Dreh?

Richter: Als echter Polizist ist es wohl weitaus herausfordernder als bei uns Schauspielern (lacht). Es ist natürlich schön, wenn man fit ist. Dann kann man beim Dreh auch andere Sachen ausprobieren. Bei einer Verfolgungsjagd kann ich zum Beispiel anbieten, dass ich über einen hüfthohen Zaun springe, anstatt drumherum zu laufen. Dementsprechend halte ich mich fit, was allgemein für den Job wichtig ist.

So unterscheidet sich der Hafenkante-Dreh von den GZSZ-Arbeiten

Nick verfolgt einen Verdächtigen, doch der ist längst über alle Berge.
Nick verfolgt einen Verdächtigen, doch der ist längst über alle Berge.  © ZDF/Boris Laewen

TAG24: Haben Sie mittlerweile bestimmte Rituale, um wieder in die Rolle zu kommen?

Richter: Rituale nicht wirklich. Mir hilft vor allem das Set, die Umgebung, um mich wieder in die Rolle zu finden. Auch die Uniform macht sehr viel mit einem. Und sobald man noch die schusssichere Weste anhat, bekommt man automatisch einen geraden Stand (lacht).

TAG24: Wie viel Raúl Richter steckt in Nick Brandt?

Richter: Bestimmt steckt eine Menge von mir drin, man kann sich als Schauspieler nicht komplett verstellen. Nick Brandt handelt ein Stück weit egoistisch, das bin ich auch manchmal in meinem Handeln. Er sagt schnell etwas, bevor er nachdenkt. Da sind wir uns auch sehr ähnlich. Was uns sehr stark unterscheidet: Er ist nicht so harmoniebedürftig wie ich.

TAG24: Die "Notruf Hafenkante"-Fans waren anfangs wegen Ihrer Figur gespalten. Neben zahlreichen positiven Kommentaren hagelte es auch Kritik, dass die Figur nicht in die Serie passen würde. Wie sind Sie damit umgegangen?

Richter: Früher hätte ich mir mehr darüber Gedanken gemacht. Mittlerweile finde ich es gut, wenn Zuschauer reagieren. Dann ist es wenigstens eine Figur, über die man streiten kann. Everybody's Darling hab ich schließlich schon oft gespielt.

TAG24: Für Sie ist es nicht das erste Mal, dass Sie eine feste Rolle in einer Serie spielen. Inwiefern unterscheiden sich die Dreharbeiten von Notruf Hafenkante und GZSZ?

Richter: Die Tage bei "Notruf Hafenkante" sind auf jeden Fall voller. Wir haben aber auch mehr Zeit für eine Szene, bis zu zwei Stunden. Bei GZSZ hatte man eine halbe Stunde. Diese Zeit ermöglicht es einem, mehr Takes zu machen, man kann sich ausprobieren.

Bei einer Soap hat man die Zeit einfach nicht dafür. Da muss man als Schauspieler funktionieren. Und das kommt mir jetzt wiederum zugute, dass ich das damals gelernt habe. Text- oder Szenen-Änderungen sind für mich zum Beispiel gar kein Problem. In der Hinsicht war die Soap eine gute Schule.

Hamburg oder Berlin? Hier ist Raúl Richter lieber!

Ermitteln in Hamburg, leben in Berlin: Raúl Richter (o.r.) hat eine klare Meinung.
Ermitteln in Hamburg, leben in Berlin: Raúl Richter (o.r.) hat eine klare Meinung.  © ZDF/Boris Laewen

TAG24: Während der Dreharbeiten verbringen Sie viel Zeit in Hamburg, Ihre Heimat ist allerdings Berlin. Haben Sie sich mittlerweile in Hamburg eingelebt?

Richter: Ja, Hamburg ist schön, aber ich bin dort nur zum Arbeiten. An Wochenenden bin ich dann in Berlin.

TAG24: Was sind die größten Unterschiede zwischen den beiden Städten?

Richter: Berlin hat schon mehr zu bieten im Sinne von Aktivitäten. Jeden Tag kann man irgendwas anderes machen. Wenn in Hamburg das Wetter gut ist, sitze ich gern an der Alster. Die Natur und das Meer sind gleich in der Nähe. Das mag ich schon sehr. Aber Berlin wird immer mein Favorit bleiben.

Titelfoto: ZDF/Thorsten Jander

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