Darum änderte Tagesschau-Moderator Constantin Schreiber spontan seine Verabschiedung

Leipzig - Seit knapp zweieinhalb Jahren spricht Constantin Schreiber (43) die ARD-Tagesschau um 20 Uhr. Vor seinem Millionen-Publikum änderte er aber spontan und unabgesprochen seinen letzten Satz, wie er im Riverboat erzählte.

Constantin Schreiber (43) spricht seit Januar 2021 die Tagesschau um 20 Uhr.
Constantin Schreiber (43) spricht seit Januar 2021 die Tagesschau um 20 Uhr.  © NDR/Thorsten Jander

Zuletzt war Schreiber im Februar zu Gast im Riverboat mit Dagmar Berghoff (80), mit der er gemeinsam ein Buch ("Guten Abend, meine Damen und Herren") veröffentlicht hat. Mit "Glück im Unglück" schrieb er nun ein weiteres Werk. Darin fragt er sich, ob man in der aktuellen Zeit mit so vielen "Bad News" überhaupt noch glücklich sein kann.

Und Schreiber kann aus eigener Erfahrung sprechen. "Es passierte mir vor etwas über einem Jahr in einer 20-Uhr-Sendung, der Ukraine-Krieg war zwei Tage vorher ausgebrochen, ich hatte lange Tage am Stück gearbeitet - Frühdienst, Nachtdienst - und sah die Beiträge, die fliehenden Frauen und Kinder, die Zerstörung und merkte das erste Mal in meiner journalistischen Karriere, dass ich mich echt gerade zusammenreißen muss, dass man mir die Betroffenheit nicht ansieht", begann der Moderator in der aktuellen Folge des MDR-Talks.

"Es war alles so schrecklich, es war nichts Gutes in der Nachrichtenlage allgemein und ich habe mich zu etwas hinreißen lassen, was eigentlich gar nicht geht bei der Tagesschau: Ich habe spontan die Verabschiedung geändert."

Ein Wort, große Bedeutung: Das sagte Tagesschau-Sprecher Constantin Schreiber dem ARD-Publikum

Freitag war Schreiber in der MDR-Talkshow "Riverboat".
Freitag war Schreiber in der MDR-Talkshow "Riverboat".  © Uwe Zucchi/dpa

Die Abmoderation laute für alle Sprecher und Sprecherinnen eigentlich: "Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend!". "Ich dachte aber nach 15 Minuten Tod und Zerstörung: 'Das kann ich nicht!'

Er hat sich dann dazu entschlossen, "Ich wünsche Ihnen einen guten Abend" zu sagen. Das Wort "schön" empfand er in dem Moment als zynisch.

Von anderen Personen erfuhr er, dass teilweise aufgrund der Negativität keine Nachrichten mehr konsumiert werden. So auch von Nina Gummich (32), die als Ella Wendt in der dritten Staffel der ARD-Arztserie "Charité" die Hauptrolle innehatte und ebenfalls im Riverboat zu Gast war.

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Sie lieferte zu Schreibers Freude direkt eine passende Zusammenfassung seines Buches.

Der Nachrichten-Entzug führe allerdings zu nichts. "Ich hatte meine Mutter oft am Telefon, die total verzweifelt war, man wiederholt sich und kann selber nichts tun. Es geht ja um so große Dinge, auf die wir als einzelne Person keinen Einfluss haben. Man vergisst darüber vielleicht manchmal, auf was man noch Einfluss haben könnte und lässt das dann liegen im Schmerz um alles Große."

Titelfoto: NDR/Thorsten Jander

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