Ex-Astronaut Ulrich Walter über seinen Flug ins All: "War eine sehr brenzlige Situation"

Leipzig - Gerade einmal 13 Deutsche sind bisher im Weltall gewesen. Einer von ihnen: Physiker Prof. Dr. Ulrich Walter (69), der unlängst sein neues Buch "Reiseziel Weltraum" veröffentlichte. Zu Gast im "Riverboat" erinnerte sich der Ex-Austronaut an seine Reise zu den Sternen - und erklärte, dass im Grunde jeder dieses Abenteuer auf sich nehmen könnte.

Physiker und Ex-Astronaut Ulrich Walter (69) war am Freitag zu Gast im Riverboat.
Physiker und Ex-Astronaut Ulrich Walter (69) war am Freitag zu Gast im Riverboat.  © Matthias Balk/dpa

30 Jahre ist es inzwischen her, seit Ulrich Walter an Bord der Raumfähre Columbia in den Weltall gereist war. Die Erinnerungen daran habe er auch heute noch klar im Gedächtnis.

"Der Grund ist einfach der: Man macht das ja nicht jede Woche, oder einmal im Monat, sondern nur ein-, zweimal im Leben", so der Physiker am Freitag im "Riverboat". "Und das ist wie mit allem, was man nur einmal oder das erste Mal macht. Man behält eine lebendige Erinnerung daran. Wir alle erinnern uns noch an unseren ersten Kuss."

Ende April 1993 war Walter ins All aufgebrochen, um dort, in 300 Kilometer Höhe, verschiedene Experimente durchzuführen. Dem eigentlichen Start gingen dabei mehrere Versuche voraus, die jedoch immer wieder in Abbrüchen endeten, erinnerte sich der Physiker.

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Einer davon, im März 1993, sei gerade einmal drei Sekunden vor dem Abheben abgebrochen worden. Zu diesem Zeitpunkt wären bereits drei Triebwerke am Laufen gewesen, eines davon jedoch "nicht so ganz", wie es der ehemalige Astronaut beschrieb.

"Wir wussten, wir kommen damit nicht in den Weltraum, also wurde der Start abgebrochen, was sehr kritisch war. Wir hatten dann freien Wasserstoff auf der Rampe und jeder weiß, was passiert, wenn da ein Funke dazwischen kommt. Also es war eine sehr brenzlige Situation."

Ulrich Walter über eine Reise ins Weltall: "Glaube schon, dass das viele von uns machen würden"

Walter (hinten rechts) zusammen mit der Crew des Space Shuttles Columbia auf einem Foto der NASA. 1993 war der der Physiker zu den Sternen aufgebrochen.
Walter (hinten rechts) zusammen mit der Crew des Space Shuttles Columbia auf einem Foto der NASA. 1993 war der der Physiker zu den Sternen aufgebrochen.  © NASA/dpa

Angst habe er auf seiner einmaligen Reise allerdings nie verspürt, sagte Walter und lobte dabei die Vorbereitung durch die NASA. "Ich meine, man wird nur Astronaut, wenn man sich der Gefahren bewusst ist. Sonst bewerben sich die Leute ja auch gar nicht."

Tatsächlich sei er überzeugt davon, dass viele das Abenteuer dank der Vorbereitung durch die NASA auf sich nehmen könnten. "Die Vorbereitung ist das wichtigste und genau so macht das die NASA. Sie führt einen in die Situation rein. Man weiß genau, was man zu tun hat. Und das nimmt einem die Angst. Und deswegen glaube ich schon, dass das viele von uns machen würden."

Mittlerweile könne jeder in den Weltraum reisen, das nötige Kleingeld und die Wartezeit für die Schlange vorausgesetzt. "Sehen Sie sich zum Beispiel den Schauspieler von 'Captain Kirk' an, William Shatner [92, Anm. d. Red.]. Der war 90 als er in den Weltraum geflogen ist. Für die suborbitalen Flüge, die für Geld angeboten werden, reicht das völlig aus. Sie müssen einfach geistig ein bisschen fit sein. Der Start ist 4G für circa 60 Sekunden, das kann jeder aushalten."

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Eine Sache sei dabei allerdings schon noch wichtig: "Man braucht einen guten Kreislauf. Man darf bei hoher Belastung nicht zusammenbrechen, auch bei kurzfristiger hoher Belastung nicht."

Titelfoto: Montage: Matthias Balk/dpa + Nasa/dpa

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