"Schwul in Uniform": Sind Bundeswehr und Polizei noch immer homophob?

Leipzig - Deutschlands Polizei und Bundeswehr gelten als Männerdomänen. Seit einigen Jahren schon versuchen beide Institutionen jedoch, ihr altes, homophobes Image hinter sich zu lassen. Ist ihnen dies gelungen?

Sven Bäring ist Vorsitzender des Vereins Queer BW, der sich für die Gleichbehandlung queerer Bundeswehr-Soldaten einsetzt. Auch er kommt während der Sendung zu Wort, fordert mehr politischen Willen.
Sven Bäring ist Vorsitzender des Vereins Queer BW, der sich für die Gleichbehandlung queerer Bundeswehr-Soldaten einsetzt. Auch er kommt während der Sendung zu Wort, fordert mehr politischen Willen.  © MDR/Mia Media

Dieser Frage ist nun die MDR-Dokureihe "Exakt - Die Story" nachgegangen, hat dazu homosexuelle Menschen in Polizei und Bundeswehr interviewt, bei den Behörden nachgefragt, queere Menschen über ihr Misstrauen gegenüber der Polizei befragt und versucht rauszufinden, warum sich gerade die Bundeswehr noch immer mit dem Thema Homosexualität so schwer tut.

Denn: Auch wenn in den vergangenen Jahren einiges passiert ist, sind viele Probleme noch immer nicht behoben. Zahlreiche Soldaten kommen während der Sendung zu Wort, die erklären, ihre sexuelle Orientierung aus Angst zu verheimlichen, sie könnten dadurch diskriminiert werden.

Tobias (Name geändert) aus Riesa war zwölf Jahre lang Soldat, in Afghanistan stationiert und als Scharfschütze im Einsatz. Aus seiner Homosexualität machte er nie ein Geheimnis. Nach zwölf Jahren verließ er jedoch die Bundeswehr, weil er sich von einem Vorgesetzten diskriminiert fühlte, immer wieder um seine Beförderungen kämpfen musste.

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"Bei der Bundeswehr soll der Kämpfer erzeugt werden", erklärt der Soziologe und Sozialpsychologe Rolf Pohl. "Dazu gehört, alles abzuwehren, was diesen Kämpfergeist schwächt. HS und Schwule gehören nicht dazu."

Toleranz kann man nicht von oben verordnen

Grit Merker ist Polizistin in Sachsen-Anhalt. Während der Sendung erzählt sie, wie die Behörde in dem Bundesland gegen Diskriminierung vorgehen will.
Grit Merker ist Polizistin in Sachsen-Anhalt. Während der Sendung erzählt sie, wie die Behörde in dem Bundesland gegen Diskriminierung vorgehen will.  © MDR/Mia Media

Die Bundeswehr selbst sehe sich als tolerant, setzt heute auf Gleichbehandlungsgesetze. Auf Anfrage hieß es: "Die Bundeswehr bietet heute ein offenes Arbeitsumfeld hinsichtlich sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität und stellt die Gleichbehandlung sicher."

Auch die Polizei war lange Zeit von Männern dominiert. Erst in den 80er-Jahren traten die ersten Frauen ein. Diana Gläser fungiert heute in Mainz als LSBTI-Ansprechpartnerin (Lesben, Schwule, bisexuelle, transgender und intergeschlechtliche Menschen).

Auch sie berichtet während der Sendung von Schwierigkeiten im Berufsalltag. So habe einer ihrer einstigen Vorgesetzten die gleichgeschlechtliche Ehe mit der Ehe mit Tieren gleichgesetzt, als Gläser einen LSBTI-Infostand vorschlug.

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Gerade queere Menschen haben nach wie vor ein schwieriges Verhältnis zur Polizei. Viele fühlen sich noch immer nicht respektiert oder trauen sich nicht, sich an die Behörde zu wenden, wenn etwas passiert.

Die Mainzer Polizistin Diana Gläßer ist LSBTI-Ansprechpartnerin.
Die Mainzer Polizistin Diana Gläßer ist LSBTI-Ansprechpartnerin.  © MDR/Mia Media

Das Fazit: Toleranz kann man nicht von oben verordnen. Zwar sei in den letzten 30 Jahren einiges passiert, aber es gibt noch immer vieles zu tun.

Die ganze Sendung mit dem Titel "Schwul in Uniform - Ein Problem?" kann über die MDR-Mediathek gestreamt werden.

Titelfoto: MDR/Mia Media

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