NDR-Vorwürfe um "politische Filter": Was wusste Ex-Intendant Marmor?

Hamburg - Die schwerwiegenden Vorwürfe um politische Einflussnahme durch Vorgesetzte beim Norddeutschen Rundfunks (NDR) weiten sich auf die oberste Führungsebene aus.

Die Amtszeit von Lutz Marmor (68) als NDR-Intendant endete am 13. Januar 2020. (Archivbild)
Die Amtszeit von Lutz Marmor (68) als NDR-Intendant endete am 13. Januar 2020. (Archivbild)  © Markus Scholz/dpa

Der damalige Intendant Lutz Marmor (68) soll zumindest teilweise über die Anschuldigungen informiert gewesen sein, berichtete jetzt der stern in seiner aktuellen Ausgabe. Mindestens seit März 2019 soll die NDR-Spitze in Hamburg über die jetzt an die Öffentlichkeit gekommenen Vorgänge im Landesfunkhaus Schleswig-Holstein in Kiel Bescheid wissen.

Damals gab es ein Gerichtsverfahren wegen einer Abmahnung gegen den renommierten Investigativ-Journalisten Patrik Baab (63). Dieser soll zuvor im Februar 2019 dem Funkhauschef Volker Thormählen (61) vor etlichen Zeugen vorgeworfen haben, seine Recherchen "in unzulässiger Weise beeinflusst" zu haben und vom ihm verlangt haben, "im Sinne der Landesregierung zu berichten".

Strafversetzung und Abmahnung waren die Folge für den Redakteur. Es kam zum Prozess, wie auch Business Insider berichtete.

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Über die Vorgänge in Kiel soll NDR-Intendant Marmor mehrmals informiert worden sein.

Funkhauschef antwortet auf Presseanfrage an die Polizei

Funkhauschef Volker Thormählen (61) hat sich in den unbezahlten Urlaub zurückgezogen. (Archivbild)
Funkhauschef Volker Thormählen (61) hat sich in den unbezahlten Urlaub zurückgezogen. (Archivbild)  © Christian Spielmann/NDR/dpa

In den Akten, die dem stern vorliegen, findet sich auch eine Gesprächsnotiz Baabs mit Thormählen, der Politik-Verantwortlichen Julia Stein (50) und Chefredakteur Norbert Lorentzen (58) aus dem Jahr 2017. Der Redakteur hatte damals der Polizei eine Anfrage zur "Rocker-Affäre" geschickt. Statt einer Antwort soll sich Funkhauschef Thormählen bei dem 63-Jährigen gemeldet haben.

Der 61-Jährige soll gesagt haben, den Landespolizeidirektor gut zu kennen und mit ihm "regen SMS-Verkehr" gehabt zu haben. Dabei soll der hochrangige Polizist die NDR-Berichterstattung kritisiert und ein Gespräch mit einem hohen Beamten des Innenministeriums vermittelt haben.

Danach soll Thormählen dem Journalisten gesagt haben, Ziel sei es, zukünftig das "ganze Bild" zu zeigen. Der Vorgang wirft die Frage auf, ob versucht wurde, durch persönliche Bekanntschaft Berichte weichzuspülen.

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Nach Bekanntwerden der ersten Vorwürfe um "politische Filter" und einem "Klima der Angst" wurden Stein und Lorentzen auf eigene Bitte von ihren Aufgaben entbunden. Außerdem nahm Thormählen für einen Monat unbezahlten Urlaub.

Vor allem Stein und Lorentzen stehen im Zentrum der Vorwürfe, die den Verdacht nahe legen, dass Politiker der CDU-geführten Landesregierung in Kiel geschützt oder Fehltritte verschwiegen wurden.

Titelfoto: Markus Scholz/dpa

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