Doppelte Tatort-Dröhnung: Aber ist das wirklich nötig?

Von Nadine Steinmann und Björn Strauss

Berlin - Einstieg nach Maß oder zu überambitioniert? Der Berliner "Tatort" mit neuer Kommissarin an der Seite von Kommissar Karow hat eine Menge zu bieten. Vielleicht jedoch auch eine Idee zu viel.

Susanne Bonard (Corinna Harfouch, 68) beobachtet, wie eine riesige Waffenlieferung übergeben wird.
Susanne Bonard (Corinna Harfouch, 68) beobachtet, wie eine riesige Waffenlieferung übergeben wird.  © rbb/Marcus Glahn

Die Schutzpolizistin Rebecca Kästner (Kaya Marie Möller, 37) wird tot auf ihrem Sofa gefunden - offenbar Selbstmord. Doch welche Mutter schreitet zu solch einer Tat, während ihr vierjähriger Sohn im Haus schläft? Also Mord.

Der Tatverdacht fällt zunächst auf den Ehemann, doch schon schnell müssen Robert Karow (Mark Waschke, 51) und Susanne Bonard (Corinna Harfouch, 68), die sich nach zwölf Jahren als Dozentin quasi selbst bei der Mordermittlung wieder eingestellt hat, erkennen, dass "alles viel größer ist, als gedacht".

Kein Wunder also, dass die "Tatort"-Macher für "Nichts als die Wahrheit" zwei volle Folgen brauchen, um den Fall aufzudröseln  …

Tatort: Lohnt sich das Einschalten?

Schutzpolizistin Tina Gebhardt (Bea Brocks, 34) und Dietrich Pätzold (Jörn Hentschel, 54) haben offenbar Dreck am Stecken.
Schutzpolizistin Tina Gebhardt (Bea Brocks, 34) und Dietrich Pätzold (Jörn Hentschel, 54) haben offenbar Dreck am Stecken.  © rbb/Marcus Glahn

Es ist praktisch zu viel von allem: Racial Profiling, Verrat in der Truppe, Waffenschmuggel, Flüchtlingspolitik, rechte Strukturen an der Polizei-Akademie, Verfassungsschutz hier, "Ermittlungen nationaler Tragweite" da, rechte Chats, Gendern samt ":Innen", Schlagworte von "Germanen", "WAR" und dem "Tag X" fallen, Netzwerke bis ganz nach "oben", eine Todesliste, selbst Corona wird dem Zuschauer noch in kleinen Portionen vorgesetzt - musste das sein? Eigentlich fehlt nur noch die Berliner Drogenkriminalität und "Lügenpresse".

Interessant ist’s, aber thematisch eben auch in mancher Sequenz sinnlos aufgebläht. Und just als der Fall aufgeklärt scheint, na klar, passiert noch was!

Der "Tag X" muss ja noch seinen Tribut zollen. So geht Krimi! Man soll eben nicht "auf nur einem Auge blind sein". Die "Rettung der Demokratie" liegt schließlich in den Händen der neuen Kommissarin.

Tatort: Heutiger "Tatort" aus Köln: Wird hier ein Opfer zum Mörder?
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Corinna Harfouch macht ihr Ding gut, und auch Mark Waschke legt sich unrasiert nett ins "Tatort"-Zeug. Irgendwie kommt er besser ohne seine Ex-Kollegin Rubin (Meret Becker, 54) klar, als es im Dortmunder "Tatort" rührselig dargestellt wird - im Gegensatz zu Faber (Jörg Hartmann, 53) werden die Fans nicht dauernd an die ausgestiegene Kollegin erinnert. So isser eben, der coole Karow. Was auf der Strecke blieb? Die frische Leichtigkeit, mit der das Berliner Team einst daherkam.

Ob’s zum "Tag X" kommt? Das erfahren die Zuschauer an diesem langen Wochenende, wenn uns das Spektakel zur Primetime im Ersten geboten wird - also nehmt Euch nichts vor am Ostersonntag - und am Ostermontag.

Titelfoto: rbb/Marcus Glahn

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