Dresdner "Tatort"-Star: "Ich habe ähnliche Probleme wie Heterosexuelle"

Berlin - Mit Bedauern mussten die Dresdner "Tatort"-Fans den Ausstieg von Karin Hanczewski (41) alias Karin Gorniak hinnehmen. Mit TAG24 sprach die Schauspielerin, die sich 2021 offiziell als queer outete, über ihren Abschied, die Bedeutung von Liebe, ihre Rolle in der Serie "Loving Her" und darüber, was dieses TV-Format so einzigartig macht.

Ob heterosexuell oder queer: Für Karin Hanczewski (41) plagen uns alle die gleichen Sorgen und Wünsche.
Ob heterosexuell oder queer: Für Karin Hanczewski (41) plagen uns alle die gleichen Sorgen und Wünsche.  © IMAGO/Eventpress

TAG24: "Loving Her" hat als erste deutsche, lesbische Serie TV-Geschichte geschrieben. Wie stolz sind Sie, auch in der zweiten Staffel ein Teil davon zu sein?

Karin Hanczewski: Ich finde es toll, dass in 'Loving her' Queerness so selbstverständlich und mit Leichtigkeit erzählt wird. Es wird nicht zu einem Problem gemacht - und das ist wichtig. Und deshalb freue ich mich, Teil dieser Erzählung zu sein.

TAG24: Nach der Initiative #actout monierten Sie, dass Sie nur noch lesbische Rollenangebote bekamen. Doch für Ihre Rolle der 'Josephine' machten Sie eine Ausnahme. Warum?

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Hanczewski: Ich fand das Format gut und wollte es unterstützen. Wir folgen einer lesbischen Hauptfigur und ihrer Liebesgeschichte. Es könnte aber genauso eine heterosexuelle Figur sein. Die Probleme, die sie hat, hängen nicht damit zusammen, dass sie lesbisch ist.

TAG24: Würden Sie sich mehr Formate wünschen, die ganz unaufgeregt das Leben queerer Menschen thematisieren?

Hanczewski: Ja, klar. Aber was heißt, das Leben queerer Menschen? Dass man nicht heterosexuell ist, ist eigentlich nur ein Aspekt. Ich glaube, ich habe viele ähnliche Probleme und Sehnsüchte wie jemand, der heterosexuell ist. Das heißt, die Themen Liebe, Verlust, Schmerz, Angst, Identität, Arbeit, die Suche nach Erfüllung im Leben sind alles universelle Themen.

Sie sind nicht anders in einer queeren Geschichte. Wir alle suchen nach ein wenig Glück. Ich finde es immer ein bisschen schwierig, alles so zu labeln ... 'das ist queer, das ist was für Frauen, das etwas für Männer'. Das macht uns mehr Probleme, als wenn wir verstehen würden, dass es eigentlich viele Gemeinsamkeiten gibt.

Welche TV-Pläne Karin Hanczewski hat

Für "Loving Her" schlüpft die Berlinerin erneut in die Rolle der Josephine und verdreht Hanna (Banafshe Hourmazdi, 33, r.) den Kopf.
Für "Loving Her" schlüpft die Berlinerin erneut in die Rolle der Josephine und verdreht Hanna (Banafshe Hourmazdi, 33, r.) den Kopf.  © ZDF/Marcus Glahn

TAG24: Hanna beschäftigt sich am Ende mit der Frage "Was ist Liebe?". Wie würden Sie antworten?

Hanczewski: Ich weiß nicht, ob es Meryl Streep war, die sagte, 'Liebe ist die Zeit, die man miteinander verbringt'. Die Zeit, die man einem wirklich widmet, das ist Lebenszeit und ich finde, das hat ganz viel mit Liebe zu tun. Also jemandem Aufmerksamkeit zu widmen, jemanden verstehen zu wollen und auch, sich mit jemandem auseinanderzusetzen.

Und dann gibt es auch das wundervolle Buch von Bell Hooks "All about Love", in dem sie aus einem anderen Buch wie folgt zitiert: 'Liebe ist der Wille, das eigene Selbst auszudehnen, um das eigene spirituelle Wachstum oder das eines anderen Menschen zu nähren.' Damit kann ich viel anfangen.

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TAG24: "Loving Her" ist abgedreht, beim Dresdner "Tatort" haben Sie Ihren Ausstieg bekannt gegeben. Was steht als Nächstes auf dem Plan?

Hanczewski: Als Nächstes läuft ein Film auf dem Filmfest Hamburg, den ich im vorigen Jahr gedreht habe. Er heißt 'Der neue Freund'. Ich würde sagen, es ist eine Screwball-Dramödie. Dustin Loose, der einen unserer Tatorte inszeniert hat, hat Regie geführt und Corinna Harfouch spielt meine Mutter. Ich bin gespannt, wie der Film ankommt.

Corinna Harfouch ist eine fantastische Schauspielerin. Mit ihr zusammen spielen zu dürfen, war einfach nur großartig. Im Oktober kommt die dritte Staffel von 'Parlament' raus, in der ich eine Politikerin einer sehr konservativen Partei spiele. Und dann stehen noch andere Projekte für dieses Jahr im Raum, aber das ist alles noch nicht spruchreif.

Wie schwer fiel Karin Hanczewski der "Tatort"-Abschied?

Nur noch bis Anfang 2025 wird Hanczewski an der Seite von Cornelia Gröschel (35, l.) und Martin Brambach (55) im Dresdner "Tatort" zu sehen sein.
Nur noch bis Anfang 2025 wird Hanczewski an der Seite von Cornelia Gröschel (35, l.) und Martin Brambach (55) im Dresdner "Tatort" zu sehen sein.  © DPA/Robert Michael

TAG24: Was nehmen Sie von der Arbeit als TV-Kommissarin mit?

Hanczewski: Besonders ist für mich, eine Rolle über neun Jahre erzählt zu haben. Man entwickelt die Figur innerhalb dieses doch langen Zeitraums immer um kleine Facetten weiter. Ich bin mit der Rolle, mit dem Format gewachsen.

TAG24: Hatten Sie schon Ihren letzten Drehtag?

Hanczewski: Ja.

TAG24: Wie schwer war der Abschied?

Hanczewski: Ich war natürlich schon auch wehmütig. Es sind ein paar Tränen geflossen und es gab eine schöne Verabschiedung. Die Produktion hat ein wirklich sehr liebevolles Abschiedsfest für mich organisiert, es gab ein Abschiedsvideo und viele rührende Worte. Wir schauen auf 18 gemeinsame Filme zurück, das bewegt natürlich.

In "Loving Her" steht nicht nur Hannas Liebesleben, sondern auch ihre Arbeit beim Magazin "Spice" im Fokus.
In "Loving Her" steht nicht nur Hannas Liebesleben, sondern auch ihre Arbeit beim Magazin "Spice" im Fokus.  © ZDF/Marcus Glahn

Die zweite Staffel von "Loving Her" startet am Sonntag, um 20.15 Uhr bei ZDFneo. Alle Folgen - auch die der ersten Staffel - sind bereits jetzt in der Mediathek zu sehen.

Titelfoto: IMAGO/Eventpress

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