Wenn Nähe zur Gefahr wird: "Tatort" mit Stress, Streit und Stalking

Bremen - Kein Handy, keine Papiere, kein Gesicht: Die Leiche am Weserufer ist so entstellt, dass ihr Antlitz nicht zu erkennen ist. Die Kommissarinnen Selb und Moormann stehen zunächst vor einem Rätsel. Bald steht der Verdacht im Raum, dass das Opfer auch Täter war.

Ist Marek Kolschak (Jonathan Berlin, 31) nur Opfer oder auch Täter?
Ist Marek Kolschak (Jonathan Berlin, 31) nur Opfer oder auch Täter?  © Radio Bremen/Claudia Konerding

Denn Marek Kolschak (Jonathan Berlin, 31) war nicht nur Investigativjournalist, der im Drogen-Milieu recherchierte, sondern auch der Ex-Freund der alleinerziehenden Mutter Rani Ewers (Via Jikeli, 28).

Überall lauerte er ihr auf - am Spielplatz, auf der Straße, vor der Haustür.

Selbst mit seinem Tod nimmt der Wahnsinn im "Tatort: Solange du atmest", den das Erste am Sonntag um 20.15 Uhr zeigt, kein Ende.

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Denn sogar in der Wohnung ihrer Freundin und Pflegerin Paula Södersen (Sarina Radomski, 37) kann sich Rani nicht mehr sicher fühlen.

Für die Ermittlerinnen Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer, 36) und Linda Selb (Luise Wolfram, 37) stellt sich schließlich die Frage: Wer stalkt hier wen?

Lohnt sich das Einschalten beim Bremer "Tatort"?

Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer, 36, r.) und Linda Selb (Luise Wolfram, 37) verarbeiten ihre aufgestauten Emotionen im Selbstverteidigungs-Training.
Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer, 36, r.) und Linda Selb (Luise Wolfram, 37) verarbeiten ihre aufgestauten Emotionen im Selbstverteidigungs-Training.  © Radio Bremen/Claudia Konerding

Tatsächlich werden in dem "Tatort" so viele Handlungsstränge vermengt, dass es dem Zuschauer manchmal schwerfallen wird, dem Geschehen zu folgen.

So geht es neben der Stalking-Geschichte um einen ungelösten Mord im Drogen-Milieu sowie die Probleme, mit denen Rani kämpft: "Ich hab seit Jahren keine Minute Pause gehabt. Wie dieser Staat mit alleinerziehenden Müttern umgeht, ist wirklich unterirdisch", flucht sie während einer Zeugenbefragung.

Ein Problem, das auch Episoden-Star Radomski komplett nachvollziehen kann: "Es wird mit einer großen Selbstverständlichkeit von Frauen abverlangt, für ein Kind auf extrem isolierte Art und Weise da zu sein. Wenn Männer mit Kindern unterwegs sind, gibt es nicht selten eine absurd übertriebene Wertschätzung und Lobeshymnen. Von Frauen wird es erwartet. Dieses eingeengte Rollenbild ist ein wirkliches Problem", erklärt sie im Interview mit TAG24.

Absolut problembefreit und harmonisch seien allerdings die Dreharbeiten in Bremen verlaufen, wie die gebürtige Leipzigerin erklärt.

Das habe vor allem daran gelegen, dass alle Beteiligten "so egofrei" gearbeitet haben. Ganz anders sieht es diesmal aber im Krimi selbst aus, denn erstmals knallt es zwischen den beiden Ermittlerinnen, weil Selb so gar nicht egofrei Moormanns inhaftierte Schwester für ihre persönlichen Ermittlungszwecke nutzt.

Der Vertrauensbruch sorgt schließlich dafür, dass die Kommissarinnen getrennte Wege gehen - und sich dabei selbst in Gefahr bringen.

Denn scheint der Fall zunächst klar zu sein, entwickelt sich der Krimi im Laufe der 90 Minuten mehr und mehr zu einem Psycho-Thriller. Verdächtige werden plötzlich zu Zeugen, Zeugen zu Verdächtigen und am Ende stehen mehrere Leben auf Messers Schneide.

Titelfoto: Radio Bremen/Claudia Konerding

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