Wenn Religion als Ausrede für Gewalt genutzt wird: "Frauen haben hier zu viele Rechte"
Leipzig - Ungleichbehandlung, Unterdrückung, Schläge: Immer wieder werden in Deutschland Stimmen laut, dass Frauen im Islam nichts zu sagen haben. Dieser Behauptung will unter anderem der Reporter Tarek Khello in der "MDR-exactly"-Reportage nachgehen.
Alles in Kürze
- Frauenrechte im Islam werden oft falsch dargestellt.
- Einige Männer nutzen Religion als Ausrede für Gewalt.
- Syrische Schwestern Rasha und Malak widersprechen Vorurteilen.
- Libyer Ammar glaubt, Frauen in Deutschland hätten zu viele Rechte.
- Andere Männer wie Baran unterstützen Gleichberechtigung.

Die Syrerinnen Rasha und Malak haben eine klare Meinung zu den Vorurteilen. Beide sind Muslima und leben seit zwei Jahren in Leipzig. Tarek trifft sie in der Eisenbahnstraße.
"Es ist nicht in Ordnung, wenn jemand sagt, Frauen haben im Islam keine Rechte. Sie haben sogar Sonderrechte", findet Rasha.
Malak stimmt ihr zu: "Es gibt vielleicht Gesellschaften, wo die Frauen weniger wert sind, aber bei uns in Syrien ist es nicht so."
Dass Gewalt gegen Frauen in muslimisch geprägten Ländern noch immer heruntergespielt wird, beweist der Libyer Ammar (Name wurde geändert).
Auch in seiner Beziehung spielten Konflikte und Machtverhältnisse eine Rolle. "Sie wollte mich schlagen, da habe ich zurückgeschlagen", erzählt er.
Für Ammar sei klar, seine Frau habe ihn provoziert und ausgenutzt. Auch zu Deutschland hat er eine klare Meinung. "Die Frauen haben hier zu viele Rechte, das ist ein Frauenland. Sie nutzen das aus, gegen die Männer."
Von Reflexion und Einsicht fehlt ihm jede Spur. Im Gegenteil, er will den seiner Meinung nach benachteiligten Männern eine Stimme geben.

"MDR-exactly": So weit gehen die Einstellungen der Männer auseinander

Auch in Halle (Saale) spricht der Journalist mit einem arabischen Mann über die Aufgaben seiner Frau.
"Sie muss zu Hause bleiben, die Wohnung sauber halten und sich um mich kümmern", erklärt er. Arbeiten gehen darf sie nicht, doch nach seiner Anschauung ist das etwas Positives: "Meine Frau lebt zu Hause wie eine Königin."
Diese Wertvorstellungen begründet er mit einem Auszug aus dem Koran. Seinen Namen will der Araber allerdings nicht verraten.
Doch Tarek trifft auch Männer, die solche Einstellungen nicht unterstützen können und wollen.
Baran beispielsweise hatte früher noch ein klassisches Rollenbild, hat mit der Zeit allerdings gemerkt, dass er auch ein Mann ist, wenn er nicht schreit, dominant und letztendlich toxisch ist.
Streaming-Tipp: Die gesamte "exactly"-Folge mit dem Titel "Islam und Patriarchat - was befördert Gewalt gegen Frauen?" könnt Ihr Euch in der Mediathek anschauen.
Titelfoto: Montage: MDR