Witwer von totgeraster Fußgängerin (†43): "Bewährung ist ein Hohn, das ist wie ein Freispruch"

Halle (Saale) - Wenn Menschen plötzlich aus dem Leben gerissen werden, gerät auch die Welt der Angehörigen ins Wanken. Kathrin Bagger (†43) aus Halle wurde im Dezember 2019 totgerast - bei "Kripo Live" sprach nun der hinterbliebene Witwer.

An dieser Stelle wurde Kathrin Bagger (†43) im Dezember 2019 überfahren.
An dieser Stelle wurde Kathrin Bagger (†43) im Dezember 2019 überfahren.  © Heiko Rebsch/dpa

Oliver Bagger und seine Frau sind gemeinsam auf einem Konzert, als sie Kopfschmerzen bekommt und sich schon früher alleine auf den Heimweg macht - doch Zuhause kommt sie nie an.

Die Mutter von drei Söhnen wird von einem Auto erfasst und stirbt. "Wenn das jetzt nach einer langen schweren Krankheit gewesen wäre, dann wäre man drauf vorbereitet worden", so der Witwer in der aktuellen Folge der MDR-Sendung über den unerwarteten Schicksalsschlag: "Von jetzt auf gleich war das Leben völlig anders."

Am Steuer des Wagens: Der damals 19 Jahre alte Mohamed G. - der Fahranfänger flüchtet von der Unfallstelle, wird aber in Eisleben von der Polizei gefasst, später vor Gericht gestellt und wegen fahrlässiger Tötung zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.

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Zu diesem Urteil hat Oliver Bagger eine klare Meinung: "Das ist keine Strafe. Bewährung ist ein Hohn, das ist wie ein Freispruch. Das konnte ich nicht hinnehmen, absolut nicht, nicht für die Tat."

"Hat sich nie für irgendwas entschuldigt oder Reue gezeigt"

Mohamed G. (22) wurde vom Landgericht Halle zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.
Mohamed G. (22) wurde vom Landgericht Halle zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.  © Heiko Rebsch/dpa

Aber das Schlimmste sei für ihn: "Er hat sich ja nie für irgendwas entschuldigt oder hat Reue gezeigt oder hat eingeräumt, das er die Tat begangen hat. Bis heute nicht."

Die Nebenklage als Vertretung der Familie des Opfers legt Berufung gegen das Urteil des Amtsgerichts ein. Im November 2022 folgt dann der Berufungsprozess vor dem Landgericht Halle.

Dort wird das Rasen als Teilnahme an einem illegalen Autorennen gewertet - der heute 22-Jährige wird wegen fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Gefährdung des Straßenverkehrs und Fahrerflucht schuldig gesprochen und zu drei Jahren Haft verurteilt.

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Für den Witwer steht fest: "Ich würde jedem raten dafür zu kämpfen. Mein altes Leben wurde zerstört, mein eigenes altes Leben. Ich muss ein neues Leben aufbauen und das kann ich nur, wenn ich innerlich sage: 'ok, damit kann ich leben'. Er muss für seine Tat büßen, sonst funktioniert's nicht, sonst wird man nie ein Ende finden."

Doch abschließen kann Familie Bagger vorerst noch nicht - der Verteidiger von Mohamed G. hat Revision eingelegt.

Titelfoto: Heiko Rebsch/dpa

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