"Unverschämtheit": Jetzt spricht der Anwalt der entführten Block-Tochter
Hamburg - Einer der Gründe für die Unterbrechung des Block-Prozesses am Dienstag war ein Antrag der Verteidigung, Tochter Klara (14) ebenso wie ihren Bruder (11) nicht als Nebenkläger zuzulassen. Die Verteidigung wirft dem Vater der beiden Kinder, Stephan Hensel (51), vor, sie manipuliert und die Auswahl ihrer anwaltlichen Vertretung in seinem Sinne beeinflusst zu haben. Rechtsanwalt Steffen Hörning, der die Tochter von Christina Block (52) vertritt, wies diesen Vorwurf jetzt entschieden zurück.
Alles in Kürze
- Anwalt Steffen Hörning vertritt Klara Block.
- Vorwurf der Manipulation wird zurückgewiesen.
- Klara will als Zeugin aussagen.
- Psychologin unterstützt Klaras Entscheidung.
- Prozessaussetzung soll Kinder schützen.

"Der Interessensvertreter des Kindesvaters [...] hat seinen Mandanten früh den Rat gegeben, sich an den Weißen Ring in Hamburg zu wenden", erklärte Hörning. Der wiederum habe ihn als Opferanwalt für Klara vorgeschlagen.
Zum ersten Kontakt zwischen dem Anwalt aus Göttingen und der Block-Tochter sei es im April 2024 gekommen. "Damals wusste ich noch nicht, um welches Verfahren es geht. Ich erinnere, dass Herr Hensel damals sagte: 'Googeln Sie mal das Stichwort Block und Entführung.'"
Seitdem habe Hörning bis zum ersten Verhandlungstag am vergangenen Freitag nichts anderes getan, als die Interessen von Klara Hensel zu vertreten.
Er sei zu keinem Zeitpunkt von Stephan Hensel oder dessen Anwalt instruiert worden: "Es gab auch keine gemeinsamen Treffen zwischen meiner Mandantin, ihrem Vater und mir. Natürlich waren er und ihre Geschwister zu Hause, wenn ich sie in Dänemark besucht habe. Es waren aber alles Vieraugengespräche."
Der Anwalt weist den Vorwurf entschieden zurück, die Kinder könnten instrumentalisiert werden. Sollte das Oberlandesgericht in einer möglichen Begründung so etwas andeuten, hielte er das für eine "Unverschämtheit": "Wir sind unabhängige Organe der Rechtspflege und würden uns mitnichten von irgendwem vor den Karren spannen lassen, um andere Ziele zu erreichen."
Opferanwalt Hörning: "Wer denkt, dass es ihr gut geht, der hat nicht verstanden, was hier passiert ist"

Steffen Hörning betonte am Dienstag auch, dass es ausdrücklich Klaras eigener Wunsch sei, als Zeugin in der öffentlichen Hauptverhandlung auszusagen. Dies habe sie ihm erst vor drei Wochen erneut bestätigt.
Der Anwalt selbst sei aufgrund des "medienträchtigen Verfahrens" und den Belastungsfaktoren für eine Minderjährige zunächst skeptisch gewesen, aber die Gespräche mit Klara hätten ihm Sicherheit gegeben.
"Ich habe mich auch bei ihrer Psychologin in Dänemark rückversichert, bei der sie in Behandlung ist. Sie sagt, es könnte ein wichtiger Baustein zur Verarbeitung dieser schrecklichen Geschehnisse in der Silvesternacht sein."
Der 14-Jährigen gehe es vor allem darum, ihre eigene Geschichte zu erzählen, so Hörning weiter. "Sie musste feststellen, dass immer nur über sie geredet und geschrieben wird, und manche Darstellungen sind schlichtweg falsch", so der Opferanwalt. "Sie sagt: 'Ich möchte, dass alle hören, was mit mir passiert ist, was das für Folgen für mich hatte, für mein Leben.'"
Auf die Frage, wie es der Tochter von Christina Block aktuell geht, wollte Hörning keine Antwort geben. Aber: "Wer meint, dass es ihr gut geht, der hat, glaube ich, nicht verstanden, was hier passiert ist."
Der Anwalt begrüßt die Aufhebung der nächsten Verhandlungstage und hofft auf eine vorübergehend vollständige Aussetzung des Prozesses: "Dann kann das Prozedere zur Wahrung der Interessen der Kinder in Dänemark in Ruhe auf den Weg gebracht werden."
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