Raketenmäßig: Ex-Mitarbeiter retten Freibergs Feuerwerk-Fabrik nach 300 Jahren Tradition

Freiberg - Dieser Plan zündet wie eine Rakete: Das Weco-Werk in Freiberg (Mittelsachsen) hat eine neue Zukunft. Ein Trio will hier wieder Silvester-Waren herstellen. Das Konzept: Klasse statt Masse.

Die drei "FKF"-Chefs Sebastian Funke (41, l.), Bertram Bach (40, 2.v.l.), Georg Alef (61, r.) und Produktionsleiter Anton Meng (38) testen einen neuen Farb-Mix für bengalische Flammen.
Die drei "FKF"-Chefs Sebastian Funke (41, l.), Bertram Bach (40, 2.v.l.), Georg Alef (61, r.) und Produktionsleiter Anton Meng (38) testen einen neuen Farb-Mix für bengalische Flammen.  © Ralph Kunz

Groß war der Schock, als der alteingesessene Feuerwerkshersteller vergangenes Jahr sein Freiberger Werk schloss - ausgerechnet zu Silvester.

Was damals kaum einer wusste: Die langjährigen Weco-Mitarbeiter Georg Alef (61) und Sebastian Funke (41) planten bereits den Neustart. "Ich hatte schon im Juli von den Plänen erfahren", sagt Alef. "Das war ein harter Schlag. Ich habe überlegt: Wie können wir den Standort retten?"

Dann kam die zündende Idee: Er und Funke wollten die Werkshallen und einen Teil der Maschinen von Weco übernehmen. "Ich bin mit dem Vorschlag zur Geschäftsleitung gegangen, obwohl ich nicht mit einer positiven Reaktion gerechnet hatte. Aber sie waren einverstanden", erzählt Alef.

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Vertriebs-Profi Bertram Bach (40) kam mit ins Boot, die drei neuen Chefs übernahmen fünf Weco-Mitarbeiter. Sie tauften ihre neue Firma auf den Namen "FKF - Feuerwerk Kultur Fabrik".

Die berühmten Weco-Raketen bekommen bald Nachfolger.
Die berühmten Weco-Raketen bekommen bald Nachfolger.  © dpa/Christophe Gateau

Nach der Signal- und Warn-Munition sollen eigene Feuerwerksraketen folgen

Mitarbeiterin Andrea Rätsch (52) bereitet die Patronen-Hülsen vor.
Mitarbeiterin Andrea Rätsch (52) bereitet die Patronen-Hülsen vor.  © Ralph Kunz

Jetzt läuft wieder die Produktion am Pulvermühlenweg, damit lebt eine mehr als 300 Jahre alte Tradition weiter. "Im Moment stellen wir pyrotechnische Munition her", sagt Alef.

Die Signal- und Warn-Munition wird beispielsweise auf Flughäfen genutzt, um Vögel zu vertreiben. "Unser Ziel ist, noch dieses Jahr eigene Feuerwerks-Raketen auf den Markt zu bringen."

Sie wollen alte Traditionen wiederbeleben. "Heute geht es bei Raketen meist nur um den großen Knall. Früher gab es viele Raketen, die mit einem leisen Wasserfall-Effekt explodiert sind. Oder 'Silberschwärmer', die schlangenförmige Silberspuren zogen. So etwas gibt es kaum mehr. Diese Marktlücke wollen wir füllen."

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Vertriebs-Chef Bach zufolge gibt es viele Enthusiasten, die solch traditionelle Pyrotechnik suchen. Die FKF will Kunden direkt beliefern, außerdem die Raketen im Online-Shop "Pyroweb" anbieten. Das Gelände gehört noch immer der Weco, die neue Firma hat es angemietet.

Mitarbeiterin Michaela Eckardt (47) dosiert die pyrotechnische Mischung für die Warn-Munition.
Mitarbeiterin Michaela Eckardt (47) dosiert die pyrotechnische Mischung für die Warn-Munition.  © Ralph Kunz
Die neue Firma produziert pyrotechnische Munition für Warn- und Signal-Pistolen.
Die neue Firma produziert pyrotechnische Munition für Warn- und Signal-Pistolen.  © Ralph Kunz

Die drei Chefs berichten von großer Unterstützung durch die Weco. Das 55 Hektar große Werk bietet der kleinen Firma reichlich Platz zum Wachsen - sie sucht gerade neue Mitarbeiter.

Titelfoto: Ralph Kunz

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