CDU-Landeschef Hagel fordert Handy-Verbot an allen Schulen in Baden-Württemberg

Von Nico Pointner, Martin Oversohl

Stuttgart - CDU-Landes- und Fraktionschef Manuel Hagel (37) plädiert für ein allgemeines Handyverbot während des Unterrichts in Baden-Württemberg, das über die angestrebte Reform des Kultusministeriums hinausgehen würde.

Manuel Hagel (37), Fraktionsvorsitzender der CDU im Landtag von Baden-Württemberg
Manuel Hagel (37), Fraktionsvorsitzender der CDU im Landtag von Baden-Württemberg  © Marijan Murat/dpa

"Im Unterricht geht es um Fokussierung und Konzentration, da hat das Handy nichts zu suchen", sagte Hagel im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

"Viele Lehrerinnen und Lehrer oder Schulen müssen gegen großen Widerstand ankämpfen, wenn sie ein Handyverbot während des Unterrichts aussprechen und durchsetzen wollen. Es bleibt daher unser Ziel, ins Gesetz zu schreiben, dass Handys im Unterricht nichts verloren haben."

Die grün-schwarze Landesregierung hatte im Juni eine Änderung des Schulgesetzes auf den Weg gebracht, die vorsieht, dass sich alle Schulen im Südwesten in ihren Haus- und Schulordnungen Regeln für den Umgang mit privaten Geräten geben müssen.

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"Die Benutzung mitgebrachter privater digitaler mobiler Endgeräte ist grundsätzlich verboten", heißt es in einer vom Ministerium veröffentlichten Formulierungshilfe für Grundschulen.

Über eine entsprechende Änderung des Schulgesetzes muss noch der Landtag entscheiden. Schon bei der Ankündigung hatte das Kultusministerium betont, dass man für Grundschulen restriktive Regeln haben wolle.

Die genaue Ausgestaltung sollen die Schulen nach diesem Vorgehen aber selbst regeln. In der Formulierungshilfe gibt das Ministerium lediglich Empfehlungen, an denen sich die Schulen orientieren können.

Hagel plädiert für weitergehende Schritte. Ein Verbot würde aus Sicht Hagels Lehrkräften und Schulen helfen.

Vom "Wurstbrötle" zum Handy

Manuel Hagel möchte an den Schulen in Baden-Württemberg ein allgemeines Handyverbot durchsetzen.
Manuel Hagel möchte an den Schulen in Baden-Württemberg ein allgemeines Handyverbot durchsetzen.  © Roland Weihrauch/dpa

"Damit würde der Gesetzgeber Verantwortung übernehmen und Lehrerinnen und Lehrern, aber auch den Schulen den Rücken stärken."

Schon im Grundschulalter hätten viele Kinder Umgang mit Smartphones, betonte der CDU-Politiker. "Der Gruppenzwang spielt da bereits eine Rolle."

Die Grünen im Landtag wiesen den Vorstoß zurück. Der bildungspolitische Sprecher Thomas Poreski sagte laut einer Mitteilung: "Viele machen sich Sorgen, weil Handys im Unterricht ablenken können und die Fokussierung darunter leidet."

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Trotzdem sei es aus Sicht der Grünen klüger, kein pauschales Verbot vorzuschreiben. "Schulen sind unterschiedlich – was für eine Grundschule passt, ist für eine Berufsschule oft nicht sinnvoll."

"Bei mir in der Schule war es immer verboten, während des Unterrichts zu vespern. Das ging nur in der Pause. Was damals für das Wurstbrötle galt, kann ja heute vielleicht auch für das Handy gelten", sagte Hagel.

Dabei gehe es nicht nur ums Verbieten, sondern auch um den richtigen Umgang mit digitalen Medien. "Uns geht es vor allen Dingen um Medienbildung, um Medienkompetenz und Medienresilienz", sagte Hagel.

In einer Welt der "digitalen Reizüberflutung" könne der kluge Umgang mit sozialen Medien nicht früh genug gelernt werden.

"Wir können unsere Kinder nicht vor dem Leben schützen – wir müssen sie stark machen, ihr Leben zu gestalten. Uns geht es um den Sieg der Persönlichkeit über den Algorithmus."

Titelfoto: Marijan Murat/dpa

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