Von Markus Brachat
Stuttgart - Hopfen, Hüte, Insel-Feeling: Warum mehrere Orte in Baden-Württemberg jetzt neue Namen tragen dürfen!
Das Innenministerium in Stuttgart wolle die Identität des Landes stärken und mache den Weg für Zusatzbezeichnungen einzelner Gemeinden frei, teilte die Behörde mit.
So trägt Tettnang im Bodenseekreis ab Dezember den Zusatznamen "Hopfenstadt". Der Ort sei zu Recht stolz auf seinen Hopfen, wird Innenminister Thomas Strobl (65, CDU) zitiert. Das "grüne Gold" präge das Landschaftsbild in den Sommermonaten.
Großvillars, ein Gemeindeteil von Oberderdingen (Kreis Karlsruhe), darf sich ab sofort "Waldenserort" nennen. Waldenser-Emigranten gründeten Ende des 17. Jahrhunderts in der Region eine neue Ansiedlung. Diese erhielt den Namen Groß-Villars, benannt nach dem Ort Villar Perosa im Piemont (Italien).
Auch Neuenburg am Rhein (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) profitiert von seiner Geschichte. Ab dem 1. Dezember hat der Ort offiziell die Zusatzbezeichnung "Zähringerstadt". Denn Stadtgründer war um 1175 Herzog Berthold IV. von Zähringen. Der Ort besteht also seit 850 Jahren.
Inselgemeinden und Bollenhüte
Gutach an der Schwarzwaldbahn heißt in wenigen Tagen "Bollenhutgemeinde". Der schöne, rote Hut gehört seit etwa 1800 zur Tracht der evangelischen, ledigen Frauen in den drei benachbarten Schwarzwalddörfern Gutach, Wolfach-Kirnbach und Hornberg-Reichenbach.
Einen Zusatznamen bekommt auch Ilvesheim (Rhein-Neckar-Kreis) nahe Mannheim: Künftig heißt der Ort "Inselgemeinde". Seit dem Bau des Neckar-Kanals von 1921 bis 1925 wird die Gemeinde von Flüssen umrandet, er wurde so zur Insel gemacht - ein Alleinstellungsmerkmal.
Zusatzbezeichnungen können über einen Gemeinderatsbeschluss mit Mehrheit von drei Vierteln der Stimmen aller Mitglieder beantragt werden. Es gibt laut Ministerium rund 130 Gemeinden oder Ortsteile, die solch einen Titel führen.