Alarmierende Zahlen: Immer mehr Kokain in Bayern verfügbar
Von Sebastian Schlenker
Alles in Kürze
- Kokain-Verstöße in Bayern steigen auf 3972 Fälle
- Verfügbarkeit von Kokain hat stark zugenommen
- Kokain ist zweithäufigste Ursache für Drogentote
- Drogenhandel verlagert sich ins Internet
- Fentanyl breitet sich in Bayern aus
München - Die Polizei in Bayern beobachtet einen klaren Anstieg der Verstöße mit Kokain in den vergangenen Jahren.

Dagegen verzeichnen die Ermittler zum Teil einen deutlichen Rückgang bei Delikten, die mit anderen Drogen zu tun haben, wie ein Sprecher des Landeskriminalamtes in München (LKA) mitteilte.
Das LKA zählte demnach im vorigen Jahr insgesamt 3972 Verstöße im Zusammenhang mit Kokain im Freistaat. Das sind erkennbar mehr als in den beiden Jahren zuvor: 3638 (2023) und 2560 (2022).
Die Verfügbarkeit von Kokain habe im Freistaat "außerordentlich zugenommen". Die Rauschgift-Ermittler vermuten entsprechend, dass die Zahl der Konsumenten in ähnlichem Maße gestiegen ist.
Nicht nur mit einem Blick auf die Kriminalität, sondern auch wegen gesundheitlicher Folgen ein Alarmzeichen für die bayerischen Beamten.
Kokain sei bereits seit drei Jahren die zweithäufigste Ursache bei Todesfällen aufgrund von Betäubungsmittelmissbrauch.
Als weiteren Trend beobachtet die Polizei eine zunehmende Verlagerung des Drogenhandels von der Straße ins Internet.
Einfache und sichere Bestellmöglichkeiten für Konsumenten sorgen demnach dafür, dass der Handel von Drogen im Internet immer beliebter wird. Es sei allerdings ein allgemeiner Irrglaube, dass online agierende Täter, insbesondere auch im Darknet, nicht ermittelt werden könnten, machte der Sprecher des LKA in diesem Zusammenhang deutlich.
Droge Fentanyl breitet sich in Bayern aus

Die Ermittler der Polizei fokussierten sich immer stärker auf diesen Bereich, zugleich steige gleichfalls die Professionalisierung der Behörden.
Um den Drogenhandel im Freistaat künftig noch stärker unterbinden zu können, treffen sich Vertreter von Polizei, Staatsanwaltschaft und Zoll aus 20 Staaten an diesem Donnerstag zu einer Tagung. Das Treffen im Fortbildungsinstitut der
bayerischen Polizei im oberbayerischen Ainring wird neben dem LKA von der US-amerikanischen Drug Enforcement Administration (DEA) geleitet.
Neben dem massiven Kokainhandel in Europa sollen der Online-Drogenhandel, aber auch Probleme durch synthetische Opioide wie Fentanyl besprochen werden. Diese gewinnen laut LKA in den vergangenen Jahren zunehmend Marktanteile.
Die Gründe dafür seien vielfältig.
Grundsätzlich spiele der geringe Preis und die zum Teil sehr hohe Wirkung eine wichtige Rolle. Rauschgift-Experten des LKA gehen davon aus, dass synthetische Opioide und insbesondere Fentanyl und dessen Derivate an Relevanz gewinnen werden.
Ein Grund dafür dürfte laut LKA ein Engpass bei der Verfügbarkeit von Heroin sein, da die in Afghanistan herrschenden Taliban den Anbau von Schlafmohn verboten hätten. Zu der Herstellung von Heroin wird Schlafmohn benötigt.
Titelfoto: Marcus Brandt/dpa