Fachkräfte in Kitas: Bayern mit niedrigster Quote bundesweit

Von Elke Richter und Angelika Resenhoeft

Gütersloh/München - In den Kitas in Bayern arbeiten so wenige Fachkräfte wie in keinem anderen Bundesland.

In Bayern kümmern sich meist Kinderpfleger um die Kinder in Kitas. Sie gelten anders als Erzieher nicht als Fachkräfte. (Symbolbild)
In Bayern kümmern sich meist Kinderpfleger um die Kinder in Kitas. Sie gelten anders als Erzieher nicht als Fachkräfte. (Symbolbild)  © Arne Dedert/dpa

Mit 54,5 Prozent hat der Freistaat wie in den Vorjahren mit Abstand die niedrigste Fachkraftquote bundesweit.

Zum Vergleich: Der deutschlandweite Schnitt beträgt 72 Prozent. In Ostdeutschland sind es knapp 87 Prozent, beim Spitzenreiter Thüringen gar mehr als 94 Prozent. Dies geht aus einer Auswertung der Bertelsmann-Stiftung in Gütersloh hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorab vorlag.

Die zehn Kreise mit dem bundesweit niedrigsten Anteil an Fachkräften sind den Daten zufolge allesamt in Bayern zu finden. Den letzten Platz belegt der Landkreis Augsburg, wo der Anteil von Kitas mit einer hohen Fachkraft-Quote nur 2,3 Prozent beträgt.

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Da sich die Regelungen der Bundesländer, welche Berufsabschlüsse oder Qualifizierungswege für die Tätigkeit als pädagogische Fachkraft anerkannt werden, sehr unterscheiden, haben sich die Studienautorinnen auf die amtliche Kinder- und Jugendhilfestatistik gestützt. Diese erfasst, wie viele pädagogisch tätige Personen in den Kitas mindestens einen fachlich einschlägigen Fachschulabschluss vorweisen.

Eine Erzieherin zählt daher dazu, ein Kinderpfleger jedoch nicht. In Bayern arbeiten aber verhältnismäßig viele Kinderpflegekräfte in den Kitas - und immer öfter auch Quereinsteiger.

Sinken Standards wegen Mangel an Fachkräften?

Da es keine Fachkräfte gibt, helfen auch Quereinsteiger in Kitas aus. (Symbolbild)
Da es keine Fachkräfte gibt, helfen auch Quereinsteiger in Kitas aus. (Symbolbild)  © Andreas Arnold/dpa

Der Einsatz von Menschen mit geringer pädagogischer oder gar fachfremder Qualifikation führe jedoch zu einer De-Professionalisierung des Berufsfeldes, betonen die Studienautorinnen.

"Die Gefahr liegt in einer schleichenden Normalisierung von geringeren professionellen Standards – mit weitreichenden Konsequenzen für die Kinder, das Berufsfeld, die pädagogische Qualität und die gesellschaftliche Anerkennung frühkindlicher Bildung."

Es gebe erste Hinweise, dass die Entwicklung bereits konkrete Auswirkungen auf die Qualität der pädagogischen Arbeit und damit auch auf die kindliche Entwicklung habe. Geschuldet sei die Entwicklung zum großen Teil dem Kostendruck, weil Mitarbeitende mit niedrigerer Qualifikation die Träger weniger kosteten.

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Hinzu komme der Personalmangel, dem durch die Ausweitung des Fachkraftbegriffs auf Menschen anderer Berufsfelder leichter begegnet werden könne, hieß es.

Deutliche Kritik kam von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Die Belastung der Beschäftigten in den Einrichtungen sei enorm, weil oft zu Wenige für zu viele Kinder verantwortlich seien, sagte die Vorsitzende des bayerischen Verdi-Vorstands Erziehung, Bildung, Soziale Arbeit, Martina Meyer.

Titelfoto: Arne Dedert/dpa

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