Schreckliche Bergstürze wie in der Schweiz: Müssen Wanderer und Bergsteiger Angst haben?
Von Christof Rührmair
Alles in Kürze
- Riesige Bergstürze zeigen die Macht der Natur.
- Klimawandel macht Bergstürze und Felsstürze häufiger.
- Gute Tourenplanung mit Wettervorhersage ist notwendig.
- Bergsteiger sollten sich vorbereiten, aber keine Angst haben.
- Alpen werden durch Erwärmung instabil und gefährlicher.
München - Riesige Bergstürze wie jetzt in der Schweiz zeigen, wie mächtig die Natur im Gebirge ist. Angst müssen Wanderer und Bergsteiger nicht haben. Sie sollten sich allerdings sehr gründlich vorbereiten.

Der Klimawandel macht Bergstürze sowie andere Gefahren wie Steinschlag und Felsstürze häufiger.
"Die Zunahme dieser alpinen Gefahren ist eine eindeutige Auswirkung des menschengemachten Klimawandels", sagt Tobias Hipp, Experte für Klimafragen beim Deutschen Alpenverein (DAV).
"Die Alpen sind durch die Erwärmung im Ungleichgewicht und werden instabil. Wir müssen davon ausgehen, dass diese Ereignisse weiter zunehmen", führt Hipp entsprechend aus.
Grundsätzlich müsse man zwischen Bergsturz und Felssturz zwingend unterscheiden, erklärt er.
Beim Bergsturz seien "riesige Mengen Gestein unterwegs. Hier sieht man oft im Vorfeld schon Anzeichen wie kleinere Abbrüche, sodass die Region großflächig überwacht werden kann für eine rechtzeitige Frühwarnung."
Das sei aber nicht immer der Fall, "wie beispielsweise beim Bergsturz am Piz Cengalo im Jahr 2017 mit mehreren Toten". Für Bergsportler seien allerdings in der Regel Felsstürze und Steinschlag relevanter als Bergstürze. Dies seien Hipp zufolge "klassische alpine Gefahren", welche letztendlich "viel häufiger und flächendeckender vorkommen".
Klimawandel spielt eine Rolle

Beides werde von ähnlichen Prozessen ausgelöst, die durch den Klimawandel begünstigt werden.
"Einerseits erwärmen sich die Berge, wodurch der Permafrost im Inneren sie nicht mehr so gut zusammenhält", erklärt der Experte des DAV.
Auch der Rückgang der Gletscher spiele demnach eine Rolle, da diese "einerseits nicht mehr als Stützen der benachbarten Felswände dienen, andererseits weil unter den Gletschern instabile Flächen frei werden, von denen Steinschlag oder Abrutschungen ausgehen können".
Und oft kämen dann noch die zunehmenden Extremwetterereignisse wie Starkregen oder Hitzewellen als Auslöser hinzu. Am Ende spielten dann meist mehrere Faktoren oder Prozesse zusammen.
Wie groß die Gefahr ist, kommt stark darauf an, wo man sich bewegt.

Gute Tourenplanung mit Blick auf Wettervorhersage immer zwingend notwendig
"Der normale Berggeher, der nicht im Hochgebirge unterwegs ist, muss sich weniger Sorgen machen", sagt Hipp und schiebt erklärend weiter nach: "Aber schon in Lagen zwischen 2000 und 2500 Metern nimmt die Gefahr zu und im Hochgebirge sehen wir einen klar belegten Zusammenhang zwischen der Zunahme der Gefahren und dem menschgemachten Klimawandel."
Grundsätzlich sei eine gute Tourenplanung mit Blick auf die Wettervorhersage immer nötig, so der Experte. Durch die rasanten Veränderungen werde sie allerdings nochmals deutlich wichtiger. "Die Alpen werden weiterhin attraktive Heimat für den Bergsport bleiben, wenn auch in Teilen nicht mehr so, wie wir es überliefert bekommen haben. Im Gebirge wird es immer gewisse Gefahren geben, ihre Wahrscheinlichkeit nimmt durch den Klimawandel aber zu."
Titelfoto: Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa