Von Sebastian Schlenker
Nürnberg - Der Nürnberger Tiergarten plant weiterhin, einzelne Paviane einer zu groß gewordenen Gruppe zu töten.
"Da sich derzeit kein Platz für Guinea-Paviane findet, steht die Tötung nach wie vor im Raum", teilte der Tiergarten auf Anfrage mit. Es sei endgültig beschlossen, dass die Gruppengröße aus Tierschutzgründen reduziert werden müsse. Die Suche nach einer anderen Unterkunft für die Tiere blieb bislang ohne Erfolg.
Es handle sich um ein faktisches Dilemma, teilte der Zoo mit. Aufgrund der unsicheren Rechtslage würden derzeit tierschutzrechtliche, tierschutzfachliche, naturschutzrechtliche und strafrechtliche Aspekte abgewogen.
Bereits Anfang 2024 hatte der Tiergarten angekündigt, einzelne der etwa 45 Guinea-Paviane töten zu wollen, weil die Gruppe für das Gehege zu groß geworden sei. Zwischen den Affen komme es aufgrund der Platzverhältnisse verstärkt zu Konflikten, bei denen sich die Tiere verletzten. Außerdem sei die soziale Struktur innerhalb der Gruppe ungünstig, hieß es zur Begründung.
Der Tiergarten machte sich auf die Suche nach einer Unterbringung der Paviane in einem anderen Zoo oder einer vergleichbaren Einrichtung. Bislang wurde demnach aber kein geeigneter Platz für die Tiere gefunden.
Nürnberger Tiergarten bietet Affen über Netzwerk an, findet aber keinen Platz
Die Tiere würden weiterhin über ein internationales Netzwerk angeboten. "Aktuell liegt uns jedoch kein konkretes Angebot vor, dass auf ein ernstzunehmendes Interesse an der Übernahme schließen lässt." Auch zwei Tierschutzorganisationen beteiligten sich nach eigenen Angaben an der Suche.
Bei der Auswahl, welche Tiere in diesem Fall getötet werden, berücksichtige der Tiergarten verschiedene Faktoren. Trächtige Weibchen kämen etwa nicht in Betracht. Wichtig sei auch ein ausgewogenes Geschlechter-Verhältnis in den jeweiligen Alterskohorten.
Tierrechtsorganisationen haben den Nürnberger Tiergarten wiederholt kritisiert. Die Organisation Pro Wildlife etwa kündigte an, Strafanzeige stellen zu wollen: Nach deren Einschätzung verstößt die geplante Tötung der Tiere gegen das Tierschutzgesetz, das eine Tötung ohne vernünftigen Grund als Straftat ahnde.
"Die Tötung gesunder Tiere aufgrund selbstverschuldeter Haltungsmängel und Platzprobleme erfüllt diesen 'vernünftigen Grund' nicht", teilte Laura Zodrow von Pro Wildlife mit. "Zoos werben gerne mit ihrem angeblichen Beitrag zum Artenschutz", sagte sie. In Wahrheit zeige sich hier eine Entsorgungsmentalität: Was wirtschaftlich unbequem wird, werde einfach getötet.
Guinea-Paviane leben seit 1942 im Nürnberger Tiergarten und sind Teil des europäischen Erhaltungszuchtprogramms. Da sie in der Natur kaum Lebensraum finden, ihr Bestand nimmt ab. Deshalb soll eine Population in Zoos überleben, die in Zukunft ausgewildert werden könnte, wenn es geschützte Gebiete für sie gäbe.