Hass auf Frauen: Schockierende Femizide in Bayern

Von Irena Güttel

München - Hass und Wut treibt die Täter an, weil die Frauen sie ablehnen, ein eigenständiges Leben wollen oder sich von ihnen trennen. Immer wieder werden in Bayern Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts getötet.

Femizide bezeichnen Gewaltverbrechen, bei denen Frauen getötet werden, weil sie Frauen sind und in den Augen der Täter weniger wert sind.
Femizide bezeichnen Gewaltverbrechen, bei denen Frauen getötet werden, weil sie Frauen sind und in den Augen der Täter weniger wert sind.  © Sebastian Gollnow/dpa

Im vergangenen Jahr starben nach einer Auswertung des Bayerischen Landeskriminalamts (LKA) 40 Mädchen und Frauen bei einem Femizid, der Großteil davon waren Frauen über 21 Jahren.

Als Femizide werden Gewaltverbrechen bezeichnet, bei denen Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden - also weil sie Frauen sind und aus Sicht der Täter als weniger wert gelten. In den meisten Fällen sind die Täter die Partner oder Ex-Partner der Frauen.

In der Kriminalstatistik werden sie laut Bundeskriminalamt (BKA) nicht erfasst. Dazu fehle eine bundeseinheitliche Definition, heißt es im BKA-Lagebild zu geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichteten Straftaten. Insofern sei nur eine Annäherung an die tatsächliche Zahl möglich. Diesen Zahlen zufolge wurden 129 Frauen und Mädchen im vergangenen Jahr im Freistaat Opfer von versuchten oder vollendeten Femiziden.

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Femiziden gehen häufig über längere Zeit Misshandlungen,
Bedrohungen, Einschüchterungen oder sexuelle Gewalt voraus - darauf weist eine
Publikation der Weltgesundheitsbehörde (WHO) hin.

Femizide in Bayern: Aktuelle Fälle in Verhandlung

Im November 2024 wurde die Leiche einer Vermissten aus Pommelsbrunn in einem Wald gefunden.
Im November 2024 wurde die Leiche einer Vermissten aus Pommelsbrunn in einem Wald gefunden.  © Lars Haubner/NEWS5/dpa

Zuletzt hatte das Landgericht Nürnberg einen Mann wegen Mordversuchs an seiner getrennt lebenden Frau zu lebenslanger Haft verurteilt. Er hatte die Frau auf einem Spielplatz in Hersbruck vor den Augen zahlreicher Menschen mit einem Messer angegriffen und 22-mal auf sie eingestochen.

Wie sich im Prozess zeigte, war der Mann bereits zuvor gewalttätig geworden und hatte seiner Frau gedroht, sie zu töten.

Wochenlang suchte die Polizei im vergangenen Jahr nach einer 49-Jährigen aus Pommelsbrunn. Schließlich wurde ihre Leiche in einem Wald gefunden. Der Verdacht fiel schnell auf den Ehemann, von dem sich die Frau zuvor getrennt hatte.

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Inzwischen ist er wegen Mordes angeklagt. Weil er die Trennung nicht habe akzeptieren wollen, sei er nachts in das Haus der Frau eingedrungen und habe sie im Schlaf erdrosselt, so die Staatsanwaltschaft.

Das Verschwinden einer 33-Jährigen im vergangenen August in Oberfranken sorgte ebenfalls für Schlagzeilen. Von der Frau fehlt bis heute jede Spur. Dennoch ist die Staatsanwaltschaft überzeugt, dass der ehemalige Lebensgefährte sie getötet hat. Diese erhob im April Anklage gegen den 73-Jährigen.

Wegen Mordes an einer Bekannten ist auch ein 37-Jähriger aus Coburg angeklagt. Die Frau soll seine Annäherungsversuche wiederholt zurückgewiesen haben. Im vergangenen November soll er sie in seine Wohnung gelockt und mit einem Kabel zu Tode erwürgt haben. Anschließend soll er sich an der Leiche sexuell vergangen haben.

Die Tote habe er zunächst in seiner Wohnung und später in einem Lagercontainer versteckt, so die Staatsanwaltschaft.

Die Anteilnahme nach Gewalttaten ist groß - doch wie kann man Frauen besser schützen?
Die Anteilnahme nach Gewalttaten ist groß - doch wie kann man Frauen besser schützen?  © Moritz Frankenberg/dpa

Fußfesseln zur Überwachung gewalttätiger Männer

Um Frauen besser zu schützen, fordert die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes die bundesweite Einführung elektronischer Fußfesseln zur Überwachung gewalttätiger Männer.

In Bayern sei dies auf Grundlage des Landespolizeigesetzes für Straftäter bereits möglich, teilte das Justizministerium in München mit.

Titelfoto: Sebastian Gollnow/dpa

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