29-Jähriger fährt am Ku'damm in Schülergruppe: Was wir wissen, was wir nicht wissen

Berlin - Es sind schreckliche Szenen, die Erinnerungen wachrufen. Am Mittwochmorgen ist ein 29-Jähriger mit seinem Auto in der Tauentzienstraße in eine Menschengruppe gefahren - keine 100 Meter Luftlinie entfernt vom Breitscheidplatz, wo von vor sechs Jahren ein Terroranschlag stattgefunden hatte.

Der Fahrer krachte mit seinem Wagen durch die Schaufensterscheibe und kam dort erst zum Stehen.
Der Fahrer krachte mit seinem Wagen durch die Schaufensterscheibe und kam dort erst zum Stehen.  © Christoph Soeder/dpa

Eine Frau starb, mehrere Personen wurden zum Teil lebensbedrohlich verletzt. Hinzukommen zahlreiche Leichtverletzte.

Besonders tragisch: Bei der Menschenmenge handelte es sich um eine Schülergruppe. Demnach ist die betreuende Lehrerin ums Leben gekommen.

Ob es sich um einen Anschlag, einen Unfall, einen medizinischen Notfall oder um eine vorsätzliche Tat handelte, konnte die Polizei noch nicht klären. Inzwischen sind aber immer mehr Details bekannt. TAG24 verschafft einen Überblick.

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Der Vorfall

Laut Polizeiangaben fuhr der 29-Jährige gegen 10.26 Uhr seinen Renault-Kleinwagen an der Straßenecke Ku'damm und Rankestraße auf den Bürgersteig des Ku'damms und in eine Menschengruppe.

Dann fuhr er den Angaben zufolge zurück auf die Kreuzung und knapp 200 Meter weiter auf der Tauentzienstraße Richtung Wittenbergplatz, kam dann erneut auf den Bürgersteig und krachte in der Ecke Marburger Straße in ein Schaufenster von Douglas. Erst da endete die Fahrt.

"Der Fahrer fuhr mit seinem Wagen auf dem Gehweg, musste dann einem abbiegenden Fahrzeug ausweichen, fuhr dann durch die Schaufensterscheibe in ein Geschäft und dort kam er erst zum Stehen", erklärte Polizeisprecher Thilo Cablitz.

29-jähriger Fahrer zunächst von Passanten festgehalten

Die Polizei ist mit einem Großaufgebot vor Ort.
Die Polizei ist mit einem Großaufgebot vor Ort.  © Dominik Totaro

Der Fahrer

Bei dem Fahrer handelt es sich um einen 29-jährigen Deutsch-Armenier. Er wurde zunächst von Passanten festgehalten und anschließend einen Polizisten, der zufällig vor Ort war, festgenommen.

"Wir klären jetzt gerade noch auf, ob er mit seinem eigenen Fahrzeug gefahren ist, sich eines anderes bedient hat oder es sogar geklaut haben könnte", so Cablitz. Er soll der Polizei bereits bekannt gewesen sein, allerdings nicht in Zusammenhang mit Extremismus.

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Wie viele Verletzte gibt es?

Die Feuerwehr hat die Anzahl der Schwerverletzten inzwischen nach oben korrigiert. War zunächst noch von fünf lebensgefährlich Verletzten die Rede, ist die Zahl nun auf sechs gestiegen. Hinzu kämen drei Schwerverletzte sowie mehrere Leichtverletzte, sagte ein Feuerwehrsprecher vor Ort. Eine Gesamtzahl nannte er nicht.

Die Polizei sprach von "mehr als zwölf Personen." Bei den Verletzten handelte es sich vor allem eine Schülergruppe aus Nordhessen.

Verwirrung um angebliches Bekennerschreiben, Motiv noch immer unklar

Großes Medieninteresse. Bürgermeisterin Franziska Giffey (43, SPD, l.) und Polizeiprösidentin Barbara Slowik (r.) stehen Rede und Antwort.
Großes Medieninteresse. Bürgermeisterin Franziska Giffey (43, SPD, l.) und Polizeiprösidentin Barbara Slowik (r.) stehen Rede und Antwort.  © Dominik Totaro

Gibt es ein Bekennerschreiben?

Unbestätigten Medienberichten zufolge soll im Auto ein Bekennerschreiben gefunden worden sein. Darüber hatte zunächst die Bild-Zeitung berichtet. Demnach soll das Motiv des Fahrers nicht politisch gewesen sein. Die "Bild" zitierte einen Ermittler: "Auf keinen Fall ein Unfall – ein Amokläufer, ein eiskalter Killer." Eine Polizeisprecherin konnte das zunächst aber nicht bestätigen.

"Es sollen wohl Plakate sein, in denen er sich über die Türkei äußert", erklärte Berlins Innenministerin Iris Spranger (SPD) in einer Medienrunde. Ein Bekennerschreiben gebe es aber nicht.

Das Motiv

Was genau vorgefallen ist, ist noch immer unklar. Indikatoren, die für eine Vorsatztat sprechen würden, würden nun unter anderem abgeglichen mit der Spurenlage und Zeugenaussagen, sagte Cablitz am Mittag. "Ich möchte mich aber nicht auf Spekulationen einlassen", sagte er mit Blick auf die Entfernung zwischen den beiden Unfallstellen.

Der Polizeisprecher erinnerte auch an den Vorfall in der Invalidenstraße 2019. Ein SUV-Fahrer hatte vier Menschen tödlich erfasst, darunter ein Kleinkind. Später stellte sich heraus, dass der Fahrer einen epileptischen Anfall erlitten hatte.

Auch Polizeipräsidentin Barbara Slowik hielt sich bedeckt: "Im Moment keine Hinweise auf politische Tat", erklärte Slowik. Ihre Betonung lag allerdings auf "Im Moment".

Titelfoto: Christoph Soeder/dpa, Dominik Totaro

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