Trotz Protesten und zwölf Jahren Bauzeit: Neuer A100-Abschnitt für Autofahrer eröffnet

Von Matthias Arnold, Andreas Rabenstein und Mia Bucher

Berlin - Nach zwölf Jahren Bauzeit und Hunderten Millionen Euro ist in Berlin die Verlängerung der Stadtautobahn A100 eingeweiht worden.

Der Bauabschnitt soll den Berliner Osten besser ans Autobahnnetz und den BER anbinden.
Der Bauabschnitt soll den Berliner Osten besser ans Autobahnnetz und den BER anbinden.  © Sebastian Gollnow/dpa

Begleitet von Protesten eröffneten Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (57) und Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (52) (beide CDU) den 3,2 Kilometer langen Abschnitt. Die ersten Autos sollten am Nachmittag über die Strecke fahren. "Insbesondere diejenigen, die auf das Auto angewiesen sind, werden ab sofort Verbesserungen spüren", sagte Schnieder. Schließlich habe nicht jeder das Glück, direkt neben einer U-Bahn- oder S-Bahn-Station zu leben.

Viele überzeugt das nicht. "Diese Trasse zerschneidet die Stadt, heizt sie auf - klimatisch wie sozial", teilte Greenpeace-Verkehrsexpertin Lena Donat mit.

"Statt jetzt mit dem nächsten Abschnitt weitere Milliarden Euro in eine aus der Zeit gefallene Stadtautobahn zu pumpen, auf der Menschen auch künftig im Stau stehen werden, könnte Berlin mit diesem Geld zu einer modernen Großstadt wie Paris werden, mit einer Mobilität für Menschen statt für Autos", so Donat.

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Mit dem nun in Betrieb genommenen 16. Bauabschnitt zwischen dem Dreieck Neukölln und dem Stadtteil Treptow soll der Berliner Osten besser ans Autobahnnetz und insbesondere an den Flughafen BER in Schönefeld angeschlossen werden. Das neue Teilstück war zunächst noch nicht bei Google Maps zu sehen.

Zwischen Jubel und Empörung: Streit um den 17. Bauabschnitt

Der 3,2 Kilometer lange Abschnitt der Autobahn verläuft vom Dreieck Neukölln bis zur Ausfahrt Treptower Park.
Der 3,2 Kilometer lange Abschnitt der Autobahn verläuft vom Dreieck Neukölln bis zur Ausfahrt Treptower Park.  © Britta Pedersen/dpa

Landeschef Wegner sagte, die längere A100 werde den Verkehr aus den angrenzenden Wohngebieten ziehen und auf die Autobahn verlagern. Doch damit dieses Ziel aufgeht, ist aus Sicht der derzeitigen Landes- und Bundesregierung noch eine weitere Verlängerung der A100 in Richtung Norden nötig.

"Der 16. Bauabschnitt macht nur richtig Sinn, wenn man auch den 17. anschließt", betonte Schnieder. "Nur dann kann das gesamte A100-Projekt seinen tatsächlichen Nutzen voll entfalten." Der heutige Meilenstein sei nur ein Zwischenstopp.

Bei Kritikern stoßen solche Aussagen auf Unverständnis und Empörung. Vor dem Hotel, in dem die Eröffnung zelebriert wurde, versammelten sich in der Spitze laut Polizei rund 280 Gegnerinnen und Gegner des Ausbaus und forderten einen sofortigen Stopp der Planungen für den 17. Abschnitt. Das Bündnis "A100 wegbassen" entrollte am Vormittag an der Treptower Ausfahrt des neuen Abschnitts ein Banner mit dem Schriftzug "ENDE".

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Auch Verkehrsforscher Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung sehen das Projekt kritisch. "Die verlängerte A100 wirkt wie ein Staubsauger; die Autobahn zieht den Verkehr an, bündelt ihn und spuckt ihn einfach in Treptow und Lichtenberg wieder aus", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Erstmeldung am 27. August um 6.30 Uhr, aktualisiert um 16.28 Uhr.

Titelfoto: Sebastian Gollnow/dpa

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