S-Bahn kracht in Baum, Hausdach fliegt auf Auto: Orkantief "Zeynep" tobt über Berlin

Berlin - Das Sturmtief "Zeynep" bringt die Berliner Feuerwehr weiterhin an ihre Belastungsgrenze. Insgesamt 1300 wetterbedingte Notfälle habe man seit Ausrufen des Ausnahmezustands am Freitagabend gezählt, sagte ein Sprecher der Feuerwehr am Samstagvormittag.

"Zeynep" hinterlässt in Neukölln seine Spuren. Am Abend krachte ein großer Baum auf ein geparktes Auto und durchbohrte die Frontscheibe.
"Zeynep" hinterlässt in Neukölln seine Spuren. Am Abend krachte ein großer Baum auf ein geparktes Auto und durchbohrte die Frontscheibe.  © Morris Pudwell

Davon habe man 571 Fälle wegen fehlender Kapazitäten noch gar nicht angehen können. "Wir werden den ganzen Tag damit beschäftigt sein, das abzuarbeiten", erklärte der Sprecher. Verletzt wurde nach vorläufigen Erkenntnissen niemand.

Viele Schäden wurden demnach erst bei Tageslicht entdeckt und gemeldet. In Biesdorf im Osten von Berlin flickten Einsatzkräfte am Samstagmorgen eine Gasleitung, in die ein herabstürzender Baum ein Leck gerissen hatte.

In Britz im Bezirk Neukölln war die Feuerwehr weiterhin damit beschäftigt, einen besonders großen Baum aufwendig mit Kran und Drehleiter abzutragen. An vielen Orten sollen Bäume gefährlich schief stehen, mehrere Häuser wurden vom Wind abgedeckt.

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Verletzt worden sei in der Hauptstadt wegen des Sturms nach bisherigem Überblick niemand.

In Schöneberg war ein Baum auf die Gleise der S-Bahn gestürzt. Ein Zug sei gegen das Hindernis am Priesterweg gefahren. Da es sich um einen kleinen Baum gehandelt hätte, sei niemandem etwas passiert. In der S-Bahn saßen rund 80 Fahrgäste. Die Feuerwehr räumte die Gleise wieder frei.

Aufgrund der starken Böen flog ein Dach eines Mehrfamilienhauses weg. Dabei wurde ein BMW sowie ein VW stark beschädigt.
Aufgrund der starken Böen flog ein Dach eines Mehrfamilienhauses weg. Dabei wurde ein BMW sowie ein VW stark beschädigt.  © Dominik Totaro

In Treptow habe der Sturm das Flachdach eines Bürogebäudes abgedeckt, sagte der Feuerwehrsprecher. In der Villengegend Grunewald seien zudem viele Bäume umgestürzt. Hier war die Feuerwehr im Einsatz, um die Straßen freizumachen.

Neben umgestürzten Bäume, die teilweise auf geparkten Autos landeten, hinterließ das Orkantief auch an Häusern seine Spuren. In Lichtenrade wurden rund 500 Quadratmeter Dach weggefegt. Teile der Isolierung verteilten sich in der Umgebung.

Ansonsten hätten sich die Feuerwehrleute um zahlreiche kleinere Dinge wie lose Bauteile kümmern müssen.

Eine S-Bahn erwischte den kleinen Baum. Verletzt wurde aber niemand.
Eine S-Bahn erwischte den kleinen Baum. Verletzt wurde aber niemand.  © Morris Pudwell

Koffer-Chaos am BER: Starke Einschränkungen bei Berliner Verkehrsbetrieben

In Schmargendorf hielt ein Baum den Orkan nicht stand und krachte in ein Auto.
In Schmargendorf hielt ein Baum den Orkan nicht stand und krachte in ein Auto.  © Morris Pudwell

Am Hauptstadtflughafen BER haben am späten Freitagabend Hunderte trotz des Unwetters angekommene Fluggäste vergeblich auf ihre Koffer gewartet. Das berichtete ein dpa-Reporter.

Der Flughafen habe wegen des Sturms die Bestückung der Gepäckbänder eingestellt. Die Reisenden sollten ihre Koffer nun am Samstag abholen.

Zudem bildeten sich lange Schlangen am Taxistand. Die Flüge an sich kamen laut Ankunftstafel des Airports trotz des Orkantiefs "Zeynep" planmäßig an.

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Doch auch die Öffentlich Verkehrsmittel hatten mit Zeynep zu kämpfen. Besonders stark habe es den Busverkehr getroffen, teilten die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) am Samstagmorgen mit: Insgesamt 26 Buslinien in der gesamten Stadt mussten demnach zeitweise umgeleitet oder unterbrochen werden, meistens wegen umgestürzter Bäume oder herabgefallener Dachziegel. Fahrgäste oder Mitarbeiter kamen nicht zu Schaden.

Auch bei Straßenbahn und U-Bahn sowie im Schiffskehr kam es demnach zu Beeinträchtigungen. Sechs Straßenbahnlinien fuhren wegen Gegenständen und Baumteilen in den Oberleitungen nur eingeschränkt, in einem Fall blockierte ein Auto im Gleisbett die Fahrt. Die U-Bahnstrecke zwischen Breitenbachplatz und Krumme Lanke wurde bereits am Freitagnachmittag wegen einer abgeknickten Baumspitze für kurze Zeit gesperrt. Am Wendenschloss ist der Fährbetrieb der Linien F10 und F12 eingestellt, die Linie F11 fährt unregelmäßig.

Aus Sicherheitsgründen gilt momentan für Straßenbahnen und U-Bahnen ein Tempolimit von 40 Stundenkilometern. Der Busverkehr ist auch weiterhin stark von den Sturmfolgen betroffen, wie ein Sprecher der BVG am Samstagmorgen sagte. Rund 20 Buslinien fahren demnach zurzeit nur eingeschränkt.

Text aktualisiert, 19. Februar, 14.20 Uhr

Weitere Meldungen im Berliner Sturm-Ticker

Teile einer Dachkonstruktion in Lichtenberg hängen an der Fassade.
Teile einer Dachkonstruktion in Lichtenberg hängen an der Fassade.  © Morris Pudwell

Update, 14.20 Uhr: Feuerwehr richtet Krisenstab ein

Nicht immer sollen die Einsatzkräfte nur mit Sturmschäden zu kämpfen haben: In Spandau wurde nach Polizeiangaben ein Feuerwehrmann bei nächtlichen Räumarbeiten von einem betrunkenen 50-Jährigen geschubst und dabei leicht verletzt. Gegen den Angreifer werde nun wegen tätlichen Angriffs auf einen Feuerwehrbeamten ermittelt, hieß es am Samstag.

Um der "enormen Dimension" der Sturmschäden zu begegnen, hat die Feuerwehr nach den Angaben vom Samstag einen Krisenstab eingerichtet und spricht sich insbesondere mit den Bezirksämtern Pankow und Reinickendorf eng ab. Hilfe erhält sie von Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks.

Update, 11.33 Uhr: Weiter Einschränkungen bei der Abfertigung am Flughafen BER

Am Hauptstadtflughafen BER gab es am Samstagvormittag weiterhin Verzögerungen bei der Abfertigung. "Wegen des Sturms abgesagte Flüge gab es nicht, teilweise gab es Flugverspätungen", sagte ein Flughafensprecher am Samstagvormittag. "Und es gibt immer noch Probleme im Abfertigungsbetrieb." Es sei wegen der hohen Windgeschwindigkeiten immer noch so, dass das Gepäck häufig nicht aus den Flugzeugen aus- und auch nicht eingeladen werde. "Die Passagiere fliegen nur mit Handgepäck."

"Was sonst normal ist, dass Gepäck und Passagiere zusammen fliegen, wird jetzt wegen des Sturms zum Teil getrennt", so der Sprecher. "Das ist auch in den letzten beiden Tagen so gewesen." An der Situation werde sich voraussichtlich bis Mitte des Tages nichts ändern. Mit Einschränkungen sei bis dahin noch zu rechnen. "Wir haben aber die Hoffnung, dass es sich dann normalisiert."

Am Hauptstadtflughafen BER gibt es weiterhin Probleme mit der Abfertigung.
Am Hauptstadtflughafen BER gibt es weiterhin Probleme mit der Abfertigung.  © Christophe Gateau/dpa

Update, 11.26 Uhr: Berliner Fußball-Verband sagt alle Spiele ab

"Zeynep" bekommen auch die Belriner Fußballer zu spüren. Berliner Fußball-Verband (BFV) hat am Samstag alle Spiele abgesagt. Die spielleitenden Ausschüsse des BFV verständigten sich auf eine Generalabsage in sämtlichen Spielbetriebsbereichen, nachdem die Unwetterwarnung für Berlin bis in den Nachmittag verlängert worden war, hieß es auf der Internetseite des Verbandes.

Betroffen von den Absagen war unter anderem die Regionalliga-Partie zwischen dem Berliner AK 07 und dem 1. FC Lokomotive Leipzig. Die Generalabsage gelte vorerst nur für Samstag, hieß es vom Verband. Der Spielbetrieb am Sonntag werde nach bisherigem Stand wie geplant stattfinden.

Update, 8.54 Uhr: Viele Feuerwehreinsätze wegen des Sturms in Brandenburg

Das Orkantief hat auch der Feuerwehr in Brandenburg zahlreiche Einsätze beschert. Der Sturm habe landesweit viele Bäume entwurzelt, berichteten die Leitstellen. Von verletzten Menschen wurde zunächst nichts bekannt.

In Potsdam stürzten zwei Bäume auf eine parkende Straßenbahn. Sie sei leer gewesen, so dass niemand verletzt wurde, berichtete ein Sprecher der Leitstelle Nordwest in Potsdam. In Premnitz im Havelland stürzte ein Baum in eine Oberleitung an einer Bahnstrecke.

In Brandenburg an der Havel deckte der Sturm das Dach einer alten Industriehalle ab. Dachteile stürzten auf eine relativ stark befahrene Straße, wie ein Feuerwehrsprecher sagte. Auch dabei wurde niemand verletzt.

Titelfoto: Morris Pudwell, Dominik Totaro

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