Klassen zu voll: Gewerkschaft ruft zu Warnstreik an Berliner Schulen auf

Berlin - Viele Schulklassen haben mehr als 30 Schüler. Oft senkt das die Bildungsqualität und überlastet Lehrkräfte. Jetzt soll es einen Warnstreik an den Schulen geben.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft setzt sich für einen Tarifvertrag ein, der eine Verkleinerung der Schulklassen beinhaltet. Zu diesem Zweck werden die Berliner Lehrkräfte zu einem ganztägigen Warnstreik am 7. April aufgerufen. (Archivfoto)
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft setzt sich für einen Tarifvertrag ein, der eine Verkleinerung der Schulklassen beinhaltet. Zu diesem Zweck werden die Berliner Lehrkräfte zu einem ganztägigen Warnstreik am 7. April aufgerufen. (Archivfoto)  © Kay Nietfeld/dpa

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ruft die Lehrkräfte in Berlin zu einem ganztägigen Warnstreik am 7. April auf. "Unser Ziel ist ein Tarifvertrag, der die Verkleinerung der Klassen festlegen soll", sagte GEW-Landesvorsitzender Tom Erdmann.

Die GEW habe Finanzsenator Daniel Wesener (46, Grüne) zu Tarifverhandlungen aufgerufen. Da dies laut Erdmann aber bisher erfolglos blieb, habe man sich entschieden, den Weg des Warnstreiks zu gehen.

Konkret fordert die GEW etwa bei Grundschulen, die Klassengröße auf 19 Schülerinnen und Schüler zu begrenzen. Bisher sind aktuell bis zu 26 Kinder pro Grundschulklasse erlaubt.

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Außerdem soll ab einer Schulgröße von 2000 Schülerinnen und Schülern eine Schulpsychologenstelle eingerichtet werden und pro 150 Schüler eine Sozialpädagogenstelle.

Kleinere Klassen hätten viele Vorteile. Sie verringerten die Arbeitsbelastung der Lehrkräfte und steigerten die individuelle Förderung der Kinder, sagte Anne Albers, Leiterin des Vorstandsbereichs Tarifpolitik bei der Berliner GEW.

Entlastung und weniger Krankheitsfälle bei Lehrpersonal durch kleinere Klassen?

Klassen mit mehr als 30 Schülern sind an Berliner Schulen keine Seltenheit.
Klassen mit mehr als 30 Schülern sind an Berliner Schulen keine Seltenheit.  © Christoph Soeder/dpa

Wie viele Lehrkräfte für das Vorhaben zusätzlich benötigt würden, kann nach Albers' Angaben nicht genau ausgerechnet werden. Das hänge von vielen Faktoren ab.

"Es kann auch sein, dass die Köpfe, die da sind, weniger belastet und dadurch nicht so oft krank werden oder sich nicht gezwungen fühlen, in Teilzeit zu gehen. Das heißt, die Ressourcen, die da sind, könnten auch besser genutzt werden", sagte sie.

Nach ihren Angaben arbeiten derzeit rund 30 Prozent der Berliner Lehrkräfte in Teilzeit. Es sei vorstellbar, dass einige von ihnen zur Vollzeit zurückkehrten, wenn die Klassen kleiner würden.

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Kleinere Klassen könnten sich auch positiv auf den Lehrermangel auswirken. "Wenn Lehrkräfte wissen, in Berlin sind die Klassen kleiner, da ist die Belastung niedriger, dann könnte es vielleicht zu einer Zuwanderung der Fachkräfte kommen", sagte Albers.

Ein solcher Tarifvertrag wäre ein bundesweites Novum für bessere Bedingungen an den Schulen, meinte Udo Mertens, Leiter des Vorstandsbereichs Tarifpolitik der GEW Berlin. "Das wäre ein absoluter Paradigmenwechsel, weil die Arbeitsentlastung bisher nicht mitgedacht wurde."

Titelfoto: Kay Nietfeld/dpa

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