Springer-Chef Döpfner bezeichnet "Ossis" als "Kommunisten oder Faschisten"

Berlin - Mathias Döpfner (60) ist unangefochten der starke Mann bei Axel Springer - noch, denn ein Enthüllungsbericht bei "Die Zeit" könnte dem Vorstandsvorsitzenden jetzt gewaltig auf die Füße fallen.

Springer-Chef Mathias Döpfner (60) hat sich in privaten Mitteilungen äußerst abfällig über Ostdeutsche geäußert.
Springer-Chef Mathias Döpfner (60) hat sich in privaten Mitteilungen äußerst abfällig über Ostdeutsche geäußert.  © Britta Pedersen/dpa

Darin veröffentlichte das Blatt unter anderem private E-Mails und Chatmitteilungen des Medien-Moguls, die aus den vergangenen Jahren stammen sollen und im Originalwortlaut und mit allen enthaltenen Rechtschreibfehlern wiedergegeben wurden.

Die internen Dokumente gewähren nicht nur einen Einblick in die Führung des Verlags, sondern bieten vor allen Dingen einen Aufschluss über die Gedankenwelt des 60-Jährigen, in der sich insbesondere eine Ablehnung gegen "Ossis" manifestiert zu haben scheint.

So sieht er in den Ostdeutschen "entweder Kommunisten oder Faschisten. Dazwischen tun sie es nicht", was er als "Eklig" empfand (Schreibweise aller Zitate entspricht dem Original). Seine Mutter habe ihn "immer vor den Ossis gewarnt. Von Kaiser Wilhelm zu hitler zu honnecker ohne zwischendurch us reeduction genossen zu haben. Das führt in direkter Linie zu AFD", beklagte sich Döpfner.

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Anlässlich des 30. Jahrestags der Wiedervereinigung dachte er nach eigenen Worten darüber nach, einen Text zu schreiben, in dem er die Widerrufung der Wiedervereinigung fordern wollte. Er schlug in diesem Zusammenhang vor "aus der ehemaligen ddr eine Agrar und Produktions Zone mit Einheitslohn" zu machen.

Mathias Döpfner bezeichnet Ex-Kanzlerin Angela Merkel als "Sargnagel der Demokratie"

Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel (68) war Mathias Döpfner ein besonders großer Dorn im Auge.
Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel (68) war Mathias Döpfner ein besonders großer Dorn im Auge.  © Fabian Sommer/dpa

Außerdem machte der Manager keinen Hehl aus seiner Abneigung gegenüber Ex-Kanzlerin Angela Merkel (68), die er in seinen Mitteilungen nur kurz als "M" und unter anderem als "Sargnagel der Demokratie" bezeichnete.

Im Springer-Verlag sollen sogar zwei erfahrene Investigativ-Journalisten damit beauftragt gewesen sein, herauszufinden, ob Merkel zu DDR-Zeiten für die Stasi oder den KGB gespitzelt hat. Das laut Döpfner "große Ding" verlief jedoch im Sande.

Zudem brachten die veröffentlichten Dokumente ans Tageslicht, dass der Springer-Chef die "Bild" instrumentalisierte, um seine persönlichen politischen Ansichten durchzusetzen. Im Verlauf des Bundestagswahlkampfs verlangte er immer wieder Unterstützung für die FDP, um "das grün rote Desaster" zu vermeiden.

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Dabei setzte er besonders große Hoffnungen in Christian Lindner (44), mit dem er nach eigenen Angaben auch gemeinsam zu Abend gegessen hatte. "er muss Wähler von der afd holen", postulierte Döpfner, denn das sei "die einzige Chance um den endgültigen Niedergang des Landes zu vermeiden".

Zwei Tage vor den Wahlen forderte er von seinem damaligen Freund, dem Ex-Bild-Chef Julian Reichelt (42): "Please Stärke die FDP. Wenn die sehr stark sind können sie in Ampel so autoritär auftreten dass die platzt. Und dann Jamaika funktioniert."

Mathias Döpfner instrumentalisiert "Bild" für Privatzweck und outet sich als Trump-Anhänger

Mathias Döpfner hat die "Bild" unter anderem genutzt, um seine persönlichen politischen Interessen zu vertreten.
Mathias Döpfner hat die "Bild" unter anderem genutzt, um seine persönlichen politischen Interessen zu vertreten.  © Bernd von Jutrczenka/dpa

Auch für private Zwecke soll er das Boulevardblatt missbraucht haben. So soll er für eine Hetzkampagne gegen Adidas gesorgt haben, als der Konzern zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 angekündigt hatte, für geschlossene Läden keine Miete zahlen zu wollen.

Immer wieder wurden in der Folgezeit Artikel lanciert, die scharfe Kritik an dem Sportartikelhersteller übten, bis der zurückruderte und sich entschuldigte. Pikant: Döpfner ist Miteigentümer eines Geschäftshauses in Berlin, das unter anderem von Adidas gemietet wird.

Apropos Wirtschaft, hier ist der Medien-Manager ein klarer Verfechter von Globalisierung und Kapitalismus, was sich auch in seiner außenpolitischen Gesinnung widerspiegelt: "free west, fuck the intolerant muslims und all das andere Gesochs."

Da passt natürlich auch ins Bild, dass er glühender Verehrer von Donald Trump (76) war und ihm nach der Tötung eines iranischen Generals im Januar 2020 sogar am liebsten den Friedensnobelpreis verliehen hätte.

Das sind nur einige der Themen, die in dem ausführlichen Enthüllungsbericht von "Die Zeit" aufgegriffen werden. Unter anderem werden dort auch Döpfners Aufstieg im Springer-Konzern, sein Verhalten in der Reichelt-Affäre oder auch seine Meinung zu Migration und Klimawandel thematisiert. Letzteren begrüßt er übrigens, denn "Zivilisationsphasen der Wärme waren immer erfolgreicher als solche der Kälte".

Zu einem Gespräch sei Mathias Döpfner nach Angabe der "Zeit"-Autoren "trotz einer frühzeitigen Anfrage nicht bereit" gewesen. Einen ausführlichen Fragenkatalog wollte man demnach vonseiten Springers ebenfalls nicht kommentieren.

Titelfoto: Britta Pedersen/dpa

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