Neue RBB-Intendantin steht fest

Potsdam - Die frühere stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer (50) ist als einzig verbliebene Kandidatin zur neuen Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) gewählt worden.

Ulrike Demmer (50) war die letzte verbliebende Kandidaatin.
Ulrike Demmer (50) war die letzte verbliebende Kandidaatin.  © Monika Skolimowska/dpa

Der Rundfunkrat der krisengeschüttelten ARD-Anstalt stimmte am Freitag in Potsdam für die 50-Jährige als Nachfolgerin von Interims-Chefin Katrin Vernau (60).

Demmer sei mit der notwendigen Zwei-Drittel-Mehrheit von 24 anwesenden Rundfunkratsmitgliedern gewählt worden, teilte der RBB mit. Der insgesamt 30-köpfige Rundfunkrat ist eines der beiden Kontrollorgane des öffentlich-rechtlichen RBB. Die frühere Vodafone-Managerin Heide Baumann, die zunächst als Gegenkandidatin zur Wahl stand, hatte nach zwei Wahlgängen ihre Kandidatur zurückgezogen.

Demmer, die für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt wurde, muss ein 49-Millionen-Einsparprogramm umsetzen und die Folgen des fast ein Jahr alten Skandals um Vetternwirtschaftsvorwürfe gegen Ex-Intendantin Patricia Schlesinger (61) weiter aufarbeiten.

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Es gilt, das angekratzte Image des Senders wieder zu stärken. Demmer war von 2016 bis 2021 stellvertretende Sprecherin der vergangenen schwarz-roten Bundesregierung von Angela Merkel (68, CDU).

Der Wahl am Freitag war ein Wirbel um die Kandidatenliste vorangegangen. Vor Heide Baumann (50) hatten sich schon zwei weitere Bewerber zurückgezogen. Zunächst hatte Juliane Leopold (40), die Chefredakteurin Digitales von ARD-aktuell ("Tagesschau", "Tagesthemen") ist, abgesagt. Einen Tag vor der Wahl gab dann überraschend auch der Programmdirektor von Radio Bremen, Jan Weyrauch (55), seine Ambitionen auf.

RBB stürzte im Sommer 2022 in eine tiefe Krise

Katrin Vernau (50) übernahm im Herbst 2022 den Posten als Interims-Chefin
Katrin Vernau (50) übernahm im Herbst 2022 den Posten als Interims-Chefin  © Christophe Gateau/dpa

Er befürchtete, dass es nach der Wahl bei Verhandlungen über den Intendantenvertrag keine Einigung gegeben hätte, auch wenn er bereit gewesen wäre, Abstriche in Kauf zu nehmen. Das Bewerbungsverfahren war begleitet von einer Debatte zu Plänen im Verwaltungsrat, Spitzengehälter im Sender künftig deutlich zu reduzieren. Das wurde den Bewerbern auch mitgeteilt.

Unmittelbar vor der Wahl forderten der Personalrat und die Freienvertretung des ARD-Senders vor dem Hintergrund der Rückzüge von Leopold und Weyrauch ein neues Bewerbungsverfahren. Ein geordnetes Wahlverfahren könne nicht mehr zu Ende gebracht werden, teilten die beiden Vertretungen mit.

Als WDR-Managerin Vernau aus Köln im Herbst 2022 den Posten als Interims-Chefin übernahm, fand sie beim RBB einen Ausnahmezustand vor. Der mittelgroße ARD-Sender mit mehr als 3000 Mitarbeitern und einem jährlichen Rundfunkbeitrags-Budget von fast 450 Millionen Euro stürzte im Sommer 2022 in eine tiefe Krise, als Vorwürfe gegen die später fristlos entlassene Senderchefin Schlesingerund den zurückgetretenen Chef des RBB-Aufsichtsgremiums Verwaltungsrat, Wolf-Dieter Wolf (78), aufkamen, die beide zurückwiesen. Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin ermittelt noch, es gilt so lange die Unschuldsvermutung.

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Vernau selbst hatte sich nicht auf die Intendantenstelle beworben und kam daher auch nicht mehr nachträglich auf die Kandidatenliste. Obwohl sie sich nicht beworben hatte, machte sie deutlich, dass sie das Amt weiterführen würde.

Titelfoto: Monika Skolimowska/dpa

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