Debatte um Berliner SPD-Spitze: "Einen Mann als Retter fände ich nicht zeitgemäß"

Von Andreas Heimann

Berlin - Nach dem Rücktritt der beiden Berliner SPD-Landesvorsitzenden Nicola Böcker-Giannini (50) und Martin Hikel (39) wächst der Druck innerhalb der Partei, die Führung künftig wieder als Doppelspitze zu besetzen – Am besten mit einer Frau.

Steffen Krach (46, l.), Martin Hikel (39, M.) und Nicola Böcker-Giannini (50).  © Carsten Koall/dpa

Der geschäftsführende Landesvorstand hatte den Spitzenkandidaten Steffen Krach (46) für die Berlin-Wahl 2026 einstimmig als neuen Parteichef vorgeschlagen. Laut Satzung könnte er den Landesverband jedoch auch allein führen.

Mehrere Stimmen in der Partei halten das für keine gute Idee. "Es ist klar, dass eine Doppelspitze sein muss", sagte die Abgeordnete und Lichtenberger Kreisvorsitzende Tamara Lütke (34) der Berliner Morgenpost.

Krach brauche jemanden, der ihm den Rücken freihalten könne. Bereits zuvor hatten die SPD-Frauen im Landesverband gefordert, dass wieder eine Frau mit an die Spitze gehört.

Berlin Politik Endlich weniger Behörden-Wirrwarr: Erste Dokumentenausgabebox in Berlin eröffnet

Unterstützung bekommt die Forderung auch aus dem Senat. Wissenschaftssenatorin und frühere stellvertretende Landesvorsitzende Ina Czyborra (59) betonte: "Wenn die SPD wieder allein auf einen Mann als Retter setzen würde, fände ich das nicht zeitgemäß." Damit befeuert sie eine Debatte, die die Partei bereits zuvor beschäftigt hatte.

Anzeige

Auch eine andere Frage wird wieder diskutiert: Die Noch-Landesvorsitzende Böcker-Giannini hatte mehrfach darauf hingewiesen, dass sie ehrenamtlich für die Partei im Einsatz sei. "Die Partei muss sich grundsätzlich Gedanken machen, ob das so bleiben soll", sagte Lütke.

Wie die SPD diesen Balanceakt zwischen politischer Verantwortung und ehrenamtlicher Arbeit künftig lösen will, ist offen.

Mehr zum Thema Berlin Politik: