Ex-Sozialsenator: Unterbringung von Geflüchteten in Turnhallen war ein Fehler

Von Andreas Rabenstein

Berlin - Der frühere Berliner Sozialsenator Mario Czaja (49, CDU) hat eingeräumt, dass die Unterbringung von Flüchtlingen in Turnhallen während der Krise vor zehn Jahren falsch war.

Mario Czaja (49, CDU) war 2015 Sozialsenator in Berlin.
Mario Czaja (49, CDU) war 2015 Sozialsenator in Berlin.  © Britta Pedersen/dpa

"Auch mit Blick auf den sozialen Frieden" sei das "ein Fehler" gewesen, sagte Czaja dem Berliner "Tagesspiegel".

"In solchen Krisen braucht man von Beginn an große Unterkünfte", sagte Czaja, der später Bundestagsabgeordneter wurde und heute Präsident des Deutschen Roten Kreuzes im Landesverband von Berlin ist.

"Nur in einem großen Zentrum kann man alles in eine Linie bringen: Erstregistrierung, medizinische Versorgung, Unterkunft, mögliche Fragen zu Asyl, Kita, Schule hintereinander an einem Ort klären."

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Außerdem müssten die Bundesländer stärker zusammenarbeiten.Czaja erinnerte sich an das Jahr, als vor dem damaligen Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) Hunderte Flüchtlinge anstanden und campierten.

"Als ich als Sozialsenator 2011 antrat, kamen circa 1000 Flüchtlinge im Jahr. Schon 2014 waren es 1000 Flüchtlinge im Monat, im Krisensommer 2015 dann 1000 Flüchtlinge am Tag", berichtete er.

Ex-Minister Mario Czaja erinnert sich an die Flüchtlingsversorgung 2015

So sah es vor zehn Jahren vor dem Lageso in Berlin aus. (Archivbild)
So sah es vor zehn Jahren vor dem Lageso in Berlin aus. (Archivbild)  © Jörg Carstensen/dpa

Richtig sei es daher gewesen, 2016 das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) zu gründen.

Inzwischen laufe vieles besser, "gerade weil es große Unterkünfte gibt. Das haben wir gemerkt, als im Jahr 2022 die vielen ukrainischen Flüchtlinge kamen", sagte Czaja.

Zugleich betonte er, bei der Flüchtlingsversorgung würden kulturelle Aspekte und die Herkunft bis heute unterschätzt.

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"Viele Flüchtlinge stören sich weniger an der Größe der temporären Unterkunft, sondern an den ebenfalls Asyl suchenden Nachbarn", so Czaja.

Viele dieser Menschen kämen aus Regionen, in denen es Konflikte mit anderen Volksgruppen gebe.

Titelfoto: Jörg Carstensen/dpa, Britta Pedersen/dpa (Bildmontage)

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