Ex-Sozialsenator: Unterbringung von Geflüchteten in Turnhallen war ein Fehler
Von Andreas Rabenstein
Berlin - Der frühere Berliner Sozialsenator Mario Czaja (49, CDU) hat eingeräumt, dass die Unterbringung von Flüchtlingen in Turnhallen während der Krise vor zehn Jahren falsch war.
Alles in Kürze
- Ex-Sozialsenator Mario Czaja räumt Fehler bei Flüchtlingsunterbringung ein.
- Turnhallen seien keine geeigneten Unterkünfte für Geflüchtete gewesen.
- Czaja plädiert für große zentrale Unterkünfte mit umfassender Versorgung.
- Die Gründung des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten 2016 war ein richtiger Schritt.
- Kulturelle Aspekte und Herkunft werden bei der Flüchtlingsversorgung oft unterschätzt.

"Auch mit Blick auf den sozialen Frieden" sei das "ein Fehler" gewesen, sagte Czaja dem Berliner "Tagesspiegel".
"In solchen Krisen braucht man von Beginn an große Unterkünfte", sagte Czaja, der später Bundestagsabgeordneter wurde und heute Präsident des Deutschen Roten Kreuzes im Landesverband von Berlin ist.
"Nur in einem großen Zentrum kann man alles in eine Linie bringen: Erstregistrierung, medizinische Versorgung, Unterkunft, mögliche Fragen zu Asyl, Kita, Schule hintereinander an einem Ort klären."
Außerdem müssten die Bundesländer stärker zusammenarbeiten.Czaja erinnerte sich an das Jahr, als vor dem damaligen Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) Hunderte Flüchtlinge anstanden und campierten.
"Als ich als Sozialsenator 2011 antrat, kamen circa 1000 Flüchtlinge im Jahr. Schon 2014 waren es 1000 Flüchtlinge im Monat, im Krisensommer 2015 dann 1000 Flüchtlinge am Tag", berichtete er.
Ex-Minister Mario Czaja erinnert sich an die Flüchtlingsversorgung 2015

Richtig sei es daher gewesen, 2016 das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) zu gründen.
Inzwischen laufe vieles besser, "gerade weil es große Unterkünfte gibt. Das haben wir gemerkt, als im Jahr 2022 die vielen ukrainischen Flüchtlinge kamen", sagte Czaja.
Zugleich betonte er, bei der Flüchtlingsversorgung würden kulturelle Aspekte und die Herkunft bis heute unterschätzt.
"Viele Flüchtlinge stören sich weniger an der Größe der temporären Unterkunft, sondern an den ebenfalls Asyl suchenden Nachbarn", so Czaja.
Viele dieser Menschen kämen aus Regionen, in denen es Konflikte mit anderen Volksgruppen gebe.
Titelfoto: Jörg Carstensen/dpa, Britta Pedersen/dpa (Bildmontage)