Fingerkuppe abgebissen, wenig später ist ein Radfahrer tot: Waren Drogen im Spiel?

Von Matthias Kuhnert, Andreas Rabenstein

Berlin/Teltow - Es ist die zweite Horrorfahrt in Berlin innerhalb weniger Tage: Nachdem erst am Donnerstag in Wedding ein BMW-Fahrer bei Rot über eine Ampel fuhr und mehrere Kinder verletzte, folgte am Sonntag die nächste Schreckensfahrt, bei der ein Radfahrer ums Leben kam.

Der Radfahrer starb noch am Unfallort.
Der Radfahrer starb noch am Unfallort.  © Michael Ukas/dpa

Nun hat die Staatsanwaltschaft Potsdam einen Haftbefehl gegen den 27 Jahre alten Fahrer beantragt. Er werde noch heute dem Haftrichter vorgeführt, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Die Behörde wirft dem Mann Totschlag und in zwei Fällen versuchten Totschlag vor. Weitere Angaben macht die Sprecherin zunächst nicht.

Mithilfe von Blutproben werde untersucht, ob der Fahrer Alkohol oder Drogen zu sich genommen hatte. Der Verdacht liegt zumindest nahe, spielten sich am Sonntagvormittag an der Landesgrenze zwischen Berlin und Brandenburg irre Szene ab.

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Eine Amokfahrt, wie zunächst vermutet, konnte die Polizei schnell ausschließen. Vielmehr geriet der Fahrer vermutlich mit dem Beifahrer in einen Streit. Irre: Er soll ihm während der Fahrt eine Fingerkuppe abgebissen haben.

Der 27-Jährige versuchte noch zu fliehen

Der 27-Jährige baute erst in Lichterfelde und dann in Teltow einen Unfall.
Der 27-Jährige baute erst in Lichterfelde und dann in Teltow einen Unfall.  © Michael Ukas/dpa

Zunächst aber war er nicht wie angenommen der Fahrer, sondern Beifahrer, als der 27-Jährige den 43 Jahre alten Fahrer gewürgt und mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben soll.

Bei dem Versuch des 43-Jährigen, sich aus dem Würgegriff zu befreien, gelangte den Angaben zufolge einer seiner Finger in den Mund des 27-Jährigen. Dann biss er zu!

Der 43-Jährige stieg aus und der Jüngere setzte sich ans Steuer. Dann begann die folgenreiche Unfallfahrt. Er beschleunigte den Wagen, stieß zunächst gegen ein geparktes Fahrzeug, später kollidierte das Auto mit einem Postverteilerkasten und fuhr danach eine 59 Jahre alte Fußgängerin sowie einen 66 Jahre alten Fußgänger an.

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Beide wurden schwer verletzt, doch der 27-Jährige fuhr weiter - und verursachte den nächsten Unfall. Nur wenige Hundert Meter später kam er in Teltow erneut von der Straße ab. Am Mauerweg erfasste er einen Radfahrer, der noch vor Ort starb. Ein Fußgänger konnte gerade so noch zur Seite springen.

An einer Baustelle kam der Wagen schließlich zum Stehen. Der Unfallfahrer versuchte noch zu Fuß zu flüchten, konnte aber von der Polizei in der Nähe des Unfallortes festgenommen werden.

Jetzt wird ermittelt, wie es zu der Horrorfahrt kommen konnte. Auch das Unfallauto wird dann von einem Gutachter genau unter die Lupe genommen. Dabei werden auch elektronische Daten wie Geschwindigkeit, Beschleunigungs- und Bremsvorgänge durch den Fahrer, die bei modernen Autos kontinuierlich gespeichert werden, ausgelesen und analysiert.

Erstmeldung um 13.39 Uhr, aktualisiert um 16.26 Uhr.

Titelfoto: Michael Ukas/dpa

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