Hype-Getränk Matcha made in Brandenburg? Teebäuerin will Rekorde brechen
Von Alina Grünky und Lars Nicolaysen,
Zossen (Teltow-Fläming) - Um kaum ein Getränk gibt es derzeit einen solch globalen Hype wie um Matcha. Eine Brandenburgerin will vom Boom profitieren und hierzulande Einzigartiges schaffen.
Der leuchtend grüne japanische Tee wird von den sozialen Medien angetrieben, in denen Influencer Tipps zur Zubereitung, Bewertungen und Rezepte für den Kult-Tee verbreiten.
Im vergangenen Jahr entfiel laut des japanischen Landwirtschaftsministeriums mehr als die Hälfte der rund 9000 Tonnen grünen Tees, die aus Japan exportiert wurden, auf Matcha – doppelt so viel wie noch vor zehn Jahren.
Die Nachfrage nach Matcha ist dermaßen gestiegen, dass Japans Tee-Industrie zuletzt nicht mehr hinterherkam. Manche Geschäfte sehen ihre Regale oft schon kurz nach Ladenöffnung von Touristen leergekauft.
Vom Boom profitieren will Antje Kühnle (37), die eine Teefarm in Deutschland angelegt hat. In Zossen (Teltow-Fläming) in Brandenburg baut die 37-Jährige seit gut zwei Jahren die Teepflanze Camellia Sinensis an. Ziel ist es, 6,5 Hektar zu bepflanzen, derzeit ist sie bei knapp der Hälfte.
Kühnle sieht sich als Pionierin. "Also eine Teefarm in der Größe gab es in Deutschland so noch nicht - ein Betrieb, der Tee professionell anbaut, auf kommerzieller Ebene auch und das in Verbindung mit diesem landwirtschaftlichen Konstrukt der Permakultur." In Nordrhein-Westfalen im Bergischen Land werden im "Tschanara Teegarden" seit 1999 auf etwa 0,4 Hektar Teepflanzen angebaut.
Kühnles Mission: Dass Deutschland eine Teebau-Nation wird. "Ich verwende Saatgut, das sich besonders gut für Grüntee und Matcha eignet", sagt Kühnle, die ursprünglich aus dem Weinbau kommt.
Matcha: "Königsdisziplin" im Teebau
"Die meisten Genome, die in Europa wachsen, sind tatsächlich Genome, die für die Schwarzteeproduktion bestens geeignet sind", sagte die Teebäuerin. "Dass wir jetzt hier diese Genome gewählt haben, die für den Grüntee geeignet sind, das ist auch noch ein zusätzlicher Pionierfaktor."
Kühnles Ziel ist, hochwertigen Matcha herzustellen - das sei im Teebau die "Königsdisziplin".
Allein beim Anbau gibt es schon einiges zu beachten: "Tee braucht viel Wasser. Das Klima hier ist relativ trocken und die Luftfeuchtigkeit zu gering, deswegen muss ich das passende Klima hier schaffen", sagt Kühnle.
Zur Bewässerung sammelt sie Regenwasser und schützt den Boden mit Mulch vor Verdunstung. Ein Gewächshaus mit Fußbodenheizung, betrieben durch eine Photovoltaikanlage, sorgt für die richtige Umgebung während der Anzucht.
Später setzt die Teebäuerin die Pflanzen ins Freie. "Von meinen 200.000 Anzüchtungen habe ich schon 40.000 umpflanzen können." Das funktioniert aus einem Grund in Brandenburg besonders gut: Die Pflanzen brauchen einen niedrigen pH-Wert, und der Boden in der Region ist aufgrund der vielen Nadelbäume von Natur aus sauer.
Damit die Pflanzen auch Winterfröste überstehen, nutzt sie Saatgut aus dem Himalaya und Nordchina. Die erste vermarktbare Ernte wird Kühnle voraussichtlich im Frühjahr 2026 einfahren.
Titelfoto: Michael Ukas/dpa

