Zenti menschenleer! So hart traf der ver.di-Streik die Chemnitzer City

Chemnitz - Die Haltestellen in Chemnitz waren am Dienstag selbst zu den Stoßzeiten menschenleer. Denn fast der gesamte Straßenbahn- und Busbetrieb der CVAG kam durch den ver.di-Streik zum Erliegen.

Ungewöhnliches Bild: Die Chemnitzer Zentralhaltestelle war am Diesntag praktisch menschenleer!
Ungewöhnliches Bild: Die Chemnitzer Zentralhaltestelle war am Diesntag praktisch menschenleer!  © Kristin Schmidt

Die Gewerkschaft hatte zu Warnstreiks für den ÖPNV in ganz Deutschland aufgerufen. Seit März fordert sie die Verhandlung eines bundesweiten Rahmentarifvertrags. Sie will einheitliche Regelungen in allen Bundesländern und verbesserte Arbeitsbedingungen, etwa Schicht- und Wechselschichtzulagen für die Fahrer. Die Arbeitgeber haben die Verhandlungen bisher abgelehnt.

In Chemnitz waren 650 Beschäftigte zum Streik aufgerufen. Bis auf die Linien der Tochter- und Subunternehmen der CVAG sowie die City-Bahn fuhren bis zu den Nachtlinien keine Busse und Straßenbahnen. 

Große Kundgebungen gab es dieses Mal aber nicht: "Wir haben aufgrund von Corona von Demonstrationen abgesehen", erklärte Sven Vogel (49), Gewerkschaftssekretär von ver.di.

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Ein großer Teil der Chemnitzer Pendler musste Einschränkungen hinnehmen. Auch die Händler auf dem Marktplatz neben der Zentralhaltestelle bekamen den Streik zu spüren: "Es sind deutlich weniger Leute unterwegs als sonst", sagte der Verkäufer Michael Leistner (44) vom Rößlerhof aus Burkhardtsdorf.

In anderen sächsischen Städten wurde ebenfalls gestreikt. In Plauen fielen die Straßenbahnen aus, nur die Stadt- und Nachtbuslinien verkehrten wie geplant. Auch in Zwickau waren die meisten Linien betroffen.

Auf dem CVAG-Betriebshof Adelsberg hisste man die Gewerkschafts-Fahne. Demonstrationen gab es aber wegen Corona nicht.
Auf dem CVAG-Betriebshof Adelsberg hisste man die Gewerkschafts-Fahne. Demonstrationen gab es aber wegen Corona nicht.  © Sven Gleisberg
Marktplatz-Verkäufer Michael Leistner (44) vermisste die Laufkundschaft.
Marktplatz-Verkäufer Michael Leistner (44) vermisste die Laufkundschaft.  © Kristin Schmidt

Das sagen CVAG-Kunden zum Streik

Brigitte Rabe (72, Rentnerin)

Die Altchemnitzerin Brigitte Rabe musste für einen Termin ins Zentrum fahren. Dabei wurde sie von den Streiks überrascht. "Ich finde das nicht in Ordnung", sagte sie. "Es gibt so viele andere Probleme."

Brigitte Rabe (72)
Brigitte Rabe (72)  © Kristin Schmidt

Dominik Luba (37, Tresenfachkraft)

"Ich bin unterwegs zur Arbeit und meine Linie fällt aus", sagt Dominik Luba. Verständnis hat er trotzdem: "Wenn's nicht anders geht, ist auch so ein Streik in Ordnung."

Dominik Luba (37)
Dominik Luba (37)  © Kristin Schmidt

Steffi Otto (63, Reinigungskraft)

Steffi Otto hatte einen langen Heimweg von ihrer Nachtschicht als Reinigungskraft. "Ich muss jetzt mit der C11 fahren und dann weiter ins Heckert-Gebiet laufen", sagte sie. "Ich hätte mir mehr Ausweichmöglichkeiten gewünscht."

Steffi Otto (63)
Steffi Otto (63)  © Kristin Schmidt

Helene Eibauer (58, Pädagogische Hilfe)

Helene Eibauer überraschten die Streiks am Morgen. "Ich hab Verständnis dafür", sagte sie, "aber es hätte eine Möglichkeit geben müssen, trotzdem auf die Arbeit zu kommen."

Helene Eibauer (58)
Helene Eibauer (58)  © Kristin Schmidt

Diese Chemnitzer Stadtteile waren komplett abgeschnitten

Nicht alle Pendler hatten von den Streiks gehört. Sie mussten kurzfristig nach anderen Möglichkeiten suchen, zur Arbeit zu kommen - und bei Verspätungen auf das Verständnis der Chefs hoffen. Die Tochter- und Subunternehmen der CVAG und die City-Bahn fuhren zwar. Aber diese erreichen nicht alle Stadtteile. 

Komplett abgeschnitten waren Altendorf, Einsiedel, Erfenschlag, das Lutherviertel, Markersdorf, Morgenleite, Reichenhain, Röhrsdorf, Rottluff und das Yorckgebiet.

Titelfoto: Kristin Schmidt

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