Hier leuchtet Chemnitz so romantisch wie früher
Chemnitz - So schön - und doch vom Aussterben bedroht: Gaslaternen haben Seltenheitswert. Von Jahr zu Jahr verschwinden immer mehr von der Bildfläche. Wirtschaftlich gesehen sind sie schon lange nicht mehr zeitgemäß.

2008 waren es noch 429, heute sind's nur noch 315. Wohlgemerkt handelt es sich dabei um "echte" Exemplare, denn: Gaslaterne ist nicht gleich Gaslaterne! Auf den ersten Blick sieht der Laie keinen Unterschied, das äußere Erscheinungsbild täuscht über die Betriebsart hinweg.
Aber: Viele Gaslaternen besitzen Hochdruckdampflampen (579) oder LEDs (96), wie Eigentümer Eins mitteilt. "Im Typ unterscheiden sie sich ebenfalls. In Chemnitz gibt es Hoch- und Normalleuchten sowie einen Wandausleger", so Eins-Sprecher Christian Stelzmann (39).
Gästeführerin Grit Linke (57) weiß, wo noch echte Gaslaternen zu finden sind. "Wer ganze Straßenzüge mit historischen Laternen sucht, muss auf den Kaßberg oder nach Schloßchemnitz. Rings um den Schloßberg wird man fündig. Auch am Brühl, auf dem Theaterplatz oder in Kappel gibt es welche." Im Lampenkasten trennt sich die Spreu vom Weizen. "Wenn man genau hinschaut, sieht man vier kleine Lämpchen und eine Zündflamme, die immer leuchtet."
Durch die Flamme eines Gas-Luft-Gemisches wird der Gasglühkörper zum Leuchten gebracht. Ein Dämmerungsschalter steuert den Betrieb. "Die Gasleuchte ist an unser Erdgasnetz angeschlossen", so Stelzmann. Monatlich wird kontrolliert, jährlich gewartet. Für den Fall der Reparatur besitzt Eins ein kleines Ersatzteillager. Im Vergleich zu herkömmlichen Varianten kosten Gaslaternen allerdings doppelt so viel und erzeugen weniger Licht. Deswegen rüstet Eins vermehrt auf LEDs um.
Auf Druck von Grünen und FDP setzt sich die Stadtverwaltung aber für den Erhalt der Gaslaternen ein. Die sächsische Denkmalschutzbehörde stellte sie 2012 unter Denkmalschutz.


