Wie steht es um das ehemalige Chemnitzer Kinderheim auf Rügen?

Chemnitz/Lohme - Früher spielten hier Kinder, heute ist das ehemalige Chemnitzer Kinderheim in Lohme auf Rügen eine Ruine: 30 Jahre nach der Wende steht das einstmals prachtvolle Gebäude an der Steilküste leer und verfällt langsam.

Auf dieser historischen Aufnahme erkennt man, was für ein prachtvoller Bau das ehemalige Kinderheim einmal war.
Auf dieser historischen Aufnahme erkennt man, was für ein prachtvoller Bau das ehemalige Kinderheim einmal war.  © imago/Arkivi

Die Stadt Chemnitz hatte das Gebäude, das einst das Hotel "Baltischer Hof" in den 1920er-Jahren war, gekauft. Das Objekt, das direkt an der Steilküste, am heutigen Hochuferweg von Lohme in Richtung Stubbenkammer steht, von da an als Kindererholungsheim betrieben.

Nach einer kriegsbedingten Unterbrechung wurde das Heim im Mai 1948 wiedereröffnet. Der Betrieb wurde 1953 an den zuständigen Kreis übergeben. 

"Das Kinderheim Lohme unterstand somit von 1953 bis 1955 dem Kreis Bergen sowie ab 1. Januar 1956 bis Auflösung des Heimes 1990 dem Kreis Rügen mit Sitz in Bergen", teilte die Stadtverwaltung Chemnitz auf Anfrage mit. 

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Der letzte Mieter des Hauses war die AWO Rügen. Seit 1998 steht das Gebäude leer. 

Im Internet kursieren Bilder, die das Innere des Hauses zeigen sollen: Die Räume sind weitgehend leer, nur vereinzelt stehen noch Stühle und Regale in den Zimmern, die Fenster sind zum Teil kaputt, die Holzböden morsch. Von außen sind die Gebäude fast nicht mehr zu erkennen. Das ganze Grundstück ist zugewuchert. Der alte Zaun rostet vor sich hin und wo er kaputt ist, stehen Bauzäune, um neugierige Besucher abzuhalten. 

2010 wurde das Objekt von der Stadt Chemnitz an ein Berliner Unternehmen verkauft. Wer der aktuelle Besitzer ist und welche Pläne es für das ehemalige Heim und Grundstück gibt, ist unklar. Eine Anfrage beim Amt Nord Rügen blieb bislang unbeantwortet.

Das ehemalige Kinderheim steht seit den 1990er Jahren leer, das Grundstück verwildert.
Das ehemalige Kinderheim steht seit den 1990er Jahren leer, das Grundstück verwildert.  © privat
Der alte Zaun des Heims rostet vor sich hin, Bauzäune sollen neugierige Besucher abhalten.
Der alte Zaun des Heims rostet vor sich hin, Bauzäune sollen neugierige Besucher abhalten.  © privat

Heimgeschichte von tragischem Unglück überschattet

Der Schwanenstein ist ein Findling vor der Küste von Lohme, hier starben 1956 drei Jungs aus dem Kinderheim.
Der Schwanenstein ist ein Findling vor der Küste von Lohme, hier starben 1956 drei Jungs aus dem Kinderheim.  © privat

In den 1950er-Jahren erlangte das Heim nach einem tragischen Vorfall traurige Berühmtheit: Im Februar 1956 war Lohme eingeschneit, am Ufer hatte sich eine Eisschicht gebildet und zum Schwanenstein, einem Findling, der vor der Küste unterhalb des Heims liegt, führte eine Eisbrücke.

Drei Jungs, Uwe (14), Manfred (13) und Helmut (10) liefen über die Brücke zu dem großen Felsen. Während sie dort spielten, merkten sie nicht, wie das Wetter umschlug und Wind aufkam. 

Die Eisbrücke zerbrach, sodass der Rückweg zum Strand abgeschnitten war.

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Andere Kinder, die am Ufer waren, alarmierten die Verantwortlichen im Heim und eine verzweifelte Rettungsaktion begann. Neben Fischern aus Lohme und Sassnitz, waren auch die Volkspolizei sowie Grenzsoldaten daran beteiligt. Jedoch vergebens. Die Kinder waren auf dem Stein erfroren und konnten erst einen Tag später geborgen werden.

Sie wurden auf dem Friedhof Nipmerow, einem Ortsteil von Lohme beigesetzt. 

Titelfoto: privat

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