Schock-Zahlen: Jeder vierte Laden in Chemnitz dicht!

Chemnitz - Rund jeder vierte Einzelhandelsbetrieb in Chemnitz hat seit 2015 dichtgemacht. Das geht aus einem fast 300-seitigen Einzelhandels- und Zentrenkonzept hervor, welches die Stadt in Auftrag gegeben hat.

Stadt im Wandel: So gestaltete sich der Blick ins Chemnitzer Zentrum 2018 noch vom ehemaligen Sporthochhaus aus. Mittlerweile haben viele Geschäfte geschlossen (Archivbild).
Stadt im Wandel: So gestaltete sich der Blick ins Chemnitzer Zentrum 2018 noch vom ehemaligen Sporthochhaus aus. Mittlerweile haben viele Geschäfte geschlossen (Archivbild).  © Klaus Jedlicka

"In den vergangenen Jahren war der Einzelhandel von einer großen Dynamik gekennzeichnet", erklärt Kämmerer Ralph Burghart (52, CDU). Konkret ist die Zahl der Betriebe seit der letzten Analyse 2015 auf 1414 gesunken - 433 Geschäfte weniger als damals.

Besonders betroffen sind laut der städtischen Erhebung Elektronikgeschäfte und Läden für Sportartikel, deren Anzahl um jeweils fast ein Drittel geschrumpft ist.

Der Abwärtstrend zeichnet sich aber auch bei Zeitschriften- (26 Prozent) und Schuhläden (25 Prozent) ab. Nahrungs- und Genussmittel sowie Bäcker und Fleischer verzeichnen einen Schwund von 23,7 Prozent.

Wie geht's mit dem Kaufhof in Chemnitz weiter?
Chemnitz Wirtschaft Wie geht's mit dem Kaufhof in Chemnitz weiter?

Bert Rothe (51) von der IHK führt den schlechten Umsatz der Geschäfte auf eine lange, krisenbelastete Entwicklung zurück: "Der stationäre Einzelhandel hat in den letzten Jahren deutliche Umsatzanteile an den Onlinehandel abgeben müssen."

Dieser Trend habe sich durch mehrere Corona-Lockdowns verschärft. Ohne den Ukrainekrieg (Preissteigerungen, Lieferketten-Probleme, Kaufzurückhaltung) wäre 2022 jedoch wahrscheinlich ein normales Umsatzjahr geworden, so die Einschätzung des Handelsexperten.

IHK-Handelsexperte Bert Rothe (51) erklärt, wieso es zu dem Abwärtstrend kam.
IHK-Handelsexperte Bert Rothe (51) erklärt, wieso es zu dem Abwärtstrend kam.  © Uwe Meinhold
Auch auf dem Brühl stehen zahlreiche Läden leer.
Auch auf dem Brühl stehen zahlreiche Läden leer.  © Uwe Meinhold
Der Friseursalon "Paul's" machte Ende 2022 dicht.
Der Friseursalon "Paul's" machte Ende 2022 dicht.  © Uwe Meinhold
Der Sportartikelladen "GÜ Sport" im Rosenhof schloss kurz vor Weihnachten nach 20 Jahren seine Pforten. Die Branche ist in Chemnitz besonders schwer betroffen.
Der Sportartikelladen "GÜ Sport" im Rosenhof schloss kurz vor Weihnachten nach 20 Jahren seine Pforten. Die Branche ist in Chemnitz besonders schwer betroffen.  © Ralph Kunz

Stadt will Gegenoffensive starten: Bald wieder mehr Läden in der Chemnitzer City?

Der Stadtrat will sich bald mit dem großen Laden-Sterben befassen und eine Gegenoffensive beschließen.
Der Stadtrat will sich bald mit dem großen Laden-Sterben befassen und eine Gegenoffensive beschließen.  © Ralph Kunz

Die Rahmenbedingungen für eine städtische Gegenoffensive sollen im Frühjahr vom Stadtrat beschlossen werden. Das Konzept definiert, wo etwa Ansiedlungen, Erweiterungen oder Verlagerungen avisiert werden sollen.

Der klare Fokus liegt auf der Innenstadt. Nachteilig könnte das Konzept für Zentren werden. Diese stünden laut zugrunde liegendem Gutachten "in einem intensiven Wettbewerbsverhältnis zur Innenstadt".

Deshalb sei ein weiterer Ausbau nicht sinnvoll.

Titelfoto: Klaus Jedlicka, Ralph Kunz, Uwe Meinhold

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