Chemnitz - Auch eine Legende schaute beim Kulturhauptstadt-Marathon zu: Waldemar Cierpinski (74), zweifacher Olympiasieger im Marathon (1976, 1980), kennt Chemnitz noch als Karl-Marx-Stadt und hat hier sportliche Geschichte geschrieben.
"Hier habe ich mir meine Olympia-Qualifikation erlaufen. Das bleibt hängen."
In den 1970er-Jahren war der Chemnitzer Stadtpark Austragungsort des einzigen internationalen Marathonlaufs in der DDR - ein Eliterennen, das ihn mehrfach zum Sieger machte. "Damals ging's um die Olympianorm, heute läuft das Volk, und das ist gut so."
Der Sport habe sich verändert, sagt Cierpinski, "aber die Leidenschaft ist geblieben". Er erinnert sich an die Volksnähe des Laufens, die auch heute noch spürbar sei. "Ein Marathon ist ein Ereignis, das man sich erarbeitet und das lange im Herzen bleibt."
Cierpinski zeigt sich tief beeindruckt vom Kulturhauptstadt-Marathon. "Chemnitz hat das großartig gemacht. Die Musik an der Strecke, die Stimmung, das ist etwas, das bewegt."
Und er weiß, wovon er spricht: Sogar der japanische Kaiser habe ihn einst seiner Frau als "den Mann vorgestellt, nach dem in Deutschland Kinder benannt werden".
Auch wenn er nur noch als Zuschauer dabei war, juckte es ihn spürbar in den Beinen: "Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich sehe, wie viele Menschen heute mit Freude laufen. Das nächste Mal laufe ich vielleicht mit."