Küken aus Nest gestürzt: Wann braucht ein junger Vogel wirklich Hilfe?

Chemnitz - Plötzlich piept es unter dem großen Baum am Wegrand: Ein kleiner Jungvogel ist aus seinem Nest gepurzelt. Bei vielen ist der erste Impuls, hingehen und dem Vögelchen helfen. Aber Achtung, nicht jeder junge Vogel der auf Wiesen oder Wegen sitzt, braucht sofort Hilfe.

Ein Drosselküken sitzt im Gras. Auch dort wird es von seinen Eltern versorgt, Menschen müssen nicht unbedingt eingreifen, außer dem Jungvogel droht Gefahr.
Ein Drosselküken sitzt im Gras. Auch dort wird es von seinen Eltern versorgt, Menschen müssen nicht unbedingt eingreifen, außer dem Jungvogel droht Gefahr.  © karegg/123RF

"Häufig springen Jungvögel aus dem Nest, bevor sie flugfähig sind. Das ist ganz normal. Die Elterntiere versorgen die Jungen auch auf dem Boden weiter, bis das Jungtier fliegen kann", berichtet der Tierschutzverein Chemnitz.

Wenn die Küken schon ein fast vollständiges Gefieder haben, ist alles in Ordnung. Dann gehen sie auf Erkundungstour und werden auch weiter gefüttert. Was für uns Menschen wie ein klägliches Piepsen klingt, ist oft ein "Bettelruf" nach den Eltern.

"Jungvögel, die noch nackt oder kaum befiedert sind, sollten am besten zurück ins Nest gesetzt werden, wenn Ihr wisst, woher der Vogel stammt. Macht Euch keine Sorgen über den Menschengeruch, der an dem Vögelchen haften könnte. Vögel riechen schlecht, und ihnen macht es nichts aus. Kommen die Elternvögel zurück zum Nest und füttern ihren Nachwuchs weiter, ist die Rettung gelungen", heißt es beim WWF.

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Dazu sollte man vorsichtig aus der Ferne beobachten, denn solange sich Menschen bei den kleinen Vögeln aufhalten, bleiben die Eltern fern.

Sonderfall: Mauersegler - hier ist Hilfe nötig

Junge Mauersegler brauchen unbedingt Hilfe, wenn sie am Boden sitzen, denn von da können sie nicht losfliegen.
Junge Mauersegler brauchen unbedingt Hilfe, wenn sie am Boden sitzen, denn von da können sie nicht losfliegen.  © olegd/123RF

Den kleinen Vögeln droht auf dem Boden auch Gefahr. Marder, Krähen oder auch Katzen fangen gern mal so ein Jungtier. Um so etwas zu verhindern, kann man den Vogel in einen erhöhten Ast oder eine Hecke setzen.

"Bitte verzichten Sie darauf, den Jungvogel aus seiner gewohnten Umgebung zu nehmen und selbst großzuziehen. Ein Wildtier hat Todesangst, wenn es angefasst wird", warnen die Chemnitzer Tierschutz-Experten. Auch wenn die Tiere auf Straßen sitzen, kann man sie vorsichtig an eine geschützte Stelle bringen, aber nicht allzu weit entfernt.

Ein Sonderfall sind die Mauersegler: Besonders an sehr warmen Tagen springen die Jungtiere aus dem Nest, weil es darin zu warm wird. Diese Vogelart brütet nämlich, ähnlich wie die Schwalben, gern dicht unterm Dach oder in Mauerspalten.

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Das Problem: Mauersegler können vom Boden aus nicht starten und brauchen Hilfe. Wenn die Tiere gesund sind, kann man ihnen eine erhöhte Position, wie zum Beispiel eine Leiter anbieten, als Starthilfe.

Verletzte Vögel sollten in eine Wildvogelauffangstation. Leider gibt es so eine Station nicht in Chemnitz. Bei Greifvögeln kann man sich an Falkner wenden. Dazu am besten Kontakt zur zuständigen Jagdbehörde aufnehmen.

Titelfoto: olegd/123RF, karegg/123RF

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