Antisemitismus-Vorwürfe: Weitere Kritik an Street Art-Festival Ibug in Chemnitz

Von Andreas Hummel

Chemnitz - Das diesjährige Street Art-Festival Ibug in Chemnitz ist vorbei, doch die Kritik am Umgang mit einigen der ausgestellten Arbeiten hält an.

Das ehemalige Krankenhaus in der Scheffelstraße verwandelte sich für drei Wochenenden in ein temporäres Museum für moderne Kunst.
Das ehemalige Krankenhaus in der Scheffelstraße verwandelte sich für drei Wochenenden in ein temporäres Museum für moderne Kunst.  © Hendrik Schmidt

Es sei zwar zu begrüßen, dass zur Prüfung der Antisemitismus-Vorwürfe mehrere Gutachter herangezogen worden seien, heißt es in einem Brief von Kritikern an den Ibug-Vorstand, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Es verwundere aber, dass kein Experte aus der Antisemitismusforschung dabei gewesen sei.

Zudem seien nach der Kritik die Kunstwerke zwar durch Stellungnahmen der Künstler eingeordnet worden, nicht aber mit den kritischen Einwänden. "In diesem Zusammenhang hat uns sehr überrascht, dass Sie unsere Kritik der antisemitischen Kunstwerke nicht Teil dieser Präsentationen werden ließen."

Das erwecke den Eindruck einer einseitigen Darstellung, heißt es in dem Schreiben. Zu den Unterzeichnern zählen der Chemnitzer Mathematik-Professor Vladimir Shikhman und Vladimir Shvemmer, Chemnitzer Friedenspreisträger 2023.

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Es dränge sich der Eindruck auf, "als hätten Sie die Inhalte unserer Kritik der Öffentlichkeit vorenthalten wollen". "Das kann man beim besten Willen und Gewissen eine Kontextualisierung nicht nennen."

Nach Kritik wurden Teile von Carters Kunstwerk abgehängt und mehrere Gutachten eingeholt

"Deutschland mordet mit" - eine Arbeit von Luke Carter stand unter anderem in der Kritik.
"Deutschland mordet mit" - eine Arbeit von Luke Carter stand unter anderem in der Kritik.  © Hendrik Schmidt

Die Ibug - kurz für Industriebrachenumgestaltung - war dieses Jahr Teil des Programms von Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas 2025. Dazu wurden Arbeiten von 70 Künstlern und Kollektiven aus dem In- und Ausland in einem ehemaligen Krankenhaus in Chemnitz gezeigt. Einige setzten sich mit dem Gaza-Krieg und dem Leid der Zivilbevölkerung auseinander.

In der Kritik standen vor allem Arbeiten von Luke Carter mit dem Slogan "DEUTSCHLAND MORDET MIT" sowie Plan B, in der unter der Überschrift "Netanyahu's Stickers Gaza Set" verstümmelte Kinder gezeigt wurden.

Die Organisatoren hatten nach der Kritik zunächst Teile von Carters Kunstwerk abgehängt und mehrere Gutachten eingeholt.

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Diese wiesen deutlich darauf hin, dass die Vorwürfe grundlegend anzuzweifeln seien, hatte der Ibug-Vorstand mitgeteilt.

Die Schau war am 7. September mit einem Besucherrekord zu Ende gegangen. An drei Wochenenden lockte sie mehr als 38.000 Menschen an.

Titelfoto: Hendrik Schmidt

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