Baden zwischen Baum und Borke, ganz ohne Badebekleidung

Chemnitz - Zusammen mit der Waldtherapeutin eintauchen ins "Wood Wide Web".

Kornelia Schneider (52) bietet seit gut zwei Jahren Kurse zum Waldbaden in Einsiedel an.
Kornelia Schneider (52) bietet seit gut zwei Jahren Kurse zum Waldbaden in Einsiedel an.  © Uwe Meinhold

Viele denken beim Begriff "Waldbaden" sofort ans kühle Nass, jedoch verbirgt sich dahinter etwas völlig anderes, nämlich ein Gesundheitstrend aus Japan.

Seit circa zwei Jahren bietet Kornelia Schneider (52) in Chemnitz-Einsiedel Kurse zum Waldbaden an. "Zu Beginn bekommt jeder Teilnehmer eine Lupe", sagt sie. Damit können Details an Bäumen, Moosen und Büschen besser gesehen werden.

Danach erkundet sie mit den Teilnehmern den Wald. "Wichtig hierbei ist es, dass die Menschen dem Alltagsstress entfliehen und beim Waldbaden zur Ruhe kommen", sagt die 52-Jährige.

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Eine Veranstaltung dauert circa drei Stunden. Kein bloßer Spaziergang, denn die Teilnehmer schlendern durch den Wald. Zwischendurch erklärt Schneider Dinge über den Wald und seine Bewohner, beispielsweise wie die Fichtengallenlaus sich im gleichnamigen Nadelbaum "einmietet".

Dazu werden Atemübungen durchgeführt oder die Teilnehmer lauschen dem Rauschen des Wassers am Bach zu - Innehalten.

Mit einer Lupe der Natur auf der Spur. Damit können beispielsweise Sporen vom Moos gut erkannt werden.
Mit einer Lupe der Natur auf der Spur. Damit können beispielsweise Sporen vom Moos gut erkannt werden.  © Uwe Meinhold
Flechten auf einem Holzstück. In der Natur gibt es beim Waldbaden viel zu entdecken. Das wirkt sich auch positiv auf die Gesundheit aus.
Flechten auf einem Holzstück. In der Natur gibt es beim Waldbaden viel zu entdecken. Das wirkt sich auch positiv auf die Gesundheit aus.  © Uwe Meinhold

Während eines Klinikaufenthalts fiel die Entscheidung

Ziel des Waldbadens ist, dem Alltagsstress entfliehen zu können.
Ziel des Waldbadens ist, dem Alltagsstress entfliehen zu können.  © Uwe Meinhold

Auf der Tour werden auch aus Naturmaterialien kleine Kunstwerke gebastelt. "Ziel ist es, dass die Menschen sich nur mit ihren Sinnen und der Natur beschäftigen", sagt Schneider.

Das senke den Stresslevel sowie Blutdruck und Herzfrequenz. Das Immunsystem werde gestärkt. Keine Esoterik, denn die positiven Effekte des Waldbadens auf die Gesundheit wurden bereits in vielen Studien wissenschaftlich belegt.

Wie kam sie dazu? Die verheiratete 52-Jährige war lange Zeit in der Verwaltung tätig. 2005 starb ihre vierjährige Tochter an Leukämie. Nach weiteren Schicksalsschlägen und wachsendem Stress auf der Arbeit kam es bei ihr 2019 zum Burnout.

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Während eines Klinikaufenthalts nahm sie an einer Waldwanderung teil und war sofort begeistert. Dann fiel die Entscheidung, ein Studium in dieser Richtung zu beginnen. Jetzt ist sie Natur- und Umweltpädagogin, zertifizierte Kursleiterin für Waldbaden sowie Medizinisch-therapeutische Wald- und Naturgesundheitstrainerin.

Tief durchatmen! Kornelia Schneider (52) bei einer Atemübung im Wald.
Tief durchatmen! Kornelia Schneider (52) bei einer Atemübung im Wald.  © Uwe Meinhold

Mehr Infos zu "Wood Wide Web" findet Ihr unter: www.walderleben-erzgebirge.de.

Titelfoto: Uwe Meinhold

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