Diese Frau ist die gute Seele für alle Chemnitzer Weintrinker

Chemnitz - Das Jacques’ Wein-Depot an der Leipziger Straße in Chemnitz ist längst eine feste Größe. Während andere Geschäfte kamen und gingen, blieb die Weinhandlung bestehen. Ihre legendären Feste sind bis heute unvergessen. Am Samstag feiert Inhaberin Sylke Rothe (66) das 30-jährige Jubiläum.

Seit 30 Jahren leitet Sylke Rothe (66) die Filiale.
Seit 30 Jahren leitet Sylke Rothe (66) die Filiale.  © Kristin Schmidt

Der Weg dorthin war nicht geplant, sondern von Schicksal und Zufall geprägt. "Dieser Laden war die beste Entscheidung meines Lebens", sagt Rothe voller Stolz.

Anfang der 90er-Jahre arbeitete die gelernte Restaurantmeisterin im Hotel Domizil in Hartmannsdorf. 1993 veränderte ein Skiunfall mit schwerer Beinverletzung ihr Leben. Acht Operationen folgten. "14 Stunden im Restaurant stehen? Das ging dann einfach nicht mehr", erzählt sie.

Aufgeben war keine Option. Sie besuchte mehrere Seminare rund um alkoholische Getränke. Bei einem Besuch in Dresden entdeckte sie schließlich eine Filiale von Jacques’ Wein-Depot. "So etwas würde doch auch in Chemnitz funktionieren", dachte sie sich.

Sylke Rothe (66, l.) im Gespräch mit CPSV-Präsident und Stammkunde Volker Lange (70) und seiner Frau.
Sylke Rothe (66, l.) im Gespräch mit CPSV-Präsident und Stammkunde Volker Lange (70) und seiner Frau.  © Kristin Schmidt

Sylke Rothe entdeckte zufällig eine Anzeige in der Zeitung

Schon in ihrer Jugend hatte Rothe Berührung mit dem edlen Tropfen.
Schon in ihrer Jugend hatte Rothe Berührung mit dem edlen Tropfen.  © privat / Repro Daniela Schleich

Wochen später entdeckte sie zufällig eine Anzeige in der Zeitung: Jacques’ suchte eine Betreiberin für eine Filiale in Chemnitz. "Das war genau das Stück Himmel, das ich gebraucht habe", sagt Rothe rückblickend.

Sie setzte alles auf eine Karte - mit Erfolg: 14 Tage später hatte sie den Zuschlag. Warum ausgerechnet Wein? Schon in ihrer Jugend hatte Rothe Berührung mit dem edlen Tropfen. Ihr Onkel besaß einen Weinberg bei Meißen. "An hohen Festtagen gab es da immer ein Meistertröpfchen", erinnert sie sich. Das war Ende der 70er-Jahre.

Los ging's 1995 am Standort an der Reichsstraße mit einer Freundin. Bis 1999 war sie dabei. Danach kam Gerhard Maske dazu. "Ein großartiger Mensch. Wir waren nicht immer einer Meinung, aber haben nie gestritten", erzählt Sylke Rothe.

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Doch einfach nur Wein verkaufen? Das war ihr zu wenig. Es mussten passende Events her.

2007 zog das Geschäft an den neuen Standort

Sylke Rothe und Gerhard Maske arbeiteten ab 1999 zusammen.
Sylke Rothe und Gerhard Maske arbeiteten ab 1999 zusammen.  © privat / Repro Daniela Schleich

"Die Hoffeste damals waren legendär", erinnert sich CPSV-Präsident und Stammkunde Volker Lange (70). Zahlreiche Feste - mit Live-Köchen aus dem ehemaligen Restaurant "L’Alsace" und Schauspielern des Theaters - fanden ihren Weg in den "schönsten Hinterhof" am Kaßberg.

Dazu kamen noch die "Beaujolais-Primeur-Partys" (seit 1997). "Danach haben viele freitags nur auf Sparflamme gearbeitet", schildert Rothe mit einem Augenzwinkern. Da gab es selbstgemachtes Schmalz, Walnussbrot und saure Gurken. Und natürlich Wein.

Auch Ecke Bauer spielte öfter auf den Events. "Nach der ersten Party kannte ihn jeder", erinnert sich Rothe. Die letzte fand 2013 statt.

2007 zog das Geschäft an den heutigen Standort. Maske verstarb 2014. Ein Foto des langjährigen Weggefährten hängt heute noch im Laden. Auch die Trauerfeier fand im Laden statt. Trotz zweier schwerer Erkrankungen ließ sie sich nie unterkriegen. "Das Geschäft ist ein Rückzugsort für mich, ein Ort des Friedens", resümiert Rothe.

Gemeinsam mit zwei Mitarbeitern führt sie das Geschäft heute.

Titelfoto: Kristin Schmidt

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