So geht es den jungen Ukrainern in Chemnitz

Chemnitz - Seit Beginn des russischen Angriffs Ende Februar 2022 ist Chemnitz ein Zufluchtsort für etwa 8500 Ukrainer geworden. Obwohl sie ihre Herkunft eint, unterscheiden sie sich in ihrem Alter, ihren Erlebnissen und Vorstellungen. TAG24-Praktikant Danylo Havva (19), selbst Ukrainer, hat mit dreien von ihnen gesprochen - zwei jungen Männern und einer jungen Frau, die eigene Perspektiven auf die Stadt haben, in der sie jetzt wohnen.

Alexander Bashmakov (19)

Alexander Bashmakov (19) liest in seiner Freizeit gern Bücher am Schlossteich.
Alexander Bashmakov (19) liest in seiner Freizeit gern Bücher am Schlossteich.  © Kristin Schmidt

Der junge Mann kommt aus Mykolajiw, einer Großstadt im Süden des Landes. Nach Chemnitz flüchtete er im Sommer 2023.

Nach seiner Ankunft bewarb er sich um ein Fernstudium für Politik an der Nationalen Wassyl-Karasin-Universität in Charkiw.

Seine Motivation: "Politik ist für mich eine Möglichkeit, die Ukraine besser zu machen", erklärt Alexander.

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Die erste Zeit in Chemnitz war schwierig. "Das war eine neue Etappe meines Lebens. Keine Freunde, Unwohlsein und Unverständlichkeit. Die neue Umgebung und das andere System waren eine Belastung."

Heute mag er besonders die architektonischen Kontraste der Stadt, die Gründerzeit, die DDR und Moderne verbinden. "Manchmal erinnert mich Chemnitz an meine Heimstadt - im schlechten Sinn, mit ihrem sowjetischen architektonischen Erbe."

Vladislav Showko (19)

Vladislav Showko (19) trifft sich am Karl-Marx-Kopf oft mit Freunden oder Bekannten.
Vladislav Showko (19) trifft sich am Karl-Marx-Kopf oft mit Freunden oder Bekannten.  © Uwe Meinhold

Der 19-Jährige kommt aus der besetzten Stadt Mariupol. "Ich hab gehofft, dass ich in meinem Land bleiben werde, aber meine Verwandten haben anders entschieden", sagt Vladislav.

Im Frühling 2023 zog die Familie nach Deutschland. Binnen kurzer Zeit fand er in Chemnitz, sogar bundesweit, viele Bekannte und Freunde, mit denen er seinen Alltag verbringt.

"Viele habe ich zufällig im Internet oder auf der Straße kennengelernt. Manchmal sind das Freunde von Freunden, deren Kontakte ich bewahre."

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Er sieht darin einen Vorteil für seine künftige Arbeit: "Für mich als angehender Regisseur ist es wichtig, ein großes Netzwerk zu haben."

In Chemnitz will er nicht bleiben: "Die Stadt ist ruhig, komfortabel, befindet sich in der Nähe von zwei Großstädten. Aber ich will für mein Regiestudium umziehen."

Anastasia Geliashvili (23)

Nach der Arbeit schlendert Anastasia Geliashvili (23) häufig über den Markt, um sich zu erholen.
Nach der Arbeit schlendert Anastasia Geliashvili (23) häufig über den Markt, um sich zu erholen.  © Ralph Kunz

Die junge Frau kommt aus Odessa am Schwarzen Meer. Sie flüchtete mit ihren Verwandten im Frühling 2022 nach Deutschland. Chemnitz war für sie das Ziel, denn dort lebt ihr Freund, mit dem sie bereits vor dem Krieg eine Beziehung führte.

Nun sind die beiden verheiratet und Anastasia macht ein duales Studium zur Mediengestalterin. Davor arbeitete sie als qualifizierte Dolmetscherin, aber dieser Beruf machte ihr keinen Spaß.

"Die Arbeit war traurig, weil ich immer persönliche Probleme der Kunden erfahren musste", sagt Anastasia.

Was sie gar nicht an Chemnitz mag, ist das Wetter: "Einen Tag ist es warm, am nächsten Tag kalt, später regnet es. Es ist so unstabil."

Dafür schätzt sie die Wärme der Menschen. "Viele lächeln mich an, sie sind offen und freundlich. In meinem Land ist das anders."

Titelfoto: Ralph Kunz, Kristin Schmidt, Uwe Meinhold

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