Gerichtsreporter in Handschellen: Selbsttest zum "Tag der Justizkultur"
Chemnitz - Aus Sachsens Gerichten habe ich schon über viele Fälle berichtet - am Mittwoch wechselte ich zum "Tag der Justizkultur" am Chemnitzer Landgericht die Seiten. Bei der Aktion "Hier werden Sie gefesselt - Gefangenentransporter des Justizvollzugs" konnte ich hautnah erfahren, wie es sich wirklich anfühlt, als Sträfling zum Prozess kutschiert zu werden.

Wenn ein Häftling vom Gefängnis zum Gericht, zum Zahnarzt oder zum Röntgen gefahren wird, ist Sicherheit oberstes Gebot! "Im Endeffekt müssen wir immer darauf achten, dass die Gefangene im Auto nicht ausrastet", erzählt Beamtin Frau Engmann (41) von der Frauen-JVA Chemnitz.
Bis zu zwei Häftlinge können in dem Wagen befördert werden - mit zwei Beamten, die auf dem Rücksitz Platz nehmen und einer Kamera im Auto.
Nach einer kurzen Erklärung lasse ich mich von den Beamten in Ketten legen. Zunächst sind die Füße dran. "Dann muss sich die Gefangene anschnallen, danach werden Handfesseln angelegt", erklärt Engmann weiter. Es gilt die Regel: Gefangene müssen immer doppelt gefesselt sein.
Auch wichtig: Die Beamten dürfen keine Waffen am Mann (oder an der Frau) haben. "Was wir am Körper tragen, kann uns entnommen und gegen uns verwendet werden."
Mit allen Kräften versuche ich, mich von den Fesseln zu lösen - keine Chance!


Offene Türen für die Kulturhauptstadt

Laut Landgerichts-Präsident Dominik Schulz (57) war es am Mittwoch das erste Mal, dass sowohl Landgericht als auch Amtsgericht und Staatsanwaltschaft ihre Türen für die Öffentlichkeit öffneten.
Grund für die Aktion: die Kulturhauptstadt.
"Wir wollen Interesse für die Justiz wecken, die auch ein Teil der Kultur ist, nämlich Rechts- und Justizkultur", so Schulz.
Titelfoto: Ralph Kunz