Chemnitz: In dieser alten Fabrik sind moderne Luxus-Wohnungen entstanden

Chemnitz - Neues Luxus-Quartier für den Chemnitzer Sonnenberg! Einst wurden in der Riemann-Fabrik an der Hofer Straße Fahrzeuglampen für Horch und Maybach hergestellt. Nach dem Wende-Aus drohte das riesige Areal zu verfallen, stand kurz vor dem Abriss. Dann hat ein Leipziger Investor die Industrie-Perle entdeckt und in letzter Sekunde gerettet. Jetzt befinden sich in der ehemaligen Werkstätte mit die modernsten Wohnungen der Stadt.

Vom alten Turm der Riemann-Fabrik überblickt man den Innenhof und auf die typische gelbe Klinkerfassade des Baus.
Vom alten Turm der Riemann-Fabrik überblickt man den Innenhof und auf die typische gelbe Klinkerfassade des Baus.  © Uwe Meinhold

"Wir haben als Unternehmen eine Busfahrt über den Sonnenberg gemacht. Da ist uns die Ruine zum ersten Mal aufgefallen", erinnert sich Eckard Stiegele (56), Chef von Hansa Real Estate. Mit dem Engagement von Thomas Morgenstern (67), damals Leiter der Denkmalschutzbehörde, ging der Verkauf schnell über die Bühne. "Es war eine Herzensangelegenheit für ihn."

Bei der Sanierung spielte der Denkmalschutz eine große Rolle. Wichtigste Bedingung: Der 33 Meter hohe Turm, in dem sich noch heute der Wasserkessel befindet, muss bleiben. Leider klappte es aus Sicherheitsgründen nicht mit einer Türmer-Wohnung.

Wohnungen gibt es trotzdem mehr als genug: 42 an der Zahl, mit ein bis sechs Zimmern.

Chemnitz: Chemnitz: Teilsieg im Dauerzoff um eine Sonnenberg-Ampel
Chemnitz Lokal Chemnitz: Teilsieg im Dauerzoff um eine Sonnenberg-Ampel

"Die größte hat fast 200 Quadratmeter. Das ist schon was Besonderes für Chemnitz", so Stiegele. Auch sonst wird mit Luxus nicht gegeizt: Loft-Decken mit bis zu vier Metern Höhe, Maisonette-, Penthouse-Stil, Tiefgarage. Allein das Treppenhaus macht viel her. "Bis auf einige Neubauten sind die Fassaden genau wie früher." Mehr als 15 Millionen Euro hat Hansa Real in den Ausbau investiert.

Als Eigentumswohnungen sind alle 42 Einheiten längst verkauft. 17 von 42 sind vermietet. Die Preise liegen zwischen 8,50 und 10,70 Euro kalt pro Quadratmeter.

Die einstige Ruine neben der Fürstenstraße ist zu einem Schmuckstück geworden.
Die einstige Ruine neben der Fürstenstraße ist zu einem Schmuckstück geworden.  © Uwe Meinhold
Eckhard Stiegele (56, l.), Vorstand der Hansa Real Estate und Volker Rößler (55), Geschäftsführer der Hansa Strukturbau zeigen stolz die neuen Räume.
Eckhard Stiegele (56, l.), Vorstand der Hansa Real Estate und Volker Rößler (55), Geschäftsführer der Hansa Strukturbau zeigen stolz die neuen Räume.  © Uwe Meinhold
Die ehemaligen Riemannwerke standen kurz vor dem Abbruch, als sie von einem Investor entdeckt wurden.
Die ehemaligen Riemannwerke standen kurz vor dem Abbruch, als sie von einem Investor entdeckt wurden.  © Kristin Schmidt
Die Erhaltung des Turms war ein wichtiges Anliegen des Denkmalschutzes.
Die Erhaltung des Turms war ein wichtiges Anliegen des Denkmalschutzes.  © Uwe Meinhold

Wer war August Hermann Riemann?

Mike Hähle (50) kümmert sich um die Geschichte(n) historischer Gräber in Chemnitz – hier am Grab der Familie Hermann Riemann.
Mike Hähle (50) kümmert sich um die Geschichte(n) historischer Gräber in Chemnitz – hier am Grab der Familie Hermann Riemann.  © Uwe Meinhold

Ende der 1860er-Jahre bastelt August Hermann Riemann (1843-1913), ein gelernter Lackierer, erstmals in seiner kleinen Werkstatt auf der Amalienstraße (heute: Tschaikowskistraße) an Fahrradlampen.

Schnell wurde die Produktion vergrößert und 1890 eine Fabrik auf der Humboldthöhe gebaut. Anfang des 20. Jahrhunderts kamen Autolaternen dazu.

Nachfrage und Qualität stimmten, sogar Maybach und Horch wollten die Lampen, später die Wehrmacht. Riemann entwickelte sich auf seinem Gebiet zur Welt-"Marke".

Chemnitz: Pläne für Niners-Halle hinter "Parteisäge" in Chemnitz werden konkreter
Chemnitz Lokal Pläne für Niners-Halle hinter "Parteisäge" in Chemnitz werden konkreter

In der DDR wurden unter dem Namen "VEB Fahrzeugelektrik Karl-Marx-Stadt" auch Zündanlagen produziert. Mit der Wende gerät die Firma in Schieflage und geht unter.

Noch heute strahlt an der Hofer Straße die Villa von Sohn Otto Riemann († 1912).

Titelfoto: Uwe Meinhold

Mehr zum Thema Chemnitz Lokal: