Chemnitz: Sind unsere Schulen bereit für künstliche Intelligenz?

Chemnitz - Ob beim Googeln, an der Telefon-Hotline oder über Apps wie ChatGPT: Künstliche Intelligenz (KI) ist im Alltag angekommen. Auch in den Chemnitzer Klassenzimmern? Kann KI irgendwann den Lehrer ersetzen? Darüber diskutierten Schüler und Lehrer im Rahmen des Mode-Projektes "fashiontex" mit Experten und Sachsens Kultusminister Conrad Clemens (42, CDU) in der "Fabrik" an der Zwickauer Straße.

Kultusminister Conrad Clemens (42, CDU, M.) stellte sich klugen Schülerfragen zu künstlicher Intelligenz.
Kultusminister Conrad Clemens (42, CDU, M.) stellte sich klugen Schülerfragen zu künstlicher Intelligenz.  © Uwe Meinhold

Hat KI im Schulalltag bereits Einzug gehalten? "Wir stehen noch am Anfang", räumt Clemens ein. So gebe es seit diesem Schuljahr Lizenzen für den KI-Assistenten "KAI", der Schülern der fünften bis zwölften Klassen individuell bei Mathe helfen soll. "Ich habe den Eindruck, das wird gut angenommen."

Beim Thema KI sieht der Minister mehr Chancen als Risiken, auch für Lehrer: "Es könnte den großen Aufwand für die Vor- und Nachbereitung von Unterricht verringern, perspektivisch auch bei Korrekturen helfen. Wobei man vorsichtig sein muss, wenn man zum Beispiel persönliche Handschriften bei ChatGPT hochlädt."

CDU-Landtagsabgeordnete Sandra Gockel (51), früher selbst langjährige Schuldirektorin, gibt zu bedenken: "Ich schätze, dass der KI-Einsatz, um Kindern zu helfen, für 50 Prozent der Lehrer noch eine große Hürde darstellt."

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Dass sich daran so schnell wohl nichts ändert, muss auch der Kultusminister einräumen: "Zu diesem Thema gibt es noch keine institutionelle Fortbildung."

"Die Fabrik" in der Zwickauer Straße ist Schauplatz des zweitägigen Mode-Festivals "fashiontex".
"Die Fabrik" in der Zwickauer Straße ist Schauplatz des zweitägigen Mode-Festivals "fashiontex".  © Uwe Meinhold

Bildungsexperte Thomas Schmidt: KI sei kein bloßes Werkzeug - "Sie spricht zurück"

AI - englisch für künstliche Intelligenz - ist längst im Schulalltag angekommen.
AI - englisch für künstliche Intelligenz - ist längst im Schulalltag angekommen.  © Uwe Meinhold

Wie frustrierend das in der Praxis ist, machte Katarina Seidel, Lehrerin an der Unteren Luisenschule, klar: "Wir werden gar nicht darauf vorbereitet!" Auch die Beteuerung der Politiker, wie wichtig Bildungs-Infrastruktur sei, verärgerte die Lehrerin: "Klar haben wir einen Klassensatz Tablets, aber der ist zu 90 Prozent kaputt. Warum ist die Ausstattung an Gymnasien viel besser als an Oberschulen?" Clemens versuchte, zu beschwichtigen: "Sie sind jetzt vorn auf meiner gedanklichen Liste."

Wie wichtig der technische Fortschritt wird, machen Experten deutlich: "Durch KI geht die Schere noch viel weiter auf. Starke Schüler verbessern sich, schwache fallen weiter ab", warnt Jonas Kobenschlag, der bundesweit Lehrer in Sachen Medienkompetenz schult.

Bildungsexperte Thomas Schmidt sieht Lehrer durch KI künftig in einer neuen Rolle: "Wir müssen nicht mehr die Antworten lernen, sondern die richtigen Fragen zu stellen." Denn KI sei kein bloßes Werkzeug: "Sie spricht zurück."

Titelfoto: Uwe Meinhold

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