Chemnitzer Polizei öffnet sich für den Nachwuchs
Chemnitz - Trotz der grellen Sonne sind die Augen von Linda und Lavinia (beide 14) bei der Vorführung von Polizeihündin Kiwi (2) weit geöffnet. Die Mädels wollen später selbst einmal zur Hundestaffel. Als sie vom Schnuppertag der Chemnitzer Polizei erfuhren, waren sie sofort Feuer und Flamme.
Die Beamten ermöglichten 50 Jugendlichen einen Einblick in die Ausbildung auf der Polizeifachschule. Auf dem Gelände der Bereitschaftspolizei lernten die jungen "Ermittler" allerhand über das Verhalten bei Einsätzen, Finden von Spuren sowie die Verwendung von Verkehrstechnik.
"Wir wollen jungen Menschen frühzeitig einen Einblick in die Polizeiarbeit geben und ihnen den Job auch etwas schmackhaft machen", erklärt Organisator und Polizeilehrer Dirk Hofmann (54).
Egal ob als Fährtenleser, Sprengstoffschnüffler, Beschützer oder Drogenspäher: Die Vierbeiner sind echte Allrounder. Obwohl die Teilnehmer sich solche Mühe beim Verstecken der Crystal- und Kokainpäckchen (unter Aufsicht der Polizisten) im Wald gaben, brauchte Kiwi keine zwei Minuten, um sie aufzuspüren.
Apropos Aufspüren: Bei der nächsten Station, der Kriminalistik, bewiesen die Jugendlichen sich mit Pulver und Pinsel bewaffnet selbst als Nachwuchs-Forensiker. So mancher war ziemlich beeindruckt, wie schnell seine eigenen Fingerabdrücke aufgespürt werden können.
Ausbildung bei der Polizei ab 16 Jahren möglich
Spannend war für die 50-köpfige Gruppe auch, mit der Laserpistole zu "schießen", etwas über das Vorgehen bei Einsätzen zu erfahren und beim Sport zu erproben, ob sie fit genug für den Polizistenjob sind.
Alt genug waren viele der Teilnehmer bereits: "Eine Ausbildung bei der Polizei ist ab 16 Jahren möglich", weiß Sprecherin Jana Ulbricht (45). "Es gibt aber auch Spätberufene", ergänzt Hauptkommissar Hofmann.
Der Mix mache es: In den rund zwölf Klassen à 25 Schüler finden sich Ü30-Jährige wie U20-Jährige wieder. So mancher machte selbst einmal einen Schnuppertag bei der Polizei mit.
Und grüßt dann Dirk Hofmann von der Polizei-Schulbank aus, noch bevor dieser sich als Lehrer vorgestellt hat.
Grundpfeiler der Demokratie
Kommentar von Gabriel Schwab
Mutige Entscheidungen: Davon müssen Polizisten in ihrer Laufbahn jede Menge fällen. Allen voran bei der Berufswahl selbst. Gerade deswegen ist es so wichtig, aus den richtigen Gründen Gesetzeshüter zu werden.
Denn wie der Name schon verrät, geht es bei dem Job genau darum: die Einhaltung der geltenden Gesetze. Dafür braucht es eine Liebe für Demokratie und Republik. Unter anderem, weil Polizisten auch nur Menschen sind, denen nicht jedes Gesetz gefällt - sie es aber gleichwohl umsetzen müssen. Bestes Beispiel dafür waren die Corona-Maßnahmen, die auch innerhalb der Frauen und Männer in Blau unterschiedlich gesehen wurden.
Fragt man einen jungen Menschen nun, warum er Polizist werden möchte, dürfte er wohl kaum diese Beweggründe nennen. Im Gegensatz zur Attraktivität eines Beamtenstatus dürfte auch das Gehalt bei der chronisch unterbezahlten Polizei keine Motivation sein. Zudem nehmen die Anfeindungen und sogar Übergriffe auf Ordnungshüter dem Job seine Attraktivität.
Also warum entscheiden sich junge Menschen für die "Verdächtig guten Jobs"? Beim Schnuppertag der Chemnitzer Polizei rumgefragt, nennen Interessenten und Auszubildende ganz unterschiedliche Gründe. Zum Beispiel, dass man die Gesellschaft ein bisschen besser machen möchte. Oder dass man schon immer die Mutter für ihren Polizistenjob bewundert habe und ihr nacheifern möchte. "Ich finde es spannend, Verbrechen aufzuklären", sagt ein weiterer Teilnehmer.
Unterschiedlich und doch nicht so verschieden: Im Endeffekt drücken alle diese Motivationen eine Liebe zu Recht und Ordnung aus - und somit zu Grundpfeilern der Demokratie. Den Lehrern und Ausbildern kommt die schwierige Aufgabe zu, alle auszusortieren, die die falschen Beweggründe haben - sich womöglich nicht auf dem Boden der Demokratie bewegen.
Titelfoto: Kristin Schmidt

