Demo gegen Wehrpflicht: Schülerstreik zur Unterrichtszeit sorgt für Ärger mit der Behörde

Chemnitz - Am Freitag wollen bundesweite Schüler gegen die geplante Rückkehr der Wehrpflicht protestieren: in Chemnitz ist die Demo für 11 Uhr am Karl-Marx-Monument angekündigt. Während "Jugend gegen Krieg" mobilisiert, sorgt ein Rundschreiben des Landesamtes für Schule und Bildung (LaSuB) für Ärger: Freistellungen zur Demo-Teilnahme würden nicht anerkannt.

Lourdes Barthold (25, l.) und Michael Klemens (27, Bezirksjugendvorstand ver.di) rufen zum Streik gegen die Wehrpflicht auf.  © Sven Gleisberg

Mitorganisatorin Lourdes Barthold (25) wirft der Behörde massive Einschüchterung vor. "Wir sind mega wütend", schimpft sie. Viele Schüler hätten berichtet, "dass deren Schulen Druck machen, weil sie auf die Demo gehen wollen".

Besonders brisant: An mehreren Gymnasien wurden ausgerechnet zur Streikzeit Leistungskontrollen angesetzt. "Das ist eine ganz klare Form von Einschüchterung", so Barthold.

Das LaSuB weist die Vorwürfe zurück. Sprecher Clemens Arndt (47) erklärt: "Ein Streik ist kein entschuldigter Grund für das Fernbleiben vom Unterricht, auch wenn er politisch motiviert ist." Die Schulpflicht stehe über allem und "Eltern sollten sich bewusst sein, dass sie für deren Einhaltung verantwortlich sind und bei Verstößen belangt werden können".

Chemnitz Lokal Tragischer Unfall auf Chemnitzer Kaßberg: Rentner stürzt und stirbt

Zu Absprachen von Klassenarbeiten heißt es: "Es gab dazu keine Abstimmungen unserer Behörde mit Schulleitungen."

Anzeige
"Ein Streik ist kein entschuldigter Grund für das Fernbleiben vom Unterricht", sagt LaSuB-Sprecher Clemens Arndt (47).  © Maik Börner

Demo-Organisatorin Barthold: "Wehrpflicht betrifft ganze Familien"

Die Aktivisten planen dennoch weiter. Die Wehrpflicht soll ab 2026 schrittweise wieder eingeführt werden, betroffen wären vor allem junge Männer, die gemustert und eingezogen werden könnten.

"Es geht um deren Zukunft." Trotz Gegenwind wollen viele Schüler kommen. "Wir sagen ihnen, dass Eltern sie immer für einen Tag freistellen dürfen", so Barthold. Die Forderung an Chemnitz: Solidarität. "Das betrifft nicht nur uns, sondern ganze Familien."

Arndt betont aber: "Das Demonstrationsrecht kann nach dem Unterricht auf jeden Fall wahrgenommen werden."

Mehr zum Thema Chemnitz Lokal: